Nexus - Band 1
Zorn noch lange kein Ende gefunden hatte.
Und nun ein weiteres Opfer forderte. Ein gepanzerter Hüne - im Nahkampf umringt von den Letzten seiner Gegner, singende Vibroschwerter und Gewehrkolben gleichermaßen schwingende Schwarze Legionäre in ruinierten Gefechtsmonturen, schnellte die krallenbewehrte rechte Faust des Elitesoldaten nach vorn, durchbohrte den leichten Brustpanzer seines Kontrahenten so mühelos wie dünnes Papier und stieß ihren Stahl wie lange Dolche tief in sein Fleisch. Laut und donnernd vermischte sich das Triumphbrüllen des Marines mit dem bluterstickten, panisch gurgelnden Schrei des Piraten, bevor ein rammender Hieb seine helmlose Stirndecke zerschmetterte und ihn mit der Wucht eines Geschosses an die dahinterliegende Wand prallen ließ.
Eine Folge nur weniger Atemzüge - die jedoch reichte, um dieselbe wahnhafte Rage der überlebenden Legionäre, deren lodernd psychische Gegenwart Toms Wahrnehmung so stark wie nie widerwärtig schwefelgleich stinkend belagerte, mit umso größerer, teuflischer Intensität zu entfesseln. Zu einer mörderischen Keule transformiert von der Kraft vieler Männer, krachte der stahlverstärkte Polymer des Sturmgewehrkolbens gegen die massige Schulterplatte des Marines, ließ ihn wanken, noch während seine ausgefahrene Krallenfaust den ersten einer berserkerhaft hackenden Serie von Schwerthieben seines zweiten verbliebenen, wolfsgleich tollwütig heulenden Feindes unter deutlich wachsenden Mühen parierte.
Das warnende Widerstreben seines Unterbewusstseins vertreibend, beugte sich Tom dem urplötzlich nicht zu widerstehenden Drang der sein Denken beherrschte - senkte seinen Fokus über die Zielkerbe seines Blasters, die Waffe am Ende seines ausgestreckten Armes ausgerichtet zu einem Schuss. Egal welche Gefahr er damit über sich bringen mochte - kein Streiter des Imperiums unterlag, wenn er es verhindern konnte. Dies war der oberster Wille des Imperators - und der Schwur, den jeder Kadett in der ersten Stunde seiner Initiation verpflichtet war zu leisten. Ihn zu verraten käme einer Abkehr von allem gleich, an was Tom den größten Teil seines bisherigen Lebens gelernt hatte zu glauben. Und dafür… so schien eine unhörbare Stimme in seinem Kopf mit absoluter Macht zu befehlen, würde er eher sterben als sich jemals abzukehren.
Kreischend traf die glutheiß oszillierende Klinge gegen die gewölbt plattierte Unterarmpartie der Servorüstung, schmolz tiefe Kerben in das widerstandsfähige Metall, ohne jedoch zu ihrem Träger vorzudringen. Dennoch sollte sie ihre ablenkende Wirkung nicht verfehlen. Von einem weiteren, monströsen Hieb der Gewehrkeule des zweiten Legionärs am linken Arm getroffen, welcher den größten Teil der Waffe in zwei Hälften zersplittert und von enormer kinetischer Energie beschleunigt davonschießen ließ, stolperte der Marine zurück - seine ungetrübt kräftigen, aber im Augenblick des physischen Schocks dennoch verlangsamten Konterangriffe von der geradezu raubtierhaften Agilität seiner wie besessen kämpfenden Gegner vereitelt.
Jetzt. Das Zittern der Pistole mit dem festen, unterstützenden Griff seiner zweiten Hand so gut wie möglich minimiert, presste Tom seinen Finger gegen den Abzug - spürte den Wind einer fliegenden Bewegung in seinem Rücken und gewahrte mit der geblendet blinzelnden Faszination des Augenblicks wie sich das Paar perfekt synchroner kohärenter Lanzen purer, sonnengleich gleißender Energie zu einer einzigen tödlichen Kraft vereint durch den seitlichen Genickschutz des behelmten Legionärsberserkers brannte. Brüllend vor Schmerz und panischer Überrumpelung, seine zu Klauen verkrampften, freien Hände um den faustgroß geschwärzt-schwelenden Krater in seinem Hals geschlungen stürzte der Pirat neben seinem gefallenen Schwert zu Boden, der letzte wahnhafte Funke seines Lebens aus seinem zuckenden Körper entfliehend.
Es war nicht rein der Erfolg, noch der makellose Gleichklang mit der Kameradin an seiner Seite, der Tom Parkers Blut mit ungekannter Gewalt durch seine Adern schießen ließ, ihm die Fähigkeit verlieh in nur einem Bruchteil seines nächsten, pulsierenden Herzschlages auf die Schwachstelle seines zweiten Zieles umzuschwenken, sie so genau zu erfassen als hätte er alle Zeit der Welt dafür besessen. Nein - es war diese gestaltlose Welle aus Energie und Macht, die von dem Leichnam dieses erschlagenen Teufels auszugehen schien, dessen boshaftem Blutrausch er soeben ein Ende gesetzt hatte.
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