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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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richtig im Kopf. Andere wiederum sahen in ihm einen Weisen, suchten seinen Rat und behandelten ihn mit großer Ehrfurcht. Yonathan liebte den alten Yaschmon wie ein Sohn seinen Vater und er wusste, dass dieses Gefühl auch erwidert wurde. Obwohl Navran Yaschmon selten viel redete, konnte er doch, einmal am Zuge, von den herrlichsten Abenteuern und schrecklichsten Ungeheuern erzählen, die ihm in seinem langen Leben begegnet waren.
    Die Erinnerungen an Navran Yaschmons Erzählungen erwachten in Yonathans Phantasie zu neuem Leben. Er glaubte, einen eisigen Atem in seinem Nacken zu spüren und erstarrte, wagte kaum zu atmen. Angestrengt lauschte er in die Dunkelheit. Kein Laut war zu hören, kein Ungeheuer zu sehen. Langsam entspannte er sich wieder. Der kalte Lufthauch war wohl nur ein Windstoß gewesen, der sich in die Höhle verirrt hatte.
    Yonathan atmete tief, dann machte er sich wieder an die Erkundung seiner neuen Umgebung. Nach drei oder vier Schritten fühlte er die Wand der Höhle. Sie war unangenehm feucht. Er ertastete Fels und starke, krumme Wurzelstränge – wahrscheinlich von der umgestürzten Eiche, die er beim Verlassen des Waldes auf der Wiese gesehen hatte.
    Langsam tastete er sich an der Wand entlang. Mit den Füßensuchte er dicht über dem Boden nach einer Öffnung. Da das Loch in der Decke die Form eines Halbkreises beschrieb, konnte er den Fortschritt seines Erkundungsganges gut verfolgen. Seine Hände begannen zu schmerzen; die Felsen waren voller Ecken und Kanten. Und bald gab es keinen Zweifel mehr: Er saß in der Falle.
    Er fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen. In einem Stoßgebet wendete er sich an Yehwoh, den Vater aller Dinge. Vielleicht konnte er ihm helfen. Yonathan gehörte nicht zu den Menschen, die nur in Notfällen zu ihrem Gott beteten. Sein Verhältnis zu Yehwoh war eher wie zu einem Vater: respektvoll und freundschaftlich. Und in der Kraft und Ausgeglichenheit, die er aus den Gebeten schöpfte, erkannte er die Antwort seines Gottes.
    So blickte er auch jetzt etwas ruhiger und gefasster auf den schwachen Lichtschimmer, der durch die Deckenöffnung zu ihm herab sickerte. Die Abenddämmerung. Wie die Zeit verging! Ob oben immer noch die Drachen, Elefanten und Segelschiffe über den Himmel zogen?
    Yonathan zuckte zusammen. Er musste kurz eingenickt sein. Wie viel Zeit war vergangen? Draußen dämmerte es noch immer. Oder schon wieder?
    Ihm war kalt und er fühlte sich zerschlagen. Schwerfällig stellte er sich auf die Beine, massierte die steifen Glieder. Sein Magen knurrte.
    »Wie komme ich hier nur heraus?«, fragte er laut. »Soll ich mit bloßen Händen einen Hügel aufhäufen, bis ich durch das Loch da oben hinausklettern kann?« Wahrscheinlich würde er vorher verhungern.
    Ein Lufthauch streifte seinen Nacken. Wieder musste er an den kalten Atem eines hässlichen Erdbewohners denken. Aber bestimmt gab es eine vernünftige Erklärung für diesen Luftzug. Vielleicht befand sich ein Gang dicht unter der Decke, außerhalb der Reichweite seiner Hände und Füße.
    Erneut machte er sich mit wunden Fingern auf die Suche. Plötzlich fühlte er etwas Fremdartiges in seiner Linken. Es war kalt, aber nicht feucht wie die übrige Erde. Mit beiden Händen untersuchte er den Fund. Es war kein Wurzelholz, vielmehr schien es aus Metall zu bestehen und ragte etwa anderthalb Spannen aus der Wand. Vermutlich hatte er einen geeigneten Gegenstand zum Abklopfen der Höhlenwände gefunden. Jetzt musste er ihn nur noch aus dem Fels bekommen.
    Yonathan stemmte seinen rechten Fuß in eine kleine Mulde und packte das Ende des Gegenstandes fest mit beiden Händen. Dann zählte er laut bis drei, holte tief Luft und zog mit aller Kraft.
    Einen Wimpernschlag später fand er sich auf seinem Hinterteil auf dem Höhlenboden wieder. Obwohl der Gegenstand so fest in der Wand zu stecken schien, hatte er keinen Widerstand gespürt.
    Überrascht hielt Yonathan den Gegenstand in seinen Händen. Es war ein gerader Stab von etwa fünf Fuß Länge. Am oberen Ende befand sich ein metallener Knauf, der möglicherweise einen Kopf darstellte. Zur Spitze hin verjüngte sich der Stecken in schraubenförmigen Windungen, die mit Schriftzeichen versehen waren. Sie glänzten matt in der Farbe des Knaufes und der Spitze, aber ihre genaue Form war in der Dunkelheit nicht zu erkennen.
    »Erkennen?!«, entfuhr es Yonathan. Verwirrt kreiste sein Blick durch die Höhle und landete dann wieder auf dem Stab.
    Er konnte jetzt viele

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