Nicht mein Märchen (Aktionspreis zum Start von Buch 2 am 13.10.) (German Edition)
ich wollte, dass sie mir zu Vals Wohnung folgten. Da das Haus relativ nahe war, brauchten wir nicht lange bis dorthin. Jason drehte sich zu mir. „Hast du Zeit zu reden?“
„Ja, klar.“
Jason schritt von seinem Auto zur Haustür und trat ein, sobald ich die Tür aufgeschlossen hatte. Erst als wir im Innern waren, fiel mir auf, dass ich mich schämte. Mein Haus war so klein. Der Teppich war schmutzig und es roch nach Staub. Bücher und Zeitungen bedeckten den Wohnzimmertisch. Aber Jason ging zum Sofa und setzte sich, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Möchtest du ein Glas Wasser?“ fragte ich ihn.
Er schüttelte den Kopf.
„Orange?“ Ich schmiss ihm eine aus der Schüssel auf dem Küchentresen zu – er fing sie mit einer Hand.
„Wo sind die Ausdrucke?“
„Ich hol sie.“
Ich nahm mir selbst ein Glas Wasser, stellte es auf den Tisch und versuchte nachzudenken. Wo waren die Ausdrucke? Ich hatte sie aus dem Eingangsbereich geräumt, damit Lori sie nicht finden würde. „Bin sofort wieder da,“ sagte ich.
Ich musste einige Minuten in meinem Zimmer rumwühlen, bevor ich den Stapel Notizen fand. Ich trug sie zurück nach vorne, wo Jason gerade seine Orange geschält und die Schale in den Müll geworfen hatte.
Ich setzte mich ihm gegenüber und hielt die Papiere hoch. „Das meiste von dem Zeug interessiert mich nicht-“
Er nahm sie mir aus der Hand und fing an sie durchzugehen. Ich sah zu, wie er sie in zwei Stapel aufteilte.
„Was machst du?“
„Sortieren, nach wahr und falsch.“
„Wie schon gesagt, das interessiert mich nicht.“
„Aber mich, ok? Mich interessiert’s.“ Er hielt inne um sich ein Stück Orange in den Mund zu schieben und ein weiteres auf das Sofapolster neben mir zu legen. Während er weiterarbeitete, aß er und legte eine Linie von Orangenstücken zwischen uns. Sie wirkten wie die kleinen Steinmarkierungen, welche Pfadfinder anlegten, um die Grenze eines Pfads zu markieren.
Schließlich schob er einen der Stapel zu mir herüber. Es war der größere von beiden.
„Viele von denen sind zwar übertreiben dargestellt, aber keine kompletten Lügen.“
Zuoberst lag die Sex-Party-Geschichte.
Ich schob den Stapel zur Seite. „Hör zu-“
Er nahm die Zettel wieder an sich und ging sie nochmals durch. „Okay, das hier,“ er hielt den Bericht über den Sex mit einer Minderjährigen hoch, „ist wohl… der Kernpunkt des Problems. Wegen dem hier, war es mir ein Jahr lang verboten, nach Hause zu kommen.“
„Und es ist in dem Wahr-Stapel.“
„Nun, richtig. Ich weiß nicht, ob die Anschuldigung überhaupt jemals wahr war. Es ist schon eine ganze Zeit lang her, ich war damals achtzehn. Ich dachte, sie wäre siebzehn, aber später behauptete sie, über ihr Alter gelogen zu haben und… ums kurz zu machen, meine Karriere war gerade dabei durchzustarten. Ich hatte meine erste große Filmrolle gelandet, die nichts mit meiner Disney Show zu tun hatte. Sie sagte mir, dass sie mich anzeigen würde, meine Anwälte trafen sich mit ihr, sie teilten mir mit, es wäre am Besten wenn ich die Sache außergerichtlich regeln, und mich freikaufen würde.“
Ich aß ein Stück Orange und starrte auf den überhäuften Wohnzimmertisch.
„Leute belasten mich öfters mit unseriösen Anklagen, ich hatte davor schon einige Abfindungen bezahlt, aber das hier war anders, ganz anders. Also, ich weiß nicht, ob es unseriös war, aber weißt du, da war jemand, den ich liebte und sie beschuldigte mich, sie ausgenutzt zu haben. Sex mit Minderjährigen, ich möchte nicht, dass irgendeine Frau mit der ich zusammen bin, von mir denkt, dass ich so etwas tun würde, weißt du? Kein Mann will das.“ Er machte eine Pause, als ob er darauf warten würde, ob ich etwas zu sagen hätte.
Hatte ich nicht. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.
„Ich hab sie getroffen um mit ihr darüber zu reden. Ich fragte sie, was ich falsch gemacht hätte. Ich sagte ihr, dass es mir leid täte, und dass ich hoffte, dass sie mich nicht hassen würde. Im Prinzip sagte sie mir, dass sie nur das Geld wolle. Nicht, dass sie es brauchen würde, sie wollte es. Sie kaufte sich ein Haus und ein Auto und verschwendete keinen Gedanken mehr an mich. Ich meine, so ausdrücklich hat sie’s nicht gesagt, aber… so war‘s.“
„Das ist ziemlich übel,“ stimmte ich ihm zu.
„Das soll keine Entschuldigung dafür sein, wie ich mich danach benommen habe. Ich wurde verletzt, und die Art wie ich damit umging war, dass ich
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