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Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin

Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin

Titel: Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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List und prahlten vor ihren finsteren Freunden mit ihrem Verbrechen.
    Es vergingen nur wenige Monde, da fühlten Galar und Fjalar sich sicher genug, eine neuerliche Untat zu begehen. Sie luden einen ihrer ältesten Feinde, den Riesen Gilling, zu sich ein und ertränkten ihn im Ozean. Gillings Frau erschlugen sie mit einem Mühlstein. Darüber empfanden die Zwerge solche Freude, daß sie auch dies all ihren Freunden erzählten. Jene aber neideten ihnen den Besitz des Dichtermets und erzählten Suttung, Gillings Sohn, von den Morden. Suttung stürmte sogleich voller Rachsucht zum Haus der Zwerge und quälte sie so lange, bis sie ihm als Wiedergutmachung den Met anboten. Suttung stimmte zu und brachte den Kessel in seinen Berg. Zur Wächterin des Zaubergesöffs bestimmte er seine Tochter Gunnlöd.
    Wodan aber erfuhr durch seine treuen Raben vom Handel der Zwerge mit dem Riesensohn, und er beschloß, den Met zurückzugewinnen. Denn wenn es eines gab, das die Götter verhindern wollten, dann war es, daß alle Riesen zu Dichtern und Weisen wurden.
    In Gestalt eines stattlichen Mannes machte Wodan sich auf zu Suttungs Berg. Er bohrte ein Loch in den Fels, verwandelte sich in eine Schlange und glitt in die Höhlengemächer des Riesen. Dort suchte er die Kammer, in der Gunnlöd den Kessel bewachte. Wieder zum Mann geworden, schmeichelte er sich bei der Riesentochter ein, es gelang ihm gar, echte Liebe in ihr zu entfachen. Unter Treueschwüren lag er ihr drei Nächte lang bei, dann endlich gestatte sie ihm für jede Nacht einen Schluck aus dem Kessel. Sie wußte nicht, daß sie es mit dem höchsten der Götter zu tun hatte, und wie hätte sie ahnen können, daß er den ganzen Kessel mit nur drei Zügen leertrinken würde? Sodann nahm er die Gestalt eines Adlers an und floh aus der Höhle.
    Der Riese Suttung aber, der Vater der betrogenen Wächterin, schlüpfte in sein eigenes Adlerkleid und folgte dem Dieb hinauf in die Wolken. Die beiden lieferten sich eine halsbrecherische Jagd. Wodan hatte schwer an seiner Diebeslast zu tragen und wurde mit jedem Flügelschlag langsamer. Die übrigen Götter sahen ihren Herrn von den Zinnen aus nahen, stellten eilig Töpfe und Schalen im Hof der Götterburg auf und holten ihre Waffen. Wodan aber blieb keine Wahl, als noch außerhalb der Mauern einen Teil des Mets zu Boden zu spucken, und jener Teil ist es, der noch heute den schlechten Reimeschmieden und Wichtigtuern unter den Menschen zugute kommt. Das meiste aber spie Wodan in die Gefäße im Burghof, während die übrigen Götter den Riesenadler mit ihren Spießen und Pfeilen verjagten. So kam es, daß Wodan den Dichtermet zurückgewann, um ausgewählte Menschen davon trinken zu lassen, denn nur so werden Poeten und Gelehrte geboren.
    Die Riesen zürnten Wodans Betrug, hatten sie den Met doch als Wiedergutmachung für Gillings Tod erhalten. So kam es, daß sich die Götter die Riesen zu Feinden machten, und ihr Krieg wütet bis heute auf den höchsten Gebirgsspitzen und in den tiefsten Höhlen der Erde.«
    Jodokus beendete seinen Bericht mit einer seltsamen Handbewegung, einem angedeuteten Streich über ein unsichtbares Musikinstrument.
    Die ganze Zeit über hatte Kriemhild begeistert zugehört, doch als der Sänger zum Ende seines Vortrags kam, traten ihr wieder Zweifel in den Sinn. »Wenn Götter und Riesen ganze Schlachten um den Besitz des Mets geschlagen haben, wie kommt es dann, daß ausgerechnet du ihn stehlen konntest?«
    Jodokus tat, als hätte er die Häme in ihrem Tonfall nicht bemerkt. »In diesem Krieg geht es längst nicht mehr um den Met allein. Beide Seiten kämpfen um des Kämpfens willen. Da die Götter nur mit einem Diebstahl durch Riesen rechneten, achteten sie nicht auf die winzigen Lücken in ihrer Verteidigung – viel zu klein für einen Riesen, für mich aber gerade groß genug.«
    Kriemhild seufzte. »Du bleibst dabei, nicht wahr? Ganz egal, was ich dagegen einwende.«
    »Weil es die Wahrheit ist«, entgegnete er, doch er klang dabei weniger störrisch als stolz.
    »Wie du meinst.« Sie hatte nicht vor, mit ihm zu streiten, es hatte ohnehin keinen Zweck. Was immer ihn dazu gebracht hatte, sich solch einen Unsinn auszudenken, würde wohl auf ewig immer sein Geheimnis bleiben. Gut, dachte sie, damit sind die Seiten ausgeglichen. Schließlich hatte sie selbst ein Geheimnis, das es zu hüten galt.
    Nachdem sie aber eine Weile lang schweigend weitergeritten waren, der aufsteigenden Sonne entgegen und träumend in

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