Netzwerk des Boesen
Diele schlich Ashimov sich aus der Bibliothek und dann den Flur entlang. Im gleichen Moment trat Dillon die Haustür ein, lief geduckt durch den Türbogen in den Salon und rief: »Billy?«
Ashimov fuhr hoch, feuerte seine Pistole ab, packte Dillon am Ärmel, bekam die Schulterstütze des AK zu fassen und riss es Dillon aus der Hand. In dem Moment schoss Billy Ashimov in die rechte Schulter, der wirbelte herum, Billy zielte direkt auf sein Herz und drückte noch einmal ab.
»Bist du okay?«, rief er Dillon zu.
»Dank dir, ja.«
»Sind Tod und die anderen mit dem Auto abgehauen?«
»Nein, ich habe alle Schlüssel abgezogen. Aber ich schätze, dass sie eine andere Transportmöglichkeit anvi sieren. Warten wir’s ab.«
Dillon ging voraus durch den Salon zur Bibliothek und hinaus auf die Terrasse. Der Nebel hatte sich beinahe vollständig aufgelöst, und der Mond schien so hell, dass das Dorf, die Häuser und der Pub wie aus Pappkarton ausgeschnitten wirkten. Tod, Belov und Greta huschten durch eine Pforte in der Gartenmauer.
»Was haben die vor?«, fragte Billy.
»Sie schlagen sich zur Kathleen durch. Das Boot ist stets auslaufbereit. Das hat Kelly seit Jahren so gehalten.«
»Aber die hauen ab damit!«, rief Billy aufgeregt, als er sah, wie die drei über die Reling kletterten. Belov und Greta verschwanden in der Kajüte, Tod im Ruderhaus. Hustend und spuckend lief der Dieselmotor an, und kurz darauf glitt die Kathleen durch den Kanal.
»Keine Angst. Ist dir eigentlich noch nie aufgefallen, Billy, dass du deinem Schicksal nicht wirklich entrinnen kannst?«
Die Kathleen passierte die Landspitze und hinterließ eine schäumende Bugwelle, als Tod auf volle Fahrt ging. Dillon zog einen Howler aus der Tasche, richtete ihn aus und drückte auf den Knopf. Nach einer kurzen Verzöge rung explodierte das Schiff in einem riesigen Feuerball. Und was davon übrig blieb, sank binnen Minuten wie ein Stein.
»Allmächtiger«, entfuhr es Billy. »Semtex?«
»Das war Ropers Idee.«
»Schade um Greta Novikova.«
»Sie hätte nicht mitmischen dürfen, Billy, wenn sie nicht willens ist, ein gewisses Risiko einzugehen. Viel leicht hätte auch ich den Job ablehnen sollen, oder du, Billy. Unser Tag wird auch noch kommen.« Dillon lächel te ein wenig schief. »Aber einstweilen sollten wir zusehen, dass wir von hier verduften. Im Hof stehen vier Fahrzeu ge, und ich habe alle Schlüssel. Zwei Stunden nach Bel fast, und dann nichts wie ab nach Hause.«
Drei Minuten später passierten sie in einem Land Ro ver das Haupttor und ließen Drumore Place in seiner Düsterkeit hinter sich.
EPILOG
Als der Learjet nach Mitternacht vom Flughafen Belfast abgehoben hatte, holte Dillon sein Codex Four aus der Tasche und tippte Ropers Nummer ein. Er meldete sich sofort.
»Schläfst du nicht?«, fragte Dillon erstaunt.
»Nein, natürlich nicht. Wo seid ihr?«
»Im Learjet. Sind gerade in Belfast gestartet.«
»Ist Billy okay?«
»Hat meinen Arsch gerettet, gerade den Sitz zurückge stellt und schläft schon. Wie geht es Ferguson und Han nah?«
»Er hat ein bisschen gefiebert, und sie haben ihn mit Medikamenten voll gepumpt. Ich sitze hier ganz gemüt lich in der Ecke seines Zimmers. Wie ich schon sagte, der Schlaf ist nicht mehr mein Freund.«
»Und Hannah?«
»Oh, Dawson hat einen wunderbaren Job gemacht, aber sie wird trotzdem nicht mehr die Gleiche sein wie vor her.«
»Wer von uns kann das schon erwarten?«
»Also, was ist passiert?«
»Die Jungs haben uns ganz präzise im Nebel abgesetzt, dann haben wir der Kathleen einen Besuch abgestattet. Du hast Recht gehabt, deshalb habe ich genau deine An weisungen befolgt. Anschließend sind wir zum Schloss spaziert.«
»Und?«
»Haben McGuire und O’Neill in sehr schlechtem Zu stand zurückgelassen. Kelly ist hinüber. Ashimov hätte mir beinahe das Licht ausgepustet, aber unser Wunder kind hat ihn mit einem gezielten Schuss erledigt und mir so das Leben gerettet.«
»Und die anderen?«
»Die haben sich Richtung Hafen und auf die Kathleen verdrückt. Ich habe sie noch bis zur Landspitze fahren lassen und dann den Howler betätigt.«
»Mann, das muss ja ein tolles Spektakel gewesen sein.«
»Das kann man sagen. Um die Novikova tut es mir al lerdings Leid. Die hat mir im Irak das Leben gerettet.«
»Aber nur, weil es
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