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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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leider nicht möglich, den angegebenen Termin einzuhalten.
     
    Das war sachlich und präzise und konnte auch als sarkastische Zurechtweisung angesehen werden.
    Und im umgekehrten Fall? War es da nicht zu unfreundlich und unprofessionell?
    Darüber grübelte ich seit gestern nach, und ich wusste, dass ich an dieser Stelle nicht weiterkam. Dann zog ich den Mauszeiger auf den Senden-Button und schlug auf die Taste, als wollte ich einen Geist austreiben.
    Das war’s. Ich konnte die Worte nicht mehr rückgängig machen. Nun hieß es warten.
    Ich bekam einen Schluckauf.
    Insgesamt fühlte ich mich, als hätte ich etwas gezündet, das nun als Feuerwerk entweder am Himmel oder gleich in meinen Händen explodieren konnte. Ich wollte den Computer herunterfahren, doch ein helles Signalgeräusch hielt mich zurück.
    Sie haben eine neue Nachricht.
    In meiner Kehle kribbelte es so sehr, dass ich husten musste. Ich summte nervös, als die Mail sich öffnete.
    Sie waren wirklich schnell, die Jungs oder Mädels von ABM.
    Ich überlegte, ob das ein positives Zeichen war. Mein Exchef hatte Telefongespräche prinzipiell erst nach dem fünften Läuten angenommen, um wichtig zu wirken. Was sagte die schnelle Antwort also über ABM aus? Saßen da etwa zwei zahnspangige Teenager mit Limo und Pizza vor einem anderen Rechner in dieser Stadt und hatten ihren Spaß mit mir?
    Ich schüttelte den Kopf. Dann las ich. Und blinzelte. Und blinzelte noch einmal.
     
    Liebe Nala,
     
    Ich runzelte die Stirn. Diese joviale Freundlichkeit gefiel mir nicht. Es fühlte sich an, als verletzte ein vollkommen Fremder meine Privatsphäre. Wo blieb da die schöne, distanzierte, geschäftliche Höflichkeit? Zudem erinnerte die Anrede mich an die Lehrer meiner Schule, die versucht hatten, sich mit dieser Kumpelmasche durch die Schrecken des Unterrichtens zu manövrieren. Es hatte niemals funktioniert, sondern dazu geführt, dass die Schüler auch den letzten Funken Respekt ihnen gegenüber verloren.
    Frau Enn war jedoch nicht meine Lehrerin, deshalb gab ich ihr eine allerletzte Chance und las weiter.
     
    entschuldigen Sie die fehlenden Angaben. Da unser Firmengebäude nicht ohne Hilfe zu erreichen ist, wird man Sie am kommenden Montag an der Ecke Brattstraße und Williamsweg in Camlen abholen. Bitte seien Sie um halb acht dort.
     
    Viele Grüße
    Stacey Enn
     
    Sie schaffte es mit jeder Nachricht, meine Verwirrung in neue Dimensionen zu treiben. Abholen? Sollte ich dort arbeiten oder verwechselten die mich mit einem heiß erwarteten Ehrengast?
    Vielleicht teilte ich meinen Nachnamen mit einem hohen Tier im Vorstand des ABM-Konzerns. Aber wie groß war eigentlich der Zufall, dass sich diese Firma ausgerechnet im Nachbarort befand?
    Ich grübelte mindestens fünf Minuten. Stacey schien nicht mit der Sprache herausrücken zu wollen. Was sollte das heißen, schwer zu finden? Camlen war keine Großstadt.
    Die Alarmglocken in meinem Kopf schlugen fortissimo. Immer mehr Indizien sammelten sich auf der Waagschale, die mit »Du machst dich lächerlich, Nala« beschriftet war. Aber nun hatte ich die Sache begonnen und würde sie durchziehen. Schon allein, um meiner Familie zu beweisen, dass ich eine selbstständige, junge Frau war.
    Ich biss die Zähne zusammen und rief mir die Titelmelodie von »Conquest of Paradise« ins Gedächtnis. Dann legte ich meine Finger auf die Tasten.
    Ein wahrhaft heroischer Moment.
     
    Sehr geehrte Frau Enn,
     
    Ich hatte gewiss nicht vor, auf die Freundschaftsmasche hereinzufallen.
     
    ich bedanke mich für Ihre Mühen und werde am Montag zur angegebenen Zeit in Camlen warten.
     
    Camlen war beinahe noch Heimat und nur eine Viertelstunde mit dem Auto entfernt, sobald man sich auf der Überlandstraße befand. Bei all der Unsicherheit hätte ich es mir dreimal überlegt, weiter als eine Stunde zu fahren, nur um dann möglicherweise herauszufinden, dass ABM nicht existierte.
    Ich las meine Antwort noch dreimal. Mit Schwung knallte ich meine Faust auf die Maus und sah zu, wie sich mein Schicksal in Bewegung setzte.
    Ich hatte eine Verabredung mit der Zukunft.
     
    Meine Umgebung machte einen Staatsakt daraus.
    Alessia bestand darauf, ein passendes Kostüm für den ersten Arbeitstag zu shoppen und deklarierte es als Möglichkeit, einen Mutter-Tochter-Tag zu verleben. Da ich ein gutmütiger Mensch war, machte ich das Spielchen mit, hechelte mit ihr von einem Laden zum anderen, probierte züchtige Kostümchen an und hängte sie alle wieder

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