Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim
hinübergelassen werden. Gott gebe, daß dies sehr bald ist - denn ich sehne mich schrecklich nach Euch.
Auch von Euch habe ich nur spärlich Nachricht erhalten. Was mich bisher erreicht hat, sind außer dem letzten Brief über die Schweiz nur die Ansichtskarten der Kinder. Daraus weiß ich wenigstens, daß Ihr gesund heimgekehrt seid und daß Du, geliebte Mutter, Dich meiner verwaisten Küken so getreulich annimmst.
Innigsten Dank für alle Deine Liebe! Daß Fräulein Lena Dich unterstützt, ist mir eine Beruhigung. Über Nesthäkchen, das so eifrig strickt, habe ich mich recht gefreut. Will's Gott, darf ich bald wieder bei Euch sein. Meine wärmsten Wünsche für Vater und für Euch alle fliegen mit diesem Brief. Möge er sein Ziel endlich erreichen! Seid aufs innigste umarmt von Eurer getreuen Tochter und Mutter.«
Ganz still war's. Den Kindern schien es, als ob endlich wieder die geliebte Mutter zu ihnen gesprochen hätte.
Kurze Zeit danach kam der Vater auf Urlaub, es waren herrliche Tage für Annemarie. Hans arbeitete fürs Abitur, Klaus machte Bahnhofsdienst. Nesthäkchen strickte für Lazarette. Wenn die geliebte Mutter nur wieder dagewesen wäre.
Eines Tages aber war es soweit, keiner ahnte etwas. Plötzlich hielt ein Auto vor der Tür, ein Blondkopf schaute neugierig zum Fenster heraus. Mit einem Freudenschrei stürzte Annemarie die Treppe herunter, der langersehnten Mutti in die Arme. Auch alle anderen fanden sich zur freudigen Begrüßung ein. Glücklich hielt Frau Braun ihre Kinder umschlungen und dankte der lieben Großmutter, daß sie ihre Küken so treu versorgt hatte.
Bruder Hans hatte sein Abitur mit »Gut« bestanden und meldete sich zur Marine.
Jedoch war der entsetzliche Krieg kurze Zeit später beendet, so daß er nicht mehr zum Einsatz kam. Auch Doktor Braun kehrte bald zurück. Endlich waren wieder alle froh vereint.
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