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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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Die feste Gewissheit, auf dem rechten Weg zu sein - den dämonischen Feind zu zerschmettern, zu besiegen - ein Gefühl das jede Spur der Pein und Erschöpfung aus Toms Denken wischte wie es selbst die beißende Essenz der Stimulanzien nicht hatte vollbringen können.

Aber selbst all dies konnte nicht verhindern, dass ihm das Privileg dieses nächsten, todbringenden Schusses aus den Händen genommen wurde - vielleicht von jemandem, der es mehr verdiente. Seinen Zeigefinger nur Millimeter vor dem Auslöser seines Lasers erstarrt sah Tom mit an, wie sich das Ringen zweier ansich so ungleicher Gegner zu seinem fatalen Höhepunkt entwickelte.

Völlig von Sinnen warf sich der letzte überlebende Piratenkämpfer unter kreischendem Geheul gegen den stählernen vor ihm aufragenden Berg seines Gegners, ein aus der Wand gerissenes, metallenes Rohrstück mit wirbelnd-übermenschlicher Wucht immer und immer wieder auf die adamantene Schutzlegierung der Servorüstung niederprasselnd. Aber auch wenn die Schwäche des imperialen Soldaten innerhalb spürbar war - die unverwüstliche Maschinerie, deren Mikromotoren und künstliche Muskelfasern sein Exoskelett durchzogen, hielt ihn aufrecht - trotzte dem von weit mehr als nur einem verlorenen Verstand gespeisten Ansturm seines in vollkommener, degenerierter Rage aufgelösten Widersachers lange genug, um dem angeschlagenen, organischen Symbionten in ihrem Inneren Zeit zu geben, seinen verbliebenen Willen neu zu sammeln.

Nichts sollte sich seiner Vergeltung mehr entgegensetzen. Funkensprühend hämmerte das Stahlrohr gegen die parierende Armmanschette des Marines, das verbogene Metall augenblicklich ausholend zu einem weiteren in einer schier unendlichen Serie prasselnder Hiebe - doch dieses Mal vermochte sich der Zorn des Elitesoldaten selbst mit der zügellos wallenden Mordgier des Schwarzen Legionärs zu messen. Zu einer fließenden Masse verzerrt, fast über die Wahrnehmungsgrenzen des menschlichen Auges hinaus beschleunigt schnellte der zweite Arm des Marines hervor, packte den beinahe faustdicken Stahl und riss ihn, begleitet von einem markerschütternden Schrei zur Seite aus der Klaue seines verhassten Feindes, schmetterte es ohrenbetäubend laut gegen die seitliche Wand. Aber noch hatte der Aufprall des ehemals siegesgewiss geführten Todesinstruments keine Zeit zu verklingen. Von einem stampfenden Schritt vorwärts geführt, führte die vor Energie knisternde Manschettenkralle des Marines einen blitzenden Streich gegen ihren vor glühenden Schmerzen paralysiert zurücktaumelnden Feind. Eine grausige Fontäne aus Blut, Fleisch, Knochensplittern und herausgerissenen Zähnen spritzte aus dem zerfurchten Überrest, der einmal der Unterkiefer eines Mannes gewesen war, überließ es alleine seiner verdorbenen Seele die Agonie in das Nichts hinauszuschreien, in der sich ihre sterbliche Hülle wiederfand.

Aber obwohl es in hellrot fließenden Strömen aus ihr entwich, pulsierte noch Leben darin - dem Schicksal trotzend zusammengehalten von unsterblichem, irrationalen Hass. Und so stemmte sich der blanke Knochen unter aufgerissenen Handflächen mit ungetrübter Kraft gegen die wie gepanzerte Baumstämme herabfahrenden Unterarme des Elitesoldaten, umklammerte ihren tödlichen Hieb in einem letzten Ringen gegen einen bereits entschiedenen Kampf. Die letzten, aufbäumenden Zuckungen einer entgegen aller Naturgesetzte aufrecht stehenden Leiche, deren bis zur Unkenntlichkeit entstelltes Gesicht in Fetzen von ihrem Schädel hing - und deren unverfrorener Hartnäckigkeit dennoch keine Gnade zuteil werden sollte. Durch einen knurrend abschüttelnden Ruck ihres Haltes beraubt, rutschten die verheerten Überreste menschlicher Finger, blutige Spuren aus Haut und abgeriebenem Fleisch hinterlassend, hinab über das zerfurchte Metall das sie umschlossen hatten.

Triumph und unerbittliche Grausamkeit zeichnete die packenden Bewegungen des Marines selbst durch die gesichtslose Anonymität seiner Rüstung hindurch, ließ die Flamme seines Sieges lodern wie brennendes Pech, das auf seinen Pranken haftete, deren titanische Kraft die Schultern des verunstalteten Legionärs umfassten, den letzten Rest seiner Gegenwehr zerbrachen wie die in blutigen Zacken aus seiner aufgeplatzten Haut splitternden Knochen seines Leibes - um in Stücke zu reißen was von ihm übrig war.

Tom Parker konnte nicht sagen, warum sein Augenlicht zu jeder einzelnen verstreichenden Sekunde in bewegungsloser, morbider Faszination

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