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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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    Kapitel 1
    D u bist ein Traum. Eine echte Traumfrau!«
    Ich stockte jäh, die Limoflasche auf halbem Weg zum Mund, und starrte den alten Mann an, der neben mir an der Kasse des Drogeriemarktes stand. Das Herz schlug mir bis zum Hals. »Wie bitte?«
    Sein wettergegerbtes Gesicht erinnerte an verschlissenes Leder, und sein Haar war ein krauser, grauer Lockenwust. Seine Augen hatten jedoch den aufgeweckten Blick eines Kindes. »Du bist ein Traum, mein Mädchen. Was machst du hier?«
    Ich sah mich um, ob irgendwer im Drogeriemarkt die überraschende – und
unüberhörbare
 – Feststellung mitbekommen hatte. Fehlanzeige. Zumindest taten alle so, als hätten sie nichts gehört.
    Gut, der Mann war ein verrückter, alter Kauz. Kein Grund zur Panik, keine Notwendigkeit, irgendetwas zu tun. »Sir, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Du bist nicht von
dieser Welt.
« Er blieb beharrlich und stampfte dabei mit dem Fuß auf, so dass ich mich fragte, ob er vielleicht mal zur Toilette musste. »Du dürftest eigentlich nicht hier sein.«
    Ich wich instinktiv einen Schritt zurück, nur für den Fall, dass er vielleicht doch eine schwache Blase hatte. Denn eines lernte man, wenn man in einer Großstadt wie New York lebte: Die Menschen hier überschritten gern einmal die Grenzen des Anstands.
    Außerdem war er mir unheimlich.
    »Ah, verstehe. Ich dürfte gar nicht hier sein.« Ich schraubte den Deckel meiner Colaflasche zu, während die Kassiererin begann, meine Einkäufe einzuscannen. In wenigen Augenblicken würde ich draußen sein. Wäre ich nach der Arbeit doch bloß nach Hause gegangen, aber ich hatte Tampons gebraucht.
    »Dann weißt du also Bescheid, oder?«
    Ich hatte gehofft, dass die Unterhaltung mit meiner zustimmenden Bemerkung beendet war, doch offenbar hatte ich mich geirrt. »Worüber?«
    »Wer du bist.« Er starrte mich an, und aus seinem Blick sprach leichte Verwunderung. »Verfluchte Sch … Ich wette, du weißt nicht einmal, wie du hergekommen bist.«
    »Zu Fuß.« Doch eines wusste ich sicher, nämlich, dass ich nicht zu Fuß nach Hause gehen würde. Lieber Gott, hoffentlich würde ich ein freies Taxi erwischen, sobald ich aus der Tür war.
    Er fing wieder an aufzustampfen und verzog dabei das Gesicht. Ich wich noch einen Schritt zurück. »Ich meine nicht, wie du in diesen Laden gekommen bist. Ich meine,
überhaupt
auf die Erde.«
    Ich schluckte, und meine Kehle fühlte sich rauh an, als hätte ich ein Stück Teppich verschluckt. »Sir, ich bin hier geboren. Genau wie Sie.« Vielleicht lag es an den vielen Psychologieseminaren, die ich im Laufe der Jahre besucht hatte, vielleicht auch an der leisen Angst, die ich spürte, aber irgendwie musste ich ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. In
diese
Welt.
    Er musterte mich eingehend – etwas zu aufdringlich für meinen Geschmack. »Du magst zwar hier geboren sein, Mädchen, aber du gehörst hier nicht her. Ich frage mich, wie du es geschafft hast, durchzuschlüpfen.«
    Verdammt noch mal, nichts wie weg hier. Was redete der bloß? »Glück gehabt, denke ich mal.«
    Er starrte mich immer noch aus seinen leicht trüben, aber durchaus wachen Augen an. »Glück? Nichts da. Wie alt bist du?«
    »Sir, das werde ich Ihnen bestimmt nicht auf die Nase binden.« Als Nächstes würde er mein Gewicht wissen wollen, und dann würde ich ihm glatt den Hals umdrehen.
    »Achtundzwanzig.«
    Wie ein Gong hallte seine Stimme durch meinen Kopf. Das stimmte, und jetzt war er mir erst recht unheimlich. Vielleicht war dies ein Zufallstreffer, aber das bezweifelte ich.
    »Du bist reif für dein Alter«, fuhr er fort. »Bist zur vollen Reife erblüht. Nicht auszudenken, wie sich das auswirken kann.«
    Jetzt
reichte
es. Ich warf der Kassiererin das Geld hin und hoffte, dass es genug war, da ich die Summe, die sie genannt hatte, nicht verstanden hatte. Dann schnappte ich meine Tasche und eilte zum Ausgang, ausnahmsweise einmal dankbar, dass meine knapp ein Meter achtzig hauptsächlich aus Beinen bestanden. Da die Kassiererin keine Anstalten machte, mich aufzuhalten, hatte das Geld wohl gereicht.
    Wie durch ein Wunder bekam ich gleich vor der Tür ein Taxi und sprang hinein. Durch das Fenster sah ich den alten Mann auf dem Gehsteig. Er beobachtete mich, während er aus einer Dose Eistee trank – die hatte er sich bestimmt von meinem Wechselgeld gekauft. Dann fuhr das Taxi los, und ich sah ihn wild fuchteln und irgendetwas rufen. Ich konnte ihn nicht genau

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