Neues Vom Räuber Hotzenplotz
und SeBeL.
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HOTSeNBLodS
Herr Dimpfelmoser fand, dieser Brief sei die allerunverschämteste Unverschämtheit, die ihm in seiner langjährigen Dienstzeit untergekommen sei.
»Aber wir werden ihm einen Strich durch die Rechnung machen, diesem gemeinen Erpresser, der nicht einmal seinen eigenen Namen richtig schreiben kann!« rief er zornentbrannt. »Wir verhaften ihn, wenn er morgen zum Alten Steinkreuz kommt! Ich telefoniere sofort mit der Kreisstadt und sorge dafür, daß mindestens zwölf Polizeibeamte zu seinem Empfang bereitstehen und ihn hops nehmen – das verspreche ich euch!«
Kasperl war nicht sehr begeistert von seinem Vorschlag.
»Bloß nicht, Herr Oberwachtmeister!«
»Nein?« fragte Dimpfelmoser. »Wieso denn nicht?«
»Wegen Großmutter«, sagte Kasperl. »Wenn Hotzenplotz Lunte riecht, wird es schlimm für sie.«
»Hm«, brummte Oberwachtmeister Dimpfelmoser. »Dann werdet ihr also zahlen?«
»Was sonst?« meinte Kasperl mit einem Achselzucken. »Großmutter sollte uns fünfhundertfünfundfünfzig Mark wert sein – oder?«
»Fünfhundertfünfundfünfzig Mark fünfundfünfzig!« verbesserte ihn Seppel. »Genausoviel, wie wir vor vierzehn Tagen vom Herrn Bürgermeister als Belohnung bekommen haben – ist das nicht ulkig?«
Herr Dimpfelmoser ließ sich aufs Sofa plumpsen. Dann nahm er den Helm ab und wischte ihn mit dem Taschentuch innen trocken.
»Die Sache gefällt mir nicht«, brummte er. »Seid ihr wenigstens damit einverstanden, daß ich euch morgen vorsichtig nachschleiche? So könnte ich aus der Ferne beobachten, was geschieht, und im Notfall einschreiten . . .«
»Bitte nein!« sagte Kasperl. »Wir wissen doch alle drei, daß mit Hotzenplotz nicht zu spaßen ist. Wenn er verlangt, daß Seppel und ich allein kommen, müssen wir uns dran halten. Er hat uns nun mal in der Hand, da hilft alles nichts.«
»Und wenn euch dabei was zustößt?« knurrte Herr Dimpfelmoser. »Wer garantiert mir dafür, daß ihr wohlbehalten zurückkommt?«
Kasperl zögerte einen Augenblick mit der Antwort.
»Wir müssen es abwarten«, meinte er dann. »Wir sind keine Hellseher . . .«
»Keine – Hellseher?«
Oberwachtmeister Dimpfelmoser sprang auf und packte ihn an der Schulter. »Kasperl«, rief er, »ich glaube, du hast mich auf einen Gedanken gebracht! In ungewöhnlicher Lage muß man zu ungewöhnlichen Mitteln greifen – ich wende mich an Frau Schlotterbeck!«
Frau Schlotterbeck
Frau Schlotterbeck wohnte in einem alten, ziemlich heruntergekommenen Häuschen am Waldrand, das ringsum von einer hohen Dornenhecke umgeben war. Am Gartentor hing ein Schild mit der Aufschrift:
Witwe Poetiunkula Schlotterbeck
Staatl. geprüfte Hellseherin
Kartenlegen, Traum- und Handliniendeutung
Vorhersagen aus Kaffeesatz
Geisterbeschwörung jeglicher Art u. a. m.
Sprechstunde täglich
sowie nach Vereinbarung
Eine Handbreit darunter war eine rot umrandete Warnungstafel angebracht:
Vorsicht Hund !
Wer gebissen wird, darf sich nicht
beklagen
Herr Dimpfelmoser zog an der Glocke neben dem Gartentor. Im nächsten Augenblick kläffte drinnen ein Hund los – so wütend, daß der Herr Oberwachtmeister unwillkürlich zurückzuckte und die Hand an den Säbel nahm.
Während er auf die Witwe Schlotterbeck wartete, mußte er daran denken, daß es im ganzen Städtchen keinen Menschen gab, der ihren Hund je zu Gesicht bekommen hatte. Sie pflegte ihn tagsüber nämlich in einer Art Ziegenstall einzusperren und ließ ihn nur nachts im Garten umherlaufen. Aber das konnte sie schließlich halten, wie es ihr paßte: Hauptsache, sie bezahlte die Hundesteuer für ihn – und das tat sie gewissenhaft.
Herr Dimpfelmoser ließ eine Weile verstreichen, dann läutete er zum zweiten- und später zum drittenmal. War Frau Schlotterbeck nicht zu Hause?
»Ich werde es gegen Abend noch einmal versuchen . . .«
Er wollte gerade gehen, da hörte er eine Tür kreischen, und Frau Schlotterbeck kam durch den Garten geschlurft.
Eigentlich hätte sie Wabbelbeck heißen müssen, denn alles an ihr war rund und wabbelig, auch das Gesicht mit dem sechsfachen Doppelkinn und den mächtigen Hängebacken. Obwohl es
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