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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Winterfeld
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verbreitet, die Melodien hätten wie das Klappern von Blechpfannen geklungen.
    Auch George Gershwin macht jetzt also Bratpfannen-Musik. Er arbeitet als »Song Plugger« bei einem Musikverlag und spielt die Noten seines Verlags nicht nur auf der
28 th Street
vor, sondern klappert auch die Theater, Restaurants und Hotels auf dem
Broadway
ab. Der alte Indianerpfad, Dreh- und Angelpunkt der Theater- und Musicalszene, verläuft quer durch die Halbinsel Manhattan. Gershwin will den dort auftretenden Musikern die Songbücher seines Verlags schmackhaft machen und lernt dabei berühmte Kollegen wie
Irving Caesar, Fred Astaire, Irving Berlin
und
Jerome Kern
kennen.
    Nebenbei bildet er sich in Harmonie- und Kompositionslehre weiter. Nach zwei Jahren hat er genug vom Vorspielen fremder Songs und kündigt, um selbst zu komponieren. Die Texte zu seinen Melodien schreibt sein literarisch interessierter Bruder Ira, der schon in der Schule gern gedichtet hat. Ihr erstes gemeinsames Musical »Lady, Be Good!« mit Fred und
Adele Astaire
in den Hauptrollen wird ein Riesenerfolg. Mitte der 20 er-Jahren sind die Gershwin-Brüder auf dem besten Weg, zum führenden Songwriter-Gespann der amerikanischen Unterhaltungsindustrie zu werden.
    Die Stimmung in der
Aeolian Hall
ist mittlerweile noch trüber geworden. Zwei Dutzend Aufführungen haben sich die Konzertgäste inzwischen angehört. Die Zuhörer, darunter die beiden russischen Komponisten
Sergej
Rachmaninow
und
Igor Strawinski
, sind gelangweilt und enttäuscht. Unruhe macht sich breit. Und nun ist George Gershwin an der Reihe, um das vorletzte Stück vorzutragen. Er gibt sich einen Ruck, betritt die Bühne und setzt sich ans Klavier. Als der Klarinettist mit einem aufheulenden Glissando das Leitmotiv der Symphonie eröffnet, spürt er, wie die Spannung im Publikum wieder steigt. Er atmet tief durch, dann improvisiert er drauf los, lässt sich davontragen vom jazzigen Rhythmus seiner »Rhapsody in Blue«.
    »Irgendwann in der Mitte der Aufführung habe ich angefangen zu weinen, als ich wieder zu mir kam, waren wir bereits zehn Notenblätter weiter. Ich kann mich bis heute nicht daran erinnern, was ich in der Zwischenzeit getan habe« , sagt George Gershwin über diesen legendären Abend, Kaum ist der letzte Ton verklungen, da springen die Zuhörer auf. Der ansteckende Rhythmus und die beschwingte Leichtigkeit haben sie schlagartig aus ihrer Lethargie gerissen. Der Abend ist gerettet, das Experiment, Klassik und Jazz auf Augenhöhe miteinander zu verbinden, ist geglückt. Damit ist ein neuer Musikstil entstanden, der aus dem Schatten der europäischen Klassik herausgetreten ist – und George Gershwin wird zu dessen Leitfigur.
    SEINE MUSIK IST AMERIKA, WIE ES LEIBT UND LEBT
    Am Tag nach der Aufführung rühmt die »New York Times« das »außergewöhnliche Talent« des jungen Komponisten, der mit dieser »höchst originellen Komposition« einen »eigenen, signifikanten Stil« erkennen lasse. Die »Rhapsody in Blue«, diese uramerikanische Jazz-Symphonie, wird bald darauf auch in den großen Konzertsälen von Paris, London, Brüssel und Monte Carlo gespielt und bleibt bis heute ein Publikumsmagnet. Der New Yorker Dirigent
Leonard Bernstein
, der die Symphonie viele Jahre später mit den
New Yorker
Philharmonikern
aufführt, charakterisiert sie treffend: »Das ist Amerika, wie es leibt und lebt. Seine Menschen, sein Großstadtleben, das George so gut kannte, sein Lebensstil, seine Sehnsüchte, seine Stärke, seine Größe.« Eine ganz besondere Hommage wird der »Rhapsody in Blue« ein halbes Jahrhundert später von
Woody Allen
zuteil. Der prominente New Yorker Autor, Schauspieler und Regisseur, der selbst ein leidenschaftlicher Jazz-Fan und Klarinettist ist, leitet mit ihr seinen großartigen Schwarz-Weiß-Klassiker »Manhattan« ein.
    Nach der »Rhapsody in Blue« schreibt Gershwin ein »Klavierkonzert in F-Dur« für die New Yorker Symphonische Gesellschaft und eine »Zweite Rhapsodie« für Klavier und Orchester. Zusammen mit Ira bringt er 1931 mit »Of Thee I Sing« heraus, die erste Musikkomödie, die einen Pulitzerpreis gewinnt. Andere Werke der Gershwin-Brüder, die auf der Beliebtheitsskala ganz oben stehen, sind »An American in Paris« ( 1928 ) und die Folk-Oper »Porgy and Bess« ( 1935 ). Sie wird 1959 mit Louis Armstrong und Ella Fitzgerald erfolgreich verfilmt.
    1937 ist George Gershwin auf dem Höhepunkt seines Schaffens angelangt. Seine symphonischen Werke haben in das

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