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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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versuchen, uns abzustützen. Dennoch werden wir hin und her geschleudert und stürzen übereinander. Der Wagen bremst heftig ab, wir rutschen alle gemeinsam gegen die Trennwand zur Fahrerkabine und prallen wieder ab, als der Wagen endgültig zum Stehen kommt. Bevor wir uns aufrappeln können, werden die Türen hinten aufgerissen, und wir kneifen die Augen gegen die plötzliche Helligkeit zusammen. Das Licht hat nichts Warmes. Es ist grellweiß und künstlich. Langsam erkennen wir, woher es kommt. Zwei Gestalten halten starke Taschenlampen in den Händen. Sie bewegen sie, und ich erkenne weitere dunkle Gestalten hinter ihnen. Einer der Männer packt ein Bein aus dem Durcheinander auf der Ladefläche und zieht die dazugehörige Person aus dem Van. Sie wird hochgehoben und einem anderen förmlich zugeworfen. Die Grenzpatrouille. Mein Magen fühlt sich an, als würde ich gerade in ein tiefes, tiefes Loch stürzen.
    Ich suche nach dem Mädchen, das neben mir saß, und greife nach ihm. Die großen runden Kinderaugen blicken mich flehend an. Ich ziehe es an mich, werde aber aus dem Wagen gezerrt. Behandschuhte Hände lösen unsere Finger gewaltsam voneinander. Ein nadelspitzer Schmerz durchdringt meinen linken Schenkel, und dann wird alles um mich herum schwarz.

[home]
    32 . Kapitel
    J emand flüstert mir meinen Namen ins Ohr. Zumindest glaube ich, dass es mein Name sein soll. Ich versuche zu sprechen, will ihnen sagen, dass sie mich in Ruhe lassen sollen. Ich schwebe, mein Körper fühlt sich flüssig an, und mein Verstand regt sich wunderbarerweise nicht.
    Ich kneife die Augen zu. Langsam kehre ich in meinen Körper zurück, beginne ihn zu fühlen, aber ich will nicht – noch nicht. Jemand spricht, schüttelt mich, reißt mich aus dieser Zwischenwelt.
    »Neva Adams, wach auf.« Jetzt flüstert die Stimme nicht mehr.
    Ich will die Lider heben, aber anscheinend weiß ich nicht mehr, welche Muskeln ich dazu einsetzen muss. Ich versuche es, indem ich die Brauen hochziehe. Bilder stürmen auf mich ein. Der Marsch durch die geheimen Tunnel unter der Stadt. Die Flucht im Transporter. Die Grenzpatrouille, die uns erwischt hat.
    Ich öffne die Augen einen Spaltbreit. Eine dunkle Gestalt ragt über mir auf, und ich rücke hastig so weit von ihr ab, wie ich kann. Die Zelle ist vollkommen weiß. Sie strahlt fast. Ich liege auf einer grau-weiß gestreiften Matratze. Wenn ich mich hinstellen oder im Liegen die Arme über den Kopf strecken würde, könnte ich alle Wände oder die Decke berühren. Am liebsten würde ich die Augen wieder schließen.
    »Wo bin ich?«, frage ich und huste. Mir ist, als hätte ich Watte im Hals stecken.
    »Wir sind im Arrestlager des Grenzschutzes«, antwortet die Gestalt.
    Mein Körper hat mich wieder. Ich trage ein orangefarbenes Armband, auf dem mein Name steht. Woher wissen sie, wie ich heiße? Ich lege die Hand über meine Tätowierung und spüre, dass meine Jeans aufgeknöpft ist. Ich komme mir missbraucht vor. Hastig taste ich am Hals nach meiner Kette und atme erleichtert aus, als ich den Schneeflockenanhänger spüre.
    »Komm mit.« Die Gestalt streckt ihre schwarz behandschuhten Finger nach mir aus, aber ich ignoriere sie und rolle mich auf die Füße.
    Der Mann führt mich durch einen langen Korridor. Winzige Leuchten hoch oben an den Wänden erzeugen ein Gewirr aus Lichtstrahlen an der Decke. Die Wände sind schwarz, der Boden ist weiß. Es gibt keine Nummern an den Türen, Schilder oder sonstige Hinweise. Ich befinde mich in einem ausbruchsicheren Labyrinth. Nirgendwo ein Ausweg, nur endlose Flure. Der Wachmann hält an. Er drückt gegen die Wand, und eine Tür schwingt auf. Er schiebt mich hindurch. »Setz dich«, befiehlt er mir barsch. Ich gehorche. Er kettet mich mit Handschellen an eine Chromstange, die über die gesamte Länge des schlichten Holztisches vor mir reicht. Danach geht er.
    Der Raum ist dunkel bis auf eine Schreibtischlampe, die einen Lichtkegel auf die Tischplatte wirft. Niemand weiß, wo ich bin. Ich befinde mich in einem geräuschlosen, seelenlosen Bau, in dem sie alles mit mir tun könnten – alles.
    Jetzt merke ich, dass ich nicht allein bin. Jemand verbirgt sich im Schatten. Zunächst blicke ich auf die Schuhe. Eigentlich habe ich spitze rote Stiefel erwartet, entdecke aber stattdessen schäbige schlichte Tennisschuhe. Aus irgendeinem Grund bin ich ebenso erleichtert wie enttäuscht darüber, dass es nicht Braydon ist. Doch dann erkenne ich die Gestalt an ihrem

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