Nesthäkchen 01 - Nesthäkchen und ihre Puppen
sich heimlich in das Jungenzimmer. Klaus saß an seinem Arbeitspult und hatte die Fäuste in beide Augen gebohrt.
»Kläuschen«, die Kleine kam schüchtern näher, »sieh mal, wieviel Ostereier ich habe, da, suche dir welche davon aus, weil ich doch solche Menge gefunden habe.«
Der Junge sah erstaunt auf. Zuerst glaubte er, Annemarie mache nur Spaß, aber als das gute Schwesterchen ihm wirklich ihr Körbchen hinhielt, nahm er sich das Ei mit den Murmeln heraus und streichelte Annemaries rundes Gesichtchen.
»Du bist ein guter Kerl«, sagte er dabei.
Nun erst hatte Nesthäkchen volle Freude an den Gaben des Osterhasen, weil auch Klaus sich freuen konnte. Jubelnd tanzte das kleine Mädchen durch die ganze Wohnung.
»Hanne, ich habe eine ganze Menge Ostereier gefunden!« so klang es zur Küchentür hinein, und im nächsten Augenblick sprang Annemarie der mit dem Besen vorüberfegenden Frieda huckepack auf den Rücken: »Friedachen, wenn Sie mich ein bißchen mit der Teppichmaschine auskehren lassen, schenke ich Ihnen eins von meinen fünfzehn Ostereiern.«
Aber sie hatte keine Zeit mehr, Friedas Antwort abzuwarten, denn Puck mußte doch erfahren, daß sie zehn Schokoladeneier, vier aus Marzipan, eins mit Puppentäßchen, und dazu noch das süße Kükennest gefunden hatte. War der arme Wicht doch schon den ganzen Morgen aus dem Zimmer gesperrt worden, damit er nicht auf eigene Faust Ostereier suchen sollte und sie am Ende gar beleckte.
»Puckchen, sieh mal, was ich hier habe!« Lachend kauerte Annemarie sich zur Erde und wies dem Hündchen ihre süßen Schätze. Aber Nesthäkchens Lachen wandelte sich plötzlich in Weinen, denn der undankbare Puck begnügte sich nicht mit Anschauen - schnapp - hatte er das größte Schokoladenei im Maul und verkroch sich damit unters Sofa.
»Du abscheulicher Puck!« Annemarie raste weinend hinter ihm her, um ihm seinen Raub wieder abzujagen.
Aber Bruder Hans, der den kühnen Diebstahl mit angesehen und sich die Seiten vor Lachen hielt, zog sie an einem Wadenstrümpfchen wieder unter dem Sofa hervor.
»Laß der Hundetöle das Osterei, Annemarie, du kannst es ja jetzt doch nicht mehr essen«, tröstete er. Doch als Nesthäkchens Tränen weiterflossen, holte der gute Hans eins von seinen eigenen Ostereiern und legte es in Schwesterchens Korb.
Nun war endlich wieder Sonnenschein bei Klein-Annemarie. Spornstreichs ging es in die Kinderstube, um den Puppen ihre Ostereier zu zeigen. Die fraßen ihr sicher nichts weg.
Da klingelte es.
Mutti hatte streng verboten, daß Annemarie selbständig die Eingangstür öffnete, weil viele Patienten zum Vater kamen. Aber da das kleine Fräulein recht neugierig war, spähte es durch den Türschlitz, durch den die Briefe geworfen wurden. Da sah es denn einen dunkelgrünen Damenmantel und eine Hand mit einem silbergrauen Täschchen, das ihr merkwürdig bekannt vorkam. Und da die Hand überdies ein verheißungsvolles Paket hielt, fragte Nesthäkchen ganz leise durch die Tür:
»Wer ist da?«
»Der Osterhase«, klang es ebenso leise mit verstellter Stimme zurück.
»Frieda - schnell - Frieda, der Osterhase ist draußen!« Die Kleine konnte es nicht erwarten, bis die Tür geöffnet wurde.
Da stand zwar nicht der Osterhase, aber eine, die Annemarie ebenso lieb war - Großmama.
»Guten Tag, mein Herzchen, warum läßt du denn den Osterhasen nicht rein?« Zärtlich hob Großmama das federleichte Dingelchen zu sich empor.
»Weil Mutti es nicht erlaubt und du ja auch gar keiner bist«, lachte das Enkelchen.
»So - wenn ich kein Osterhase bin, dann kann ich dir wohl auch kein Osterei bringen?« Großmama versteckte scherzend das Paket auf dem Rücken.
»Ach, du bist meine liebste Osterhasen-Großmama, aber nun zeige mir auch, bitte, bitte, was in dem Paket drin ist«, schmeichelte die Kleine.
Wer in Nesthäkchens bettelnde Blauaugen sah, konnte nicht widerstehen, und so gab Großmama lächelnd nach.
Dauerte das lange, bis das dumme Papier endlich ab war. Ein großer Karton kam zum Vorschein. Halb ängstlich, halb erwartungsvoll hob Nesthäkchen den Deckel.
»Eine Puppe - eine Osterhasenpuppe, ach, ist die süß!« Annemarie nahm die große Puppe, die ein weißes Osterhasenkäppchen mit rosaseidenen Ohren trug, glückstrahlend aus der Schachtel und gab ihr einen zärtlichen Willkommenskuß.
»Ich glaube, du freust dich gar nicht mit deinem neuen Töchterchen, du hast am Ende schon zuviele Kinder!« neckte Großmama, als sie Annemaries
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