Nexus - Band 1
war bereits zu spät. Der bellende Kommandoruf des Piratenführers schallte durch den Korridor, dicht gefolgt vom stampfenden Widerhall etlicher schwerer Stiefelpaare - huschende Schatten, mit gezogenen Waffen vorwärtsstürmend, noch im selben Moment in dem sich Tom, die heranschnellende Klaue des Todes in seinem Rücken spürend niederfallen ließ, auf seiner Schulter abrollte und ohne nachzudenken reagierte. Geleitet von den rasenden Reflexen eines trainierten Instinktes, rissen Toms Arme den Lauf seiner Pistole von Schemen zu Schemen, blitzend feurig Verderben speiend so schnell es sein Finger vollbrachte sich immer und immer wieder um den Abzug zu krümmen.
Von der Gewalt unsichtbarer Faustschläge getroffen schlugen die Umrisse zweier weiterer menschlicher Körper rückwärts zu Boden, dicht gefolgt vom Klappern ihrer in einst so entschlossenen Händen gehaltenen, kraftlos entglittenen Maschinenwaffen. Der Ansturm des Feindes zerbrach noch ehe er richtig begonnen hatte… und aus jeder seiner zu Boden klirrenden Scherben, deren Widerhall aus Furcht und Schmerz Tom plötzlich, mit jedem neuerlichen, gereizt keuchenden, schnellen Stoß seiner Atemzüge so deutlich vernahm, als hätten sie tatsächlich Gestalt gewonnen, brandete eine Schockwelle der Panik über die verbliebenen Piraten, ließ sie hektisch um ihr Leben hastend zurück und in Deckung weichen. Aber nichts davon berührte ihn. Toms Geist arbeitete unberührt, abgeschirmt von einer kühlend-beruhigenden Aura der Unverwundbarkeit - desselben unsichtbaren Feldes eisiger Zuversicht, das den schlecht gezielten, abgehackten Salvenhagel aus mehreren Mündungen rasenden Gegenfeuers, dessen Geschosse um ihn herum mit dennoch ungetrübt vernichtender Wucht löchrige Schneisen in die weiß splitternde Legierung seiner Umgebung schlugen, seiner Schrecken mühelos beraubte… alles zur Bedeutungslosigkeit verdammte, und nurmehr ein einziges Ziel zuließ - den Todesstoß eines geschlagenen Gegners.
Mit mächtiger Anstrengung seiner ganzen verbliebenen Körperkraft sprang Tom zurück in den Stand und setzte einen ersten, pirschenden Schritt vor den anderen. Begleitet der Blicke seiner wachsam zusammengekniffenen Augen, gereizt und tränend immer wieder daran scheiternd, die nur langsam aufklärenden, grauweißen Schleier die ihn umgaben vollständig zu durchdringen, strich der Daumen seiner rechten Hand über den kleinen Kipphebel, der die beiden Feuermodi seiner Waffe kontrollierte. Geräuschlos glitt das alte, beinahe verbrauchte Magazin aus dem Heft der Pistole und wanderte zurück an Toms Gürtel, um ebenso unhörbar wie rasch durch ein anderes ersetzt zu werden. Das letzte. Mehr würde nicht…
"Keine… Bewegung."
Tom Parkers Reflex gehorchte, ließ jeden einzelnen seiner Muskeln erstarren, noch ehe sein Verstand begonnen hatte die schiere Unmöglichkeit zu erfassen, derer die von beherrschter Wut durchtränkt zischende Stimme in seinem Nacken soeben durch ihre reine Anwesenheit soeben trotz allem mühelos spottete… und gleichzeitig die Erinnerung eines Geistes der Vergangenheit erweckte, an dessen Existenz Tom selbst noch in jedem Augenblick weigerte zu glauben, in dem er sich mit erhobenen Händen zu seinem Gegenüber herumwandte - nur um perplex blinzelnd in die von Rauch umnebelten, aber dennoch nur zu vertrauten Züge eines Toten zu blicken.
Nein - unmöglich. Tom halluzinierte, halb betäubt von einem Wirkstoff in den dichten Schleiern um ihn herum, der sein klares Denken vergiftete. Doch obwohl es die einzig rationale Konsequenz gewesen wäre, brachte er es nicht fertig auch nur eine Sekunde weiter zu zweifeln. Er war es… hier, an diesem gottverlassenen Ort… hatte es tatsächlich irgendwie geschafft zu überleben… und all die Jahre schienen kaum etwas an ihm verändert zu haben. Selbst ungeachtet des martialisch schwarz plattierten Körperpanzers den er trug, wäre es noch immer zu leicht gewesen, die schlanke, eher kleinwüchsige Statur dieses Mannes zu unterschätzen, dessen zu aggressiven Stacheln modelliertes, an seinen Seiten militärisch kurz geschorenes, blondes Haar nur ansatzweise suggerieren konnte, was lediglich ein Blick in den flackernden Feuerschein seiner Augen schließlich mehr als deutlich verraten musste. Wut. Dieselbe, nimmer versiegende Quelle mit brennendem Ehrgeiz gelenkten Hasses… stärker denn je… wie auch schon damals diszipliniert beherrscht und verborgen unter einer dünnen Maske aus überheblicher,
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