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Nibelungen 05 - Das Runenschwert

Titel: Nibelungen 05 - Das Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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zuvor. Und doch vertraute Siegfried ihm.
    Gedämpfter Lärm und Schreie klangen gegen den Wind. Offenbar geriet die Festung in Aufruhr: Man hatte ihre Flucht entdeckt.
    Das schnelle Plätschern der Riemenblätter kündigte ein Ruderboot an. Der muskulöse Wieland bediente die Riemen. Ein Bündel lag neben ihm, Otters Kleider. Otter kauerte am Heck und hielt das Außenruder. Kurz vor der Insel sprang er ins Wasser und hielt das Boot im Uferbereich fest.
    Siegfried und Grimbert stiegen hinein. Otter versetzte dem Kahn einen Stoß, bevor auch er sich an Bord schwang. Siegfried setzte sich neben Wieland auf die Ruderbank und übernahm einen Riemen.
    »Tut mir leid, daß ich euch nicht gehört habe«, sagte Wieland. »Die Strömung hatte mich zu weit abgetrieben.«
    Das Boot rauschte mit dem Stromlauf an der Insel entlang. Otter riß das Steuer herum und lenkte das kleine Gefährt quer zur Strömung, dem linken Ufer entgegen. Sie glitten an der Nordspitze der Rheinfeste vorüber. Plötzlich ging über der Insel ein hell leuchtender Stern auf, er schien sich unbemerkt durch die Wolkendecke geschmuggelt zu haben. Doch das Licht entstammte nicht göttlicher Kraft, sondern Menschenhand.
    »Das Leuchtfeuer!« stieß Wieland hervor. »Sie geben Alarm. Auf der Schwertburg wird man das Feuer sehen und wissen, daß die Gefangenen entflohen sind. Bald wird man das ganze Ufer absuchen. Vielleicht sollten wir zum anderen Ufer fliehen.«
    »Du vergißt, daß unsere Pferde am linken Ufer stehen«, ermahnte Otter den Gefährten. »Rudert lieber schneller!« Siegfried und Wieland taten, was in ihren Kräften stand.
    »Ihr habt sogar an Pferde gedacht?« staunte Grimbert.
    »Vier gute Tiere«, verkündete Otter stolz und grinste. »Sie stammen aus Reinholds Zucht.«
    »Wie kamt ihr dazu, uns zu befreien?« fragte Grimbert. »Ausgerechnet in dieser Nacht? Immerhin stecken wir schon eine ganze Weile in Reinholds Kerker.«
    »Erst war es nur ein Gerücht, daß ihr auf der Rheinfeste seid«, antwortete Otter. »Aber bei seinem letzten Besuch auf der Schwertburg habe ich Reinhold belauscht, der sich mit Udalrich unterhielt. Sie sprachen darüber, wie Siegfried und Grimbert gefaßt wurden und wie sie Königin Sieglind entmachten wollen. Für Wieland und für mich stand fest, daß wir euch helfen mußten. Ich hätte auch so unbemerkt zur Insel schwimmen können, aber für das Boot benötigten wir eine vollkommen finstere Nacht.«
    »Der Bader Udalrich ist also auch in das Komplott verwickelt«, sagte Siegfried finster und erinnerte sich an das Bad, bevor er zur Haselwiese ritt.
    Als er davon erzählte, meinte Grimbert: »Es sollte mich nicht wundern, wenn Udalrich dem Bad geheime Kräuter zugesetzt hat, um dir die Sinne zu verwirren.«
    »Ich werde diesem gemeinen Verräter den kahlen Schädel einschlagen!« zischte Siegfried. »Und Reinhold soll es nicht besser ergehen!«
    »Falls wir noch rechtzeitig kommen«, meinte Otter. Er berichtete mit wenigen Worten, daß die Schlacht gegen das Friesenheer kurz bevorstand. König Hariolfs Truppen hatten bereits ein paar Grenzburgen überrannt und waren auf niederländisches Gebiet vorgedrungen. Diese Vorstöße schürten die Wut der Niederländer und ihre Kriegslust. Reinhold hatte leichtes Spiel, die Waffenpflichtigen zusammenzurufen.
    Siegfried erkundigte sich nach seiner Mutter und nach Amke. Sieglind trat seit Siegfrieds rätselhaftem Verschwinden kaum noch in Erscheinung, sie hatte jede Verantwortung in Reinholds Hände gelegt. Über Amke wußten Otter und Wieland nichts Neues zu berichten. Sie war noch immer Gefangene auf der Xantener Königsburg. Für Siegfried war es schon eine Beruhigung, daß sie und seine Mutter noch lebten.
    Immer wieder drohte der Rhein das kleine Boot abzutreiben oder umzuwerfen. Aber Otter verstand es, das Boot zu manövrieren, fast wie ein Fährmann oder ein Flößer. Dank seiner Anweisungen umfuhren sie Strudel und Stromschnellen und erreichten schließlich das waldgesäumte Ufer.
    »Sehr gut«, meinte Otter und stieg auf dem Uferstreifen in seine Kleider. »Die Pferde stehen ganz in der Nähe.«
    »Ich übernehme jetzt die Führung!« sagte Grimbert, als er sich auf einen großen Fliegenschimmel schwang. »Wir müssen zu einem bestimmten Ort, wenn wir Reinholds Pläne durchkreuzen wollen.«
    »Was ist das für ein Ort?« fragte Siegfried.
    Mit einem matten Lächeln antwortete sein Oheim: »Eine Schmiede.«

Kapitel 13  
    er Zufluchtsort, den sie im Morgengrauen

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