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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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da draußen.« Ich schüttele mich.
    Chris grinst. »Kannst du mir bitte die Kräuter geben?«
    Nacheinander reiche ich ihm Plastiktöpfchen mit Basilikum, Rosmarin und Petersilie, frische Minze, Salbei und einen kleinen Lavendelstock. Der betörende Duft steigt mir in die Nase. Ich bekomme Hunger.
    Chris nimmt derweil jedes Pflänzchen so sachte entgegen, als handele es sich um ein Neugeborenes. Vorsichtig zieht er die Plastiktöpfe vom Wurzelballen, lockert mit den Fingern die Erde und setzt die Pflanzen in den Kasten. Liebevoll drückt er sie fest und ich frage mich, ob er gleich noch ein Gute-Nacht-Lied für die Küchenkräuter singt.
    »Bist du eigentlich schon fertig mit deinen Möbeln?«, frage ich ihn und wische meine Hände an der Hose ab. Die Jeans ist vom Keller sowieso staubig.
    »Nein, aber die Pflanzen müssen in die Erde. Ohne Grün ist es doch keine schöne Wohnung.« Chris tritt einen Schritt zurück und betrachtet sein Werk. Der Geruch von Duschgel und Männerschweiß mischt sich mit Lavendel und Rosmarin. Betörend. Ich schnuppere genussvoll.
    »So, in die anderen Kästen will ich Geranien oder so machen, das weiß ich noch nicht.« Chris greift zur Gießkanne und schüttet vorsichtig, als sei es Badewasser für ein Baby, das Wasser in den Blumenkasten.
    »Und nun schön festwachsen, meine Lieben«, sagt er schließlich.
    »Klar«, sage ich. »Mit Pflanzen reden und so.«
    »Natürlich, das hilft, wirklich. Nur die Sache mit Mozart, dass Tomaten dann besser wachsen. Das stimmt nicht. Grünpflanzen stehen mehr auf Mendelssohn, bei Tomaten kommen die Pet Shop Boys am besten an.«
    Innerlich zeige ich Chris einen Vogel. Aber er schaut so ernst – das kann kein Spaß gewesen sein.
    »Apropopöchen, da hinten in der Ecke könnten wir zwei Kübel hinstellen und Tomatensetzlinge pflanzen.«
    »Klar«, lache ich. »Mach du. Pflanz an, was immer du willst.«
    Chris grinst.
    »Ich pflanz dann mal weiter meine Kartons ins Zimmer, Herr Obergärtner.« Keine zehn Minuten später bin ich schweißgebadet und außer Atem. Die Kisten stapeln sich an der Längswand. Am Nachmittag will Rolf mit mir zusammen die großen Möbel holen und die Matratze. Ich freue mich darauf, meine erste Nacht unter der Jugendstildame zu verbringen, und bis das Möbelhaus das bestellte Bett liefert, wird’s die Matratze ohne Unterkonstruktion auch tun.
     
    Im Imbiss zwei Häuser weiter hole ich zum Mittagessen für alle – Earl inklusive – Bratwurst, Brötchen und als Alibi einen gemischten Salat. Die labbrigen Blätter, Möhren und Tomaten liegen unter einer fetten Mayosauce begraben. Earl verschmäht sein Grünfutter und zieht sich direkt nach dem Mittagessen samt Bullenpenis auf sein Kissen zurück. Der Mops ist offensichtlich beleidigt, weil die noch nicht ganz eingebaute Spülmaschine seine provisorische Hundehütte blockiert. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Mops in der Lage ist, die ohnehin schon platte und zerknitterte Nase noch weiter zu rümpfen. Seine Hoheit Earl of Cockwood aber kann.
    Ab 17 Uhr kann ich eigentlich nicht mehr. Ich spüre Muskeln, die ich gar nicht haben kann und die Bananenkisten, die ich vor einer knappen Stunde noch mühelos ins Auto geladen habe, scheinen sich in der Zwischenzeit selbst mit Blei gefüllt zu haben. Rolf und Chris haben irgendwann am Nachmittag meine Matratze, die Schminkkommode, den Kleiderschrank und Schreibtisch samt Stuhl, PC und Bücherbord aus der alten Wohnung geholt. Nach oben geschleppt und – meine Jungs eben! – genau dort hingestellt, wo ich sie sowieso haben wollte.
    »Okay so?« Rolf schaut herein. »Oder sollen wir die Möbel noch woanders hinrücken?«
    »Mensch, Rolf, danke, ihr seid klasse«, sage ich und kann mich nicht bremsen – als hätte mein Postbote einen Magneten eingebaut, zieht es mich zu ihm hin und ehe ich mich versehe, drücke ich ihm ein Küsschen auf die Wange. »Danke schön.«
    »Da nicht für«, sagt Rolf und lacht. »Gern geschehen.«
    Chris taucht hinter Rolf auf und hebt einen Becher frischen Kaffee in die Höhe. »Madame, mach mal Pause, du siehst total fertig aus.«
    »Oh, danke für das Kompliment.« Ich grinse – aber gegen Kaffee und eine Pause habe ich wirklich nichts. Chris balanciert zwischen den Kartons und blauen Säcken durch und stellt den Becher auf den Schminktisch.
    »Eines Tages klaue ich dir den«, sagt er und streicht über das Holz und den an den Ecken blind gewordenen Spiegel. »Wirklich ein schönes Teil.«
    Du bist auch

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