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Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Arbeitszelt der Amyrlin bezeichnet wurde, bewegte sich neben einem der hohen Wagen ein Schatten, und Egwene hielt den Atem an. Der Schatten wurde zu einer Gestalt, die ihre Kapuze für einen Augenblick so weit zurückzog, daß Leanes Gesicht erkennbar wurde.
    »Sie wird Wache halten und es uns wissen lassen, wenn jemand kommt«, sagte Siuan leise.
    »Das ist gut«, murmelte Egwene. Die Frau hätte ihr das wirklich vorher sagen können. Sie hatte halbwegs befürchtet es wäre Romanda oder Lelaine!
    Das Arbeitszelt der Amyrlin lag im Dunkeln, aber im Innern wartete Lord Bryne geduldig in seinen Umhang gehüllt, ein Schatten zwischen Schatten. Egwene umarmte die Quelle und lenkte die Macht, nicht um die Laterne, die von einer Zeltstange herabhing, oder eine der Kerzen zu entzünden, sondern um eine kleine Kugel fahlen Lichts zu gestalten, die sie über dem Falttisch schweben ließ, den sie als Schreibtisch benutzte. Es war eine sehr kleine und sehr fahle Kugel, die von außen wahrscheinlich nicht bemerkt würde und schnell wie ein Gedanke gelöscht werden konnte. Sie durfte keine Entdeckung riskieren.
    Es hatte Amyrlins gegeben, die mit Stärke regiert hatten, Amyrlins, denen es gelungen war, Ausgewogenheit mit dem Saal zu erreichen, und Amyrlins, die so wenig Macht wie sie oder selten sogar noch weniger besessen hatten, was in den geheimen Aufzeichnungen der Weißen Burg wohlverborgen wurde. Mehrere Amyrlins hatten Macht und Einfluß vergeudet, waren von Stärke zu Schwäche verfallen, aber seit über dreitausend Jahren war es außerordentlich wenigen gelungen, sich in die andere Richtung zu bewegen. Egwene wünschte sich sehr, sie wüßte, wie Myriam Copan und den übrigen dieser kaum einer Handvoll solches gelungen war. Wenn jemand jemals daran gedacht hatte, es niederzuschreiben, waren diese Aufzeichnungen schon lange verloren.
    Bryne verbeugte sich respektvoll und zeigte sich über ihre Vorsicht nicht überrascht. Er wußte, was sie riskierte, indem sie ihn heimlich traf. Sie vertraute diesem kräftigen, stark ergrauenden Mann mit dem offenen, wettergegerbten Gesicht weitgehend, und das nicht nur, weil sie ihm vertrauen mußte. Sein Umhang war aus dickem rotem Tuch, mit Marderpelz verbrämt und der Flamme von Tar Valon besetzt, einem Geschenk des Saals, und doch hatte er ein Dutzend Mal in den vergangenen Wochen deutlich gemacht, daß, was auch immer der Saal glaubte - und er war nicht blind genug, das nicht erkannt zu haben! -, sie die Amyrlin sei, und er folgte der Amyrlin. Oh, er hatte das niemals direkt ausgesprochen, aber mit vorsichtig formulierten Hinweisen vermittelt, die keinen Zweifel ließen. Mehr zu erwarten hätte bedeutet, zuviel zu erwarten. Es gab fast ebenso viele Unterströmungen im Lager, wie Aes Sedai dort waren, und einige davon waren ausreichend stark, ihn hinabziehen zu können. Mehrere waren stark genug, sie noch tiefer in Schwierigkeiten zu ziehen, als es jetzt der Fall war, wenn der Saal von diesem Treffen erführe. Sie vertraute ihm weiter als jedem anderen außer Siuan und Leane oder Elayne und Nynaeve, vielleicht sogar noch weiter als jeder der Schwestern, die ihr heimlich Treue geschworen hatten, und sie wünschte, sie hätte den Mut, ihm noch weiter zu vertrauen. Die Kugel weißen Lichts warf schwache, unregelmäßige Schatten.
    »Ihr habt Neuigkeiten, Lord Bryne?« fragte sie und unterdrückte ihre Hoffnung. Sie konnte sich ein Dutzend mögliche Nachrichten vorstellen, die ihn in der Nacht hierher führen konnten, deren jede ihre eigenen Fallen barg. Hatte Rand beschlossen, der Krone Illians noch weitere hinzuzufügen, oder hatten die Seanchaner eine weitere Stadt eingenommen, oder verfolgte die Bande der Roten Hand plötzlich eigene Pläne, anstatt den Aes Sedai zu folgen, oder...
    »Ein Heer liegt nördlich von uns, Mutter«, erwiderte er ruhig. Seine in Lederhandschuhen steckenden Hände ruhten leicht auf seinem langen Schwertheft.
    Ein Heer im Norden, ein wenig mehr Schnee - alles dasselbe. »Hauptsächlich Andoraner, aber auch eine Anzahl Murandianer. Meine Kundschafter brachten die Nachricht vor weniger als einer Stunde. Pelivar führt sie an, und Arathelle ist bei ihm, die Hochsitze der beiden stärksten Häuser in Andor, und sie haben mindestens zwanzig weitere mitgebracht. Sie dringen anscheinend rasch nach Süden vor. Wenn Ihr Eure Richtung beibehaltet, wovon ich Euch abrate, sollten wir in zwei, höchstens drei Tagen unmittelbar auf sie stoßen.«
    Egwene behielt eine

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