Neobooks - Transalp 6
Hilfe eintauschen. Zu schade war, dass sie nirgends eine Stange Zigaretten fand. Die wäre in dieser Woche sicher ähnlich viel wert gewesen wie das Säckchen Brillanten noch in der letzten.
Spannagelhaus , 15.05 Uhr
»Das ist doch viel zu einfach!« Anselm Plank schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Er saß auf der Terrasse des Spannagelhauses und grübelte über dem Rätsel auf dem Fax. »Den alten Pfadfindertrick kenne ja selbst ich. Den kleinen Zeiger der Uhr auf die Sonne richten, dann zeigt die Mitte zwischen kleinem Zeiger und der 12 exakt nach Süden. Und es steht ja sogar auf dem Bild drauf!«
»Er will uns halt mal ein einfaches Luxusrätsel stellen. So wie diese Etappe eine Luxus-Etappe ist. Mit Zug, Bergbahn und Einzelzimmer. Echtem Einzelzimmer.« Stephanie Gärtner ließ sich die Spätnachmittagssonne ins Gesicht scheinen und zog am Strohhalm ihrer Johannesbeerschorle. »Boah, ein kleines Pilseken wäre jetzt schon was. Aber der große Meister hat ja Alkoholverbot verhängt.«
»Aus gutem Grund. Jetzt schau doch du auch mal hier auf die Karte. Ich werde noch damisch. Ich habe jetzt sämtliche Karten durch, die’s hier oben gibt. Auch die historischen. Aber wenn ich von dem Spannagelhaus hier eine Linie ziehe, die genau nach Süden zeigt, dann ist auf dieser Linie einfach keine Hütte. Und zwar durch die ganzen Alpen nicht.«
»Dann hat er sich vertan, der Spindler.«
»Der vertut sich nicht.«
»Dann denken wir wieder mal in die falsche Richtung.«
»Nein, denn ich habe auch die anderen möglichen Lösungen geprüft. Von keiner Hütte hier in der Gegend führt die direkte südliche Verlängerung zu einer anderen Hütte. Nicht in Österreich, nicht in Italien, nirgends.«
»Dann hast du das Rätsel falsch verstanden.«
»Wahrscheinlich. Ich darf der Frau Hauptkommissarin noch einmal vorlesen: ›LIEBER HÜTTENPFADFINDER, LIEBE ASSISTENTIN, HIER EURE AUFGABE: DAS BILD MIT DER UHR HABE ICH IN EINEM PFADFINDERBUCH MEINER KINDHEIT GEFUNDEN. RICHTET DEN STUNDENZEIGER EURER UHR AUF DIE SONNE. DIE MITTE ZWISCHEN DEM KLEINEN ZEIGER UND DER 12 WEIST EUCH DIE RICHTUNG ZUR NÄCHSTEN HÜTTE AUF UNSEREM GEMEINSAMEN WEG.‹
»Pfff – Assistentin. So sind sie halt, die alten Männer. Wenigstens hat er nicht Sekretärin geschrieben. Und, sind wir genau so vorgegangen, Herr Erster Kriminalhauptkommissar Plank?«
»Exakt. Probiers doch selbst mal.«
»Ich habe nur eine Digitalanzeige auf meinem Handy.«
»Da siehst du mal, dass ihr mit eurem modernen Zeug in einer echten Notsituation aufgeschmissen seid.«
»Wieso? Dann rufe ich halt mit dem Handy die Bergwacht an. Das kannst du mit einer alten Taschenuhr nicht. Außerdem hat mein Handy einen eingebauten Kompass. Ich brauche eure umständlichen Sonnenuhr-Spiele von vor 50 Jahren gar nicht.«
Plank rieb sich den dreifachen Tränensack unter dem rechten Auge. »Sonnenuhr? 50 Jahre? Moment. Ja klar. Sonnenuhren stimmen ja im Sommer nicht. Wegen der Zeitumstellung. Und das Buch ist aus Spindlers Jugend. Das war irgendwann in den Sechzigern oder Siebzigern. Da gabs noch keine Sommerzeit.«
»Du musst also eine Stunde beim kleinen Zeiger dazunehmen. Und von dort die Mitte zur 12. Oder?«
»Schmarrn. Ich muss die Stunde wegnehmen. Denn es ist ja eigentlich astronomisch gesehen eine Stunde früher.«
»Stimmt. Dann musst du deine Linie eben um 15 Grad nach links verlegen. Ganz einfach. Kommt da dann eine Hütte?«
»Pfeilgrad! Die Olpererhütte! Das hast du die ganze Zeit gewusst und mich da rumrätseln lassen!«
»Ich? I wo. Da bist du alter Rätselprofi doch selbst draufgekommen. Wozu brauchst du mich dabei?«
»Was ist denn jetzt mit dir los? Ich habe geglaubt, wir hätten uns ausgesprochen.«
»Wir haben ein wenig gelacht. Und dann über andere Dinge wie Gletscher und Naturverschandelungen gesprochen. Wenn das die bayerische Art der Aussprache ist, dann haben wir uns ausgesprochen. Dann können wir unseren kleinen Betriebsausflug ja munter fortsetzen. Dann gehen wir morgen da halt hin. Jetzt lass uns noch ein wenig ausruhen, ja, Anselm?«
»Also, dann haben wir jetzt Zeit, uns auf dem Weg zur Olpererhütte noch einmal ordentlich auszusprechen. Da gehen wir jetzt nämlich hin.«
»Was, heute noch?«
»Es ist jetzt halb vier. Man braucht laut dem Schild da drüben viereinhalb Stunden«, deutete Plank auf den Wegweiser neben der Terrasse. »Also sind wir um spätestens neun Uhr da. Da ist es noch hell. Los, pack deine Sachen zusammen!«
»Und
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