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Nibelungen 05 - Das Runenschwert

Titel: Nibelungen 05 - Das Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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schob.
    »Der Rhein!« Ludolf schluckte mehrmals. »Er wollte mich mit sich reißen!«
    Bruno schüttelte den Kopf und lachte schallend. »Du bist ein solcher Feigling; du siehst selbst im Fluß Gespenster.«
    »Spotte nicht über die Flußgeister!« mahnte Ludolf im Flüsterton und warf einen sorgsamen Blick aufs Wasser. »Sie werden es sonst böse vergelten!«
    »Dir haben sie es schon vergolten«, erwiderte Bruno. »Indem sie deinen Verstand vernebelt haben.« Er nahm seinen Speer und den Schild auf, die an einer Felsmauer lehnten. »Ich mache mal einen kleinen Rundgang, um die Kälte aus meinen Knochen zu vertreiben. Kommst du mit?«
    Ludolf schüttelte den Kopf. »Nein, nicht bei dieser Dunkelheit. Der Fels ist naß und rutschig. Man kann zu leicht in den Fluß fallen.«
    »Ja, wenn man vor Angst nicht mehr richtig seine Füße zu setzen versteht.«
    Ludolf schickte dem sich entfernenden Kameraden ein paar wüste Verwünschungen nach, doch Bruno hörte ihn nicht oder gab nichts auf seine Worte. Er ging die langgezogene Ostseite der Felsinsel nach Süden ab, flußaufwärts, zwischen dem reißenden Wasser und den Mauern der Rheinfeste.
    Ludolf dachte an die beiden Gefangenen, die seit neun Nächten hinter den Felsmauern saßen. Ihr Gefängnis lag ganz in der Nähe, an der Ostmauer der Feste. Es waren die beiden friesischen Spione, die sich für Prinz Siegfried und Graf Grimbert ausgegeben hatten. Die Soldaten munkelten hinter vorgehaltener Hand, daß es sich wirklich um Siegfried und Grimbert handeln mochte. Aber selbst wenn es der Wahrheit entsprach, würde Reinhold einen guten Grund haben, die beiden einzusperren. Seine Männer waren dem Grafen treu ergeben. Er sorgte für sie und zahlte einen guten Sold. Andererseits konnte er sehr streng sein, und so wagte niemand, dem Herrn unbequeme Fragen zu stellen.
    Als Ludolf wieder nach Bruno ausschaute, war sein Gefährte verschwunden. Gewiß, die Nacht war finster wie die Seele eines Vatermörders, aber Bruno konnte sich noch nicht so weit entfernt haben, daß Ludolf nicht einmal mehr seine Umrisse sah. Ein wissendes Lächeln umspielte Ludolfs Lippen, als er das Spiel seines Kameraden zu durchschauen glaubte. Halblaut rief er in die Nacht: »Du brauchst dich nicht länger zu verstecken, Bruno. Mir kannst du keine Angst einjagen. Da muß schon ein richtiger Wassergeist kommen!«
    Keine Antwort. Nur das Rauschen und Gurgeln des Flusses. So sehr Ludolf sich auch bemühte, er vermochte keine Regung um sich wahrzunehmen. Noch einmal rief er nach dem Kameraden und forderte ihn auf, das kindische Spiel zu lassen.
    Plötzlich erhob sich eine Gestalt in der Finsternis und winkte ihm zu. Also hatte der vermaledeite Bruno sich doch einen Spaß mit ihm erlaubt!
    »Ist es dir auf dem Felsboden zu kalt geworden?« fragte Ludolf und spürte, wie erleichtert er war.
    Doch statt zu antworten, war Bruno aufs neue verschwunden. Er schien sich hinter einem Felsen zu verstecken.
    »Jetzt ist meine Geduld zu Ende«, knurrte Ludolf und setzte sich in Bewegung. Etwas riet ihm, nicht weiterzugehen. Vielleicht gab es doch irgendwo Wassergeister, die dem Fluß entstiegen waren. Aber seine Neugier war größer. Hinter einem kaum kniehohen Felsen entdeckte er Bruno reglos am Boden.
    »He, such dir eine bequemere Schlafstatt!« rief Ludolf und stieß den Kameraden mit der Stiefelspitze an. Bruno rührte sich nicht. Voller Zorn über die Narretei seines Gefährten stieß Ludolf noch einmal zu. Als Bruno sich immer noch nicht regte, begannen erste Zweifel an ihm zu nagen, ob alles mit rechten Dingen zuging. Vorsichtig beugte er sich vor. Um sich abzustützen, griff seine Hand nach einem Felsen, und da spürte er etwas Klebriges. Seine Hand zuckte zurück. Blut klebte an ihr.
    Wie um Ludolf zu verhöhnen, zeigte sich in diesem Augenblick ein Riß in der Wolkendecke. Nur ein winziger Strahl Mondlicht drang hindurch, doch er genügte, Ludolf das Schreckliche zu offenbaren: Bruno lag in einer großen Blutlache, die Augen vor Schreck geweitet, der Blick gebrochen. Jemand hatte seine Halsberge zerrissen und Brunos Kehle grausam zerfleischt. Noch nie hatte Ludolf eine so gräßliche Wunde gesehen, wie von einem tollwütigen Wolf gerissen. Er war fast froh, als sich der Wolkenvorhang wieder schloß und sich gnädige Finsternis über der Rheinfeste ausbreitete.
    Hinter sich vernahm er plötzlich ein Geräusch: ein Plätschern, als steige etwas aus den Fluten hervor. Ludolf bereute, daß er Speer und Schild

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