Nexus - Band 1
an dem Gemetzel hing, das ihm bestimmt geworden war mit anzusehen. Still und gedankenlos folgte sein Blick dem fallenden Torsorest des besiegten Legionärs, eingeholt von seinen eigenen Armen, die in einem Sturzbach wild sprudelnden Blutes auf ihn hinabfielen. Bis er gleich darauf auf seinen Henker traf - dessen gefrorene Gestalt über der Orgie aus Tod und Verderben stand, die sie angerichtet hatte. Wie kaum getrocknete Farbe bedeckte das Lebenselixier seiner Feinde seine zahlreichen, tiefen Schrammen und Kerben - tropfte zusammen mit den glitschigen, stückhaften Überresten anderer makabrer Trophäen von dem einst prächtig schwarz und tiefrot lackierten Material des Servopanzers, der seine vollkommene Konzeption als Gefährte eines imperialen Todesengels soeben einmal mehr bewiesen hatte.
Es war die Essenz des gerechten Zornes, des siegreichen Kampfes, die Toms Denken wie die Stoßwelle eines von Riesenhand geführten Hammerschlages erreichte - sich mit all den anderen Eindrücken vereinte, die in ihrer ganzen widerwärtigen Klarheit dennoch ein unverdrängbares Gefühl der Signifikanz erzeugten, von dem er sich trotz seines Unbehagens… ja seiner plötzlichen Furcht, nicht vermochte abzuwenden. Es wurde ihm klar, dass er dies hier sehen sollte … verstehen was es bedeutete.
Vae victus . Wehe dem Besiegten… der am Ende unterlag und versagte. Es war kaum dieser Satz allein, der die Eruption kochend heißen Adrenalins in Toms Körper lediglich begleitete, als vielmehr das keuchende Grollen eines im Rausch seiner eigenen Unaufhaltsamkeit verlorenen Instrumentes des Krieges, dessen zentnerschwerer, metallplattierter Stiefel selbst den massiven Unterboden auf dem er sich befand durch einen einzigen Schritt erbeben ließ - und der Bedeutung dieser Worte in Toms Gedanken umso schrecklichere Transparenz verlieh.
Er wusste, dass er einem Feind gegenüberstand, der selbst im Vollbesitz seiner geistigen Klarheit darauf trainiert war, ohne einen zweiten Gedanken zu töten. Und durch dessen Bewusstsein nunmehr rein die unaufhaltsamen, höllischen Winde des Krieges heulten. Mit seiner freien Hand drängte Tom Falcon gegen ihren unschlüssigen Widerstand hinter sich zurück - begegnete den drohend erhobenen, triefenden Klingen des Sturmsoldaten ohne auf das schreiende Drängen seines Instinktes einzugehen. Nein. Es würde keinen Rückzug geben. Nicht dieses Mal - nicht so kurz vor dem Ziel. Hank und Kimberly, genauso wie Falcon… sie alle zählten auf ihn, brauchten seine Hilfe. Tot nützte er ihnen nichts. Und wenn er dafür einen Diener des Imperiums mit Gewalt vor sich selbst bewahren musste, dann sollte es so sein. Stecknadelgroß verengt, dem Visier seines Lasers milimetergenau folgend fixierten Toms Pupillen die dicken, fließend ineinander greifenden Rüstungsplatten, die Gelenke und Schwachstellen in der ansonsten wie aus einem Guss gefertigten Panzerung des Marines bedeckten. Flimmernde Stöße ausgeatmeter Luft entwichen aus den Respiratorschlitzen seines vakuumversiegelten Helmes, gleich den Nüstern eines wütend schnaubenden Teufelsrosses. Drei, vielleicht vier Schüsse… kaum einen einzigen für jeden, leichengepflasterten Meter der sie noch trennte. Mehr blieben ihm nicht um etwas zu stoppen, was nicht aufzuhalten war.
Langsam und lauernd senkten sich die massigen, maschinenhaften Umrisse des Marines hinab in eine sprungbereite Kampfhaltung, wuchs die Spannung in seinen künstlichen Muskeln, um sein ganzes Gewicht binnen eines Wimpernschlages mit fataler Wucht gegen seinen Feind zu katapultieren. Und dennoch verharrte er, für die wenigen Sekunden die es schließlich dauern sollte, bewegungslos - unschlüssig zögernd, als gäbe es etwas das selbst seinen von Kampfdrogen enthemmten Geist mit Zweifeln konfrontierte, die er nicht übersehen konnte. Sekunden, in denen sich Tom trotz der fröstelnd nahen Präsenz des grimmen Schnitters, dessen knöcherne Berührung so immateriell und dennoch fest an seiner Seele zerrte, wie es Falcons unruhig klammernde Hand an seiner Schulter tat, weigerte zu weichen… oder nur den Ansatz eines rettenden Planes zu fassen, der sein drohendes Schicksal vielleicht noch hätte abwenden können.
Womöglich hatten sie es beide gesehen - auf dieselbe Weise geahnt, wie sie dieser von den Fäden kosmischer Energien durchzogene Ort allem Lebendigen unter seinem Einfluss zu diktieren schien. Dass es nicht so passieren durfte. Die Gesetze der bekannten Plausibilität und
Weitere Kostenlose Bücher