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Nibelungengold 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungengold 02 - Das Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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Blut.
     
    Kirchen, sowie stille Klöster
    Wurden – was man kaum geglaubt –
    Von der Räuber frechen Händen
    Ganz entweiht, zerstört, beraubt.
     
    In Palästen wie in Hütten,
    Zeigte sich der Raubsucht Spur,
    Räuber Rohland war ein Schrecken,
    Abscheu jeder Kreatur.
     
    Nach dem letzten Vers brach Mütterchen in heftiges Gelächter aus, das in einen wilden Hustenanfall überging. Löwenzahn und Alberich sahen sich verwundert an, dann schmunzelte der Riese.
    »Bist eine feine Sängerin, Mütterchen. Mir scheint, du vermißt das Räuberleben.«
    »Darauf kannst du wetten«, erwiderte sie krächzend und zog ihre Decke enger um die knorrigen Schultern. »Ach, was das für Zeiten waren, als die Reichen vor Mütterchen Mitternacht erbebten und der Kampfschrei der meinen die Wälder zum Lodern brachte. Nichts geht über das Räuberdasein und die –«
    Alberich unterbrach sie mit einem lauten Hüsteln. »Du hast das Ende deines Liedes vergessen, Mütterchen. Warum verschweigst du uns, wie es Räuber Rohland an den Kragen ging?«
    »Weil’s keine Rolle spielt«, gab sie barsch zurück.
    »Dann laß mich die letzten Strophen für dich singen«, sagte Alberich, und zu Löwenzahns und Mütterchens Überraschung sang er mit klarer, schöner Stimme:
     
    Gute Obrigkeiten dachten
    Auf geschickte Pläne nun,
    Einhalt diesem Räuberwesen,
    Dieser Mörderbrut zu tun.
     
    Und es wurden wackre Truppen
    Sie zu fangen ausgesandt.
    Aber keiner von der Bande
    Kam in dieser Helden Hand.
     
    Endlich drangen tapfre Recken
    Tief in einem stillen Tal
    Auf die Räuber ein, es fielen
    Hundert Krieger an der Zahl.
     
    Bald auch fiel die Räuberrotte
    In dem wilden Kampfgewühl.
    Rohland mit zehn Schandgesellen
    Ward gesetzt ein ander Ziel:
     
    Tief im Kerker und in Ketten
    Warteten der Strafe sie,
    Die schon bald sie dann erlitten.
    Mensch, vergiß dies Beispiel nie!
     
    Als Alberich geendet hatte, rief Mütterchen aus: »Papperlapapp! Nichts sagt das aus über die Herrlichkeit der Räuberei, über die Schönheit des freien Lebens in den Wäldern, über die Freude, von anderen zu nehmen und sich selbst daran zu berauschen.«
    Löwenzahn zwinkerte Alberich zu. »Mir scheint, wir sollten unsere Reisegefährten sorgsamer wählen.«
    Mütterchen kicherte. »Ich bin alt geworden, viel zu alt, um eine gute Räuberin zu sein. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, ein Schwertstreich hätte mich in der Blüte der Jugend niedergestreckt, auf dem Höhepunkt meiner Kraft.«
    »Zumindest bliebe uns dein Gejammer erspart«, brummte der Zwerg.
    »Mit dir nehme ich es dreimal auf, mein Freund«, entgegnete sie, aber es klang nicht feindselig.
    Er lachte auf. »Warst nicht du es, die mir zur Unverwundbarkeit verhelfen wollte?«
    »Ein Fehler, ohne Zweifel.«
    Sodann legten sie sich frohgemut nieder und schliefen bis zum Morgen.
    Sonnenstrahlen glitzerten durchs Blätterdach, als Alberich erwachte. Mütterchen kehrte gerade mit dem Pony vom Fluß zurück, wo sie das Tier hatte trinken lassen.
    »Wir sollten ihm einen Namen geben«, sagte sie.
    »Dem Pony?«
    »Dem Lagerfeuer, Dummkopf. Natürlich dem Pony.«
    »Sicherlich hat es schon einen von Obbo bekommen.«
    »Er hat ihn uns nicht genannt.«
    Alberich seufzte. »Was schlägst du also vor?«
    Löwenzahn reckte sich und gähnte. »Wie wär’s mit Siegfried?«
    »Sehr passend, wirklich«, gab Alberich zurück.
    »Ich dachte an Rohland«, sagte Mütterchen.
    »Wie dein Räuber?«
    »Ein Mann von Ehre.«
    »Wie dies Pony.«
    Löwenzahn trat vor das Tier und tätschelte ihm die Mähne. »Was sagst du dazu?«
    Mütterchen lächelte. »Es ist einverstanden.«
    Alberich warf ihr einen schrägen Blick zu. »Woher willst du das wissen?«
    »Ich verstehe, was es sagt.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Aber ja doch«, antwortete sie stolz. »Wenn du dein Leben lang in den Wäldern haust, lernst du solche Dinge.«
    »Ich hause mein Leben lang in den Bergen«, knurrte Alberich, »und ich verstehe nicht, was die Steine sich zu sagen haben.«
    Mütterchen seufzte betont. »Weil sie nicht reden können, Zwergenhirn. Aber Tiere sprechen. Und manchmal, nur manchmal, kann ich die Bedeutung verstehen. Keinen Wortlaut, aber ich weiß, was sie mir sagen wollen.«
    »Und das Pony sagte ›Nenn mich Rohland‹?«
    »So ungefähr.«
    Löwenzahn schulterte seinen Rucksack und zog die Riemen straff. »Laß ihr doch ihren Willen, Zwergling. Welche Bedeutung hat es, ob das Pony einen Namen hat oder nicht?«
    Ehe

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