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Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kampf vorbereiten. Sie war dem Wetter angemessen in grobes Tuch gekleidet, das sie zweifellos über so vielen Schichten Kleidung trug, wie darunter paßten. »Tretet beiseite, und zwar rasch, sonst werde ich Eure Eingeweide als Köder benutzen! Und zieht Euch schicklich an!«
    Halima richtete sich leise lachend auf und stellte sich Siuan nur noch entschlossener in den Weg. Ihr weißes Nachtgewand lag eng an, war aber für seinen Zweck durchaus schicklich - obwohl es verwunderlich schien, daß sie in der dünnen Seide nicht fror. Die Glut in den dreibeinigen Kohlenpfannen war schon lange erloschen, und weder die häufig geflickte Zeltleinwand noch die Lagen Teppiche auf dem Boden vermochten die Wärme noch zu halten. Der Atem beider Frauen war weißer Nebel.
    Egwene warf die Decken zurück und setzte sich auf ihrem schmalen Feldbett erschöpft auf. Halima war eine Frau vom Lande mit einem Hauch von Blasiertheit und schien häufig die den Aes Sedai gebührende Achtung nicht anzuerkennen oder tatsächlich zu glauben, sie müsse niemandem Achtung erweisen. Sie sprach mit Sitzenden wie vielleicht mit Frauen in ihrem eigenen Dorf, mit einem Lachen und offenem Blick sowie freimütiger Erdverbundenheit, die manchmal erschreckte. Siuan verbrachte ihre Tage damit, Frauen Platz zu machen, die noch vor einem Jahr auf ein Wort von ihr sprangen, lächelte fast jede Schwester im Lager an und vollführte Hofknickse vor ihnen. Manche legten noch immer viele der Probleme der Weißen Burg ihr zur Last und glaubten, sie hätte kaum genug erlitten, um gesühnt zu haben. Es reichte aus, jedermanns Stolz anzuspornen. Zusammen waren die beiden wie eine auf der Ladefläche des Wagens eines Feuerwerkers aufgestellte Laterne, aber Egwene hoffte, eine Explosion verhindern zu können. Außerdem wäre Siuan nicht mitten in der Nacht hierher gekommen, wenn es nicht wichtig wäre.
    »Geht wieder zu Bett, Halima.« Egwene unterdrückte ein Gähnen, während sie sich herabbeugte, um ihre Schuhe und Strümpfe unter dem Feldbett hervorzukramen. Sie benutzte nicht die Macht, um eine Lampe zu entzünden. Es war besser, wenn niemand bemerkte, daß die Amyrlin wach war, »Geht schon. Ihr braucht Eure Nachtruhe.«
    Halima widersprach, vielleicht heftiger, als sie es dem Amyrlin-Sitz gegenüber hätte tun sollen, aber dann lag sie schon bald wieder auf ihrem schmalen Feldbett, das für sie ins Zelt gequetscht worden war. Es blieb bei einem Waschtisch, einem Standspiegel und einem richtigen Lehnstuhl sowie vier großen, aufeinandergestapelten Kisten sehr wenig Raum, sich darin zu bewegen. Die Kisten enthielten die beständige Flut von Geschenken von den Sitzenden, die noch nicht erkannt hatten, daß Egwene, wie jung sie auch sein mochte, nicht jung genug war, um sich von Seide und Spitzen verwirren oder ablenken zu lassen. Halima lag zusammengerollt da und schaute in die Dunkelheit, während Egwene sich mit einem Elfenbeinkamm hastig durch das Haar fuhr, grobe Fäustlinge anzog und eine Jacke mit Fuchskragen über ihr Nachtgewand legte. Es war ein dickes, wollenes Nachtgewand, und sie hätte bei diesem Wetter auch nichts dagegen gehabt, wenn es noch dicker gewesen wäre. Halimas Augen schienen das schwache Mondlicht aufzunehmen und schimmerten dunkel und unbewegt.
    Egwene glaubte nicht, daß die Frau um ihren Platz in der Nähe des Amyrlin-Sitzes besorgt war, so unbestimmt er auch war, und das Licht wußte, daß sie kein Geschwätz verbreitete, aber Halima war auf unschuldige Art auf alles neugierig, ob es sie etwas anging oder nicht. Grund genug, Siuan andernorts anzuhören. Inzwischen wußte jedermann, daß Siuan gewissermaßen ihr Los mit Egwene teilte, wie sie glaubten, wenn auch mürrisch und widerwillig. Siuan Sanche war Gegenstand einiger Belustigung und gelegentlichen Mitleids, darauf beschränkt, sich der Frau anzuschließen, die den einst ihr gehörenden Titel innehatte, wobei diese Frau nur eine Marionette wäre, wenn der Saal seinen Streit darüber beendet hätte, wer ihre Fäden in der Hand halten sollte. Siuan empfand menschlich genug, um unterschwellig Unmut zu empfinden, aber bisher hatten sie geheimhalten können, daß sie Egwene gar nicht ungern beriet. Also erduldete sie Mitleid und Hohn, so gut sie konnte, und jedermann glaubte, sie sei durch ihre Erfahrungen nicht nur äußerlich verändert. Dieser Glaube mußte aufrechterhalten werden, sonst würden Romanda und Lelaine und höchstwahrscheinlich auch der übrige Saal Möglichkeiten

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