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Netzwerk des Boesen

Netzwerk des Boesen

Titel: Netzwerk des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins , r
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Clancy direkt vor den Öfen. Fergus Coffin und ein Gehil­ fe schoben die Bahre mit der Leiche heran, die immer noch in dem schwarzen Leichensack steckte.
      Blake sagte: »Machen Sie ihn auf.«
      Coffin nickte. Sein Gehilfe zog den Reißverschluss auf, enthüllte den Kopf. Es war Henry Morgan.
      »Der sieht richtig friedlich aus«, bemerkte Blake.
      »Selbstverständlich, Mr. Johnson«, erwiderte Coffin nicht ohne Stolz. »Das Sterben ist ein ernsthaftes Gewer­ be, dem ich mein Leben gewidmet habe.«
      »Keine Fragen?«
      »Keine. Ich habe die direkte Anweisung des Präsiden­ ten gesehen, aber da ist noch was anderes. Sie sind ein gu­ ter Mensch, Mr. Johnson. Das sagt mir mein Instinkt. Und Sie haben viel Kummer erfahren.«
      Blake, der sich an eine ermordete Ehefrau erinnerte, zuckte unmerklich zusammen. »Wie lange?«, fragte er.
      »Dank der neuesten Errungenschaft der Technik nur dreißig Minuten.«
      »Dann fangen Sie an. Schieben Sie ihn rein, aber ich muss es sehen.« Er hielt ihm das Videoband und die Formulare hin. »Und das auch.«
      Der andere Mann öffnete eine der Ofentüren, Coffin schob die Bahre nach vorn, Henry Morgan glitt hinein. Dann zog er die Bahre zurück, die Glastür wurde ge­ schlossen, ein Knopf gedrückt.
      Unmittelbar darauf schossen in dem Ofen die Gas­ flammen in die Höhe, der Leichensack fing Feuer, ebenso das Videoband und die Papiere.
      »Wir warten«, raunte Blake Clancy zu und ging hinaus.
      Im Büro steckten sie sich eine Zigarette an. »Wollen Sie einen Kaffee?«, fragte Clancy.
      »Nicht in einer Million Jahren. Was ich jetzt vertragen könnte, wäre ein anständiger Drink, aber damit müssen wir wohl oder übel warten, bis wir im Flugzeug sitzen.«
      Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. »Sagen Sie, macht Ihnen das eigentlich noch was aus?«
      »Clancy, ich bin für mein Land nach Vietnam in den Krieg gezogen, als ich noch sehr jung war und voller Idea­ le steckte. Und ich habe es nie wirklich bedauert. Jemand musste den Job ja erledigen. Jetzt, nach all diesen Jahren, liegen wir mit einer Welt im Krieg, die vom globalen Ter­ rorismus regiert wird.« Er drückte seine Zigarette aus. »Und eines sage ich Ihnen, Clancy, ich werde alles tun, was notwendig ist. Ich habe meinem Präsidenten einen Eid geschworen, und für mich bedeutet das, dass ich mich auch meinem Land verpflichtet fühle.« Er setzte ein klei­ nes Lächeln auf. »Haben Sie damit ein Problem?«
      Und Clancy Smith, einst der jüngste Sergeant Major im Marinecorps, lächelte zurück. »Nicht im Geringsten.«
      In diesem Moment ging die Tür auf. Coffin kam herein, in der Hand eine Urne. »Henry Morgan, drei Kilo Asche.«
      »Hervorragend«, sagte Blake. Clancy nahm die Urne an sich.
      »Vielen Dank«, fuhr Blake fort. »Und Sie können mir glauben, Mr. Coffin, wenn ich Ihnen sage, dass Sie noch nie etwas Wichtigeres getan haben.«
      »Ich nehme Sie beim Wort, Mr. Johnson.« Damit ver­ ließ Coffin das Büro.
      »Lassen Sie uns gehen«, sagte Blake. »Und nehmen Sie die Urne mit.«
      Es regnete immer noch in Strömen, als er voraus zum Parkplatz ging. Mit schnellen Schritten liefen sie zu ihrer Limousine, die neben einer Rabatte geparkt war, in der im Sommer Blumen blühten.
      Da erklärte Blake spontan: »Eigentlich wollte ich die Asche ja in die Toilette spülen, aber ich finde, wir sollten den Gentleman etwas zivilisierter entsorgen. Damit tun wir gleichzeitig noch was für die nächstjährige Blumen­ pracht.«
      »Gute Idee.«
      Clancy schraubte den Deckel von der Urne und ver­ streute die Asche über dem Blumenbeet.
      »Biodünger nennt man das.«
      »Ist mir gleich, wie man das nennt. Nächstes Ziel – Washington. Nichts wie ab in den Flieger.«

    WASHINGTON

    2.

    Die Wetterverhältnisse waren aufgrund einer vom Atlan­ tik heranziehenden Kaltfront denkbar ungünstig, und dichter Nebel legte auf dem J.-F.-Kennedy-Airport den ge­ samten Flugbetrieb lahm.
      Blake und Clancy ertrugen das Unvermeidliche in ei­ ner der VIP-Lounges, dösten und warteten bis zum fol­ genden Morgen um sechs Uhr, als sie erfuhren, dass ihre Gulfstream soeben gelandet war.
      Auf dem Weg durch die Abflughalle murrte Clancy, sein Gepäck schleppend, säuerlich: »Mit der Romantik ist es in unserem Job auch vorbei. Ich glaube, ich habe sämt­ liche James-Bond-Filme gesehen, und Bond ist kein ein­ ziges Mal wegen schlechtem

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