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Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen

Titel: Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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auch dort ihres Lebens nicht froh. Aus der umgekippten Fußbank zu ihren Füßen hob sich ein kurzlockiger Puppenjungenkopf mit einem großen Loch, und Kurt, der Nichtsnutz, streckte ihr die Zunge heraus, soweit er nur konnte. Aber nur, weil Annemarie gerade aus dem Zimmer gegangen war, um selbst ihren Kakao zu trinken.
    Da kam das kleine Mädchen zum Glück zurück und mit ihr Fräulein Lena mit Annemaries blauem Matrosenmantel und weißem Hütchen. Fräulein machte Annemarie zum Spazierengehen fertig, und das Puppenmütterchen setzte ihrer Gerda die Osterhasenkappe mit den rosa Ohren auf.
    »Nun bist du fein, mein Liebling, nun wollen wir in den Tiergarten fahren.« Damit warf Nesthäkchen Lolo aus ihrem Puppenwagen heraus, und Baby wanderte hinterdrein auf die harte Puppenkommode. Nicht einmal, daß Babys gestrickte Windelhöschen naß waren, sah die Annemarie! In den weißen Wagen wurde Gerda gesetzt. Sie wurde sorgsam mit der rosa Seidendecke zugedeckt und bekam Irenchens schönen roten Sonnenschirm in die Hand. Noch auf der Treppe hörte Gerda das empörte Irenchen hinter sich her schimpfen.
    Da war ihr auch die Freude am Spazierengehen gestört.
    Ihre kleine Mama aber schwatzte und lachte in einem fort. Die dachte mit keinem Gedanken an die armen, vernachlässigten Puppenkinder zu Hause. Sie zeigte ihrer neuen Gerda die Sehenswürdigkeiten von Berlin: Den Hausmeister vor der Haustür, der beinah soviel war wie der Kaiser, die tutenden Autos, die Schokoladenautomaten und die goldene Puppe hoch oben auf der Siegessäule.
    »Nicht wahr, es ist fein auf der Welt?« fragte sie ihre Puppe mit strahlendem Gesicht.
    Die lächelte gezwungen. O ja, es konnte einem schon gefallen, wenn nur die übrigen Puppen nicht so häßlich zu ihr gewesen wären!
    »Ei, Annemarie, hast du denn ganz vergessen, deine anderen Kinder heute in ihren Garten auf das Blumenbrett zu schicken?« fragte Fräulein, als sie wieder nach Haus gekommen waren.
    »Ach, die alten«, lautete die gleichgültige Antwort, »ich habe ja jetzt ein neues, süßes Nesthäkchen!«
    Das hörte Mutti, die gerade ins Kinderzimmer trat.
    »Denk mal, Lotte«, sagte sie ernst, »wenn ich mich nicht mehr um Hans und Klaus kümmern würde, weil ich ja dich, mein Nesthäkchen, habe! Das wäre doch traurig für die beiden, nicht?«
    Die Kleine nickte und wurde rot. Dann griff sie stillschweigend nach ihren alten Puppen und trug eine nach der anderen in den Garten auf das Blumenbrett hinaus, sogar Kurt, den Schlingel. Aber die rechte Liebe fehlte dabei.
    Auch als nachmittags, während Annemarie mit ihrer Gerda Großmama besuchte, ein Platzregen herniederprasselte, blieben die Ärmsten da draußen in dem Hundewetter und noch dazu ohne Schirm. Erst Frieda, welche die Fenster Schloß, brachte die Puppen ganz durchgeweicht wieder in das Kinderzimmer zurück. Irenchen nieste, sie hatte sich einen tüchtigen Schnupfen geholt, Mariannchen zitterte vor Kälte, Lolo bekam Schüttelfrost, Kurt klagte über Gliederreißen, und Baby hustete.
    Aber Annemarie, die sonst solche gute kleine Puppenmutter gewesen, sah sich nicht einmal nach ihren kranken Kindern um. Sie mußte ja ihrem Nesthäkchen das Abendbrot bereiten. Muttis Mahnung war wieder vergessen.
    Gerda allein vernahm das Niesen und Husten, das Weinen, Jammern und Schimpfen der armen Puppen.
    »Die Neue muß wieder aus dem Hause - hatschi, hatschi! So'n Kiekindiewelt - so'n Dreikäsehoch!« schimpfte Irenchen. »Wir wollen sie so lange ärgern, bis sie Reißaus nimmt, - hatschi - hatschi.«
    »Ich geh' ja ganz von selbst«, wollte Puppe Gerda traurig antworten, aber da schob ihr Annemarie gerade einen Bissen Apfel in den schon geöffneten Mund.
    Am Abend, als die zwei, Nesthäkchen und ihre Gerda, wieder zusammen in dem weißen Gitterbettchen lagen, wälzte sich die Puppe ruhelos hin und her. Annemarie schlief längst, aber die arme Gerda fand keinen Schlummer.
    Sollte sie heimlich davonlaufen, damit Klein-Annemarie sich wieder um ihre andern Kinder kümmern konnte? Ach, sie hatte ja ihr Mütterchen selbst schon so lieb, so lieb - die Trennung brach ihr fast das Herz.
    Laut schluchzte die Puppe auf. Annemarie regte sich.
    »Warum weinst du, mein Liebling?« fragte sie im Traum.
    »Ich muß wieder fort von dir«, jammerte Gerda.
    »Weshalb denn bloß?« Ganz erschreckt fragte es Klein- Annemarie.
    »War ich schlecht zu dir, war ich liederlich mit deinen Sachen, oder habe ich dich am Ende zu sehr geziept?«
    »O nein«,

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