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Nibelungengold 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungengold 02 - Das Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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führten.
    »Ich hab’s mir angeschaut«, erklärte Geist. »Die Klippe springt weit vor, wie ein riesiger Vogelschnabel. Die Krieger haben an den Seilen Männer herabgelassen, die von unten einen Stollen in den Fels treiben. Offenbar ist der Weg von dort aus zu den tieferen Regionen des Blutsees kürzer, als würden sie es von oben versuchen.«
    Alberich nickte nachdenklich. »Und da sie die Arbeit von Sklaven verrichten lassen, ist ihnen die Gefahr, in der die Arbeiter schweben, gleichgültig.«
    »Sie haben unterhalb des Stollens ein hölzernes Auffangbecken in der Felswand verankert, das gewährleisten soll, daß kein Tropfen des Drachenblutes verlorengeht.«
    Der Zwerg spähte über die Kante hinweg in die pechschwarze Nacht. »Wie hoch über dem Rhein sind wir hier?«
    Geist hob die Schultern. »Zwanzig bis dreißig Mannslängen, grob geschätzt.«
    »Und der Fluß strömt direkt um den Fuß der Felsen?«
    »Soweit ich es sehen konnte, ja. Der Rhein macht einen engen Bogen, genau um diese Klippe.«
    Alberich seufzte schwer. »Wie sollen wir jemals an das Blut herankommen, wenn es nicht einmal all diesen Männern gelingt?«
    »Sie werden es schaffen«, ermutigte ihn Geist. »Früher oder später wird ihr Stollen den Grund des Blutsees erreichen.«
    »Du meinst, wir sollten warten, und dann versuchen, ihnen das Blut abzuluchsen?« Alberich stöhnte. »Es sind so viele! Sie werden uns erschlagen, wenn sie nur unsere Nasenspitzen sehen, erst recht, wenn wir hinüberspazieren und höflich um ein Faß von ihrem Drachenblut bitten.«
    Geist nickte. »Sie sind ungeduldig. Die Krieger vermuteten, daß die Kruste des Sees immer dicker wird, bis schließlich auch der letzte Tropfen davon aufgezehrt wird. Die Zeit drängt, und ihr Anführer ist unzufrieden.«
    Noch einmal blickte Alberich zur erstarrten Oberfläche des Blutsees hinüber. Sie war fast kreisrund, mit einem Durchmesser von fünfzehn Menschenschritten. Was aber die Tiefe des Sees anging, so gab es auf sie keinen Hinweis. Da die Krieger versuchten, von unten zum Drachenblut vorzustoßen, war anzunehmen, daß das Becken etliche Schritte in den Boden reichte.
    Plötzlich fiel Alberich etwas auf, und der Gedanke schürte neues Mißtrauen gegen seine Begleiterin in ihm. »Woher weißt du soviel über diese Männer? Du hast gesagt, du warst hier, als ich schlief. Aber als ich erwachte, war der Mond nur unmerklich weitergewandert. Du kannst also gar keine Zeit gehabt haben, dich so genau umzuschauen.« Instinktiv rückte er einen weiteren Schritt von ihr fort und faßte den Griff der Goldgeißel fester.
    Ihre Augen musterten ihn voller Verwunderung. »Keine Zeit gehabt?« wiederholte sie irritiert. »Du hast einen ganzen Tag verschlafen, Alberich. Als du aufgewacht bist, war bereits die nächste Nacht angebrochen. Weißt du das denn nicht?«
    »Ist das wahr?« fragte er voller Argwohn. Und zugleich dämmerte ihm, was das bedeuten mußte. »Heißt das, Mütterchen und Löwenzahn sind schon mehr als einen Tag in der Gewalt dieser Krieger?«
    »Aber ja.«
    Er sprang auf, jetzt wieder im Schutz des Findlings. »Ich muß sofort zu ihnen. Wer weiß, ob sie noch am Leben sind.«
    Geist zuckte mit den Achseln. »So wie es aussieht, können wir hier ohnehin nichts tun als abzuwarten.«
    Alberich wollte bereits loseilen, doch Geist rief ihn leise zurück. »Warte! Es gibt einen schnelleren Weg als den auf deinen kurzen Beinen.«
    »Kurzen, kräftigen Beine«, verbesserte er beleidigt.
    »Sieh mal zur Höhle hinüber.«
    Der Zwerg kauerte sich wieder in einigem Abstand von Geist auf den Boden und folgte mit seinem Blick ihrer weißverhüllten Hand.
    »Kannst du es sehen?« fragte sie.
    Angestrengt starrte er zum Höhlenschlund. Das Innere war rabenschwarz. In der Finsternis regte sich etwas, ohne daß Alberich erkennen konnte, was es war.
    »Was machen die da?«
    »Sie plündern die Schätze des Drachen«, sagte Geist und sah sich vorsichtshalber nach dem Wächter um, der ihnen am nächsten stand. Er stützte sich schwer auf seine Lanze, blickte dabei zu Boden und hatte ihr Flüstern nicht bemerkt. Offenbar war er im Stehen eingeschlafen.
    »In regelmäßigen Abständen fahren Pferdekarren in die Höhle und kommen mit Erdreich beladen wieder heraus«, fuhr das Mädchen fort. »Darunter versteckt liegt das Gold des Drachen. Sie bringen es von hier aus zum Turm, wo deine Freunde gefangengehalten werden.«
    »Du glaubst, wenn wir freundlich fragen nehmen sie uns vielleicht

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