Nexus - Band 1
Stinger senkte seine Waffe um einen kleinen Kommunikator aus seiner Kombination hervorzuholen und Tom zu reichen, der ihn widerwillig und begleitet von einem unguten Gefühl annahm. "Du klärst deinen Freund dort oben besser auf."
Nichts in Toms abschätzig geknurrter Bestätigung verriet von der ersehnten Gelegenheit, die sein unablässig arbeitender, taktisch versierter Verstand soeben als vielleicht den einzigen Ausweg identifiziert hatte, der ihm noch blieb. So unglaublich es für einen Haufen von verwilderten Banditen auch schien - Stingers Männer hatten den Adler höchstwahrscheinlich durch einen Strom nanitischer Viren infiziert und unter Kontrolle gebracht, der direkt über die Enterkrallen des Skarabäus durch die beschädigte Isolation der Außenhülle hindurch übertragen worden war. Tom zweifelte nicht daran, dass das Eindringlingsprogramm sämtliche Türen und Zugänge auf dem gesamten Schiff blockiert hatte, selbst noch bevor der erste Pirat des eigentlichen Enterteams in seinen Null-G-Anzug gestiegen war, um seine hinterhältige Infiltration auszuführen. Desweiteren war es eine bekannte Limitation der standardmäßig verbauten, internen Sensoren eines serienmäßig produzierten Zivilschiffs, anders als ihre militärischen Gegenstücke Lebensformen in seinem Inneren nicht präzise auf den Meter genau erfassen zu können. Stinger konnte mit allergrößter Wahrscheinlichkeit also lediglich erahnen, dass sich noch irgend jemand auf der Brücke befand, um diese, ganz nach dem wahrscheinlichsten Defensivplanes seines Gegners, vor einem Eindringen zu sichern. Und gerade deswegen gab es für Tom ansich keinen Grund mehr, die lockere Positionierung von Stingers Männern um den Lift anders zu deuten, als dass zumindest ihr Anführer nicht mehr wahrhaft mit einem Feindkontakt außerhalb davon rechnete.
Zwar würde dies der ewig gehetzten, unermüdlichen Paranoia, die jedem Gesetzlosen eines Tages zu eigen wurde, der gelernt hatte im Pfuhl aus Barbarei und Verkommenheit der Grenzlande zu überleben, keinen Abbruch tun - dennoch blieb es ein schwerer Fehler genau jener selbstverliebten Überschätzung seiner Fähigkeiten, die Sam Nevalles ansich brillantes Talent schon immer mit ihrem langen Schatten verdunkelt hatte.
Tom konnte nur hoffen dass er in der Lage sein würde, Stingers Gorilla, der ihm seine Maschinenpistole mit jeder verstreichenden Sekunde seines Zögerns mehr und mehr direkt durch sein Genick rammen zu wollen schien, schnell genug zu überwältigen um der Bewaffnung seines Meisters etwas entgegensetzen zu können. Über Hanks Kampfbereitschaft… und vor allem seinen Zorn, machte er sich keinen Gedanken. Jeder einzelne dieser kleinen Handvoll Ahnungsloser, die sich siegesgewiss um das Kabinenschott scharte, würde sich schon bald zu den toten Körpern seiner Kameraden gesellen.
"Na los." Stingers selbstsicher-freundlicher Tonfall mischte sich mit einem fordernden Unterklang. "Dann muss niemand mehr den Heldentod sterben."
"Er wird nicht antworten." Tom hob den Kommunikator in die Nähe seiner Lippen und aktivierte ihn auf einen weiteren, zunehmend ungeduldigen Wink seines Gegenübers. "Sergeant. Sie bekommen gleich Besuch. Leisten Sie… keinen Widerstand. Ich wiederhole - unseren... Gästen wird Zugang zur Brücke gewährt. Bitte bestätigen."
Zwar besaß die Liftkabine, ähnlich wie der Rest des Schiffes, eine praktisch zu einhundert Prozent effektive Schallisolierung… aber es war noch niemals in Hank Johnsons Wesen gelegen, zu Lasten von Taten lediglich unnötige Worte zu verschwenden. Eine Eigenschaft, die Tom gerade in Augenblicken wie diesem mit am meisten an ihm schätzte. Ja… sie waren in diesen Hinterhalt geraten… Bauern in einem Spiel, Figuren im nächsten, unweigerlich folgenden Kapitel jener offensichtlich, größer als jemals zu erwarten war , meisterhaft geplanten Machenschaften des Syndikats, dessen langer Arm in dieser Galaxie tatsächlich keine Grenzen zu kennen schien. Aber soeben hatten sie eine neue Chance erhalten, dieses so fest vorbestimmt scheinende Schicksal abzuwenden. Und doch blieben mehr Fragen ungeklärt als je zuvor… Fragen, die an Toms Entschlossenheit seinen Feind zu bezwingen mit jeder fortschreitenden Minute wie hungrige Termiten nagten. Nein, sie mussten warten… selbst wenn er sie mit seinen eigenen Händen begrub. Denn egal was Stinger vorhatte, oder in welchem Auftrag er handelte… er würde nicht zögern seinen alten Kameraden und die Crew des
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