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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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brummt, erhebt sich in Zeitlupe, tappst zum Sofa und baut sich in seiner ganzen Größe von 35 Zentimetern vor Chris auf. Mit der feuchten Schnauze stupft stupst er ihn am Knie.
    »Iiiih, du sabberst!«
    »Ich glaube, er will genau das, was ich eben hatte«, sage ich. Rolfs Finger wandern weiter über meine Schultern und kneten meine Oberarme. Vorsichtig streckt Chris die Hand aus. Sie schwebt in zwei Zentimetern Höhe über dem zerknautschten Nacken von Earl.
    »Stell dir einfach vor, der Hund wäre ein Gummibaum«, schlägt Rolf vor. Chris rümpft die Nase, lässt dann aber die Hand auf Earls beigefarbenes Fell sinken. Der Mops drängt sich an seine Knie. Chris greift in die Falten. Aus Earls Mund tropft Sabber. Und wenn Rolf so weitermacht, auch gleich aus meinem. Harry und Sally treffen sich in der Silvesternacht auf dem Dach eines Wolkenkratzers. Eine Sekunde lang denke ich an Marc, den Arsch, der mich niemals so massiert hat. Aber nur eine Sekunde lang.
    Als der Abspann läuft, hat sich Earl bis auf Chris’ Schoß vorgearbeitet. Mein Kopf sinkt gegen Rolfs Schulter und die Augen fallen mir zu. Oh jaaa, das Leben ist schön.
     
    Sanftes, gleichmäßiges Pusten gegen meinen Hals holt mich langsam aus dem Tiefschlaf. Eine wohlige Gänsehaut lässt mich schaudern. Ein paar Minuten lang genieße ich. Aber irgendwann drückt meine Blase und außerdem will ich wissen, wer da mit mir kuschelt. Rolf? Chris? Ich öffne die Augen gerade so weit, dass ich unter den Wimpern hervorlugen kann. Ich blicke direkt in zwei schwarze Augen, als eine Zunge mir über das Gesicht fährt. Earl! Oh mein Gott, ich schmuse mit dem Mops!
    Sofort bin ich hellwach. Ich versuche mich aufzurappeln, aber der Knautschhund liegt wie Blei auf meiner Brust und grunzt zufrieden.
    »Runter, hau ab«, befehle ich. Earl bleibt, wo er ist. Mit schmerzenden Muskeln schaffe ich es, mich unter dem Hund hervor zu winden und vom Sofa auf den Boden zu gleiten. Earl brummt unwillig und rollt sich in der Couchecke zusammen. Ich rappele mich hoch, folge dem Ruf meiner Blase und gehe auf die Toilette. Im Spiegel sieht mich eine alte Frau an: verschmiertes Mascara, verquollene Augen und auf der linken Wange der tiefe Abdruck des bestickten Kissens. Ich klatsche mir eiskaltes Wasser ins Gesicht, wische die Wimperntusche ab und verdecke die eingegrabene Rose mit meinen Haaren. Dann gehe ich in die Küche. Kaffee. Ich brauche starken, schwarzen Kaffee.
    Dachte ich. Aber ich werde auch so hellwach: Unter der Brause steht Rolf. Ohne Duschvorhang und natürlich ohne Klamotten vor seinem Prachthintern. Welch ein Knackarsch! Meine Knie werden weich und ich stammele ein »Oh.« Aber keins von diesen verlegenen, schüchternen Ohs. Nein, ein anerkennendes. Am liebsten würde ich wie ein Bauarbeiter pfeifen.
    Rolf dreht sich um und gibt den Blick frei auf sein eingeschäumtes Gemächt. Eine Menge Schaum auf einer Menge Männlichkeit.
    »Oh, sorry!«, sage ich und wende mich ab. Rolf lacht.
    »Guten Morgen, Prinzessin«, ruft er. »Weißt du, wo Chris den Duschvorhang hingepackt hat?«
    Ich verneine und gehe, den Blick stur von der Duschecke abgewandt, zum Sideboard. Vor mir steht ein hochtechnisches Gerät mit gefühlten 100 Knöpfen, das mir irgendwie Kaffee zubereiten soll. Ich studiere die verschiedenen Hebel und Knöpfe. Rolf dreht das Wasser ab.
    »Schöne Sauerei«, sagt er und wickelt sich – klar schiele ich hin! – in ein Handtuch. Ein zweites Tuch wirft er auf den Boden, bückt sich (Prachtpopo in meine Richtung) und wischt die Wasserlache auf.
    »Warte, ich mach dir gleich einen Kaffee«, sagt er und zieht das Handtuch fester um seine Hüften. Jaaaa. Oh. Ohohoh. Ja! Das Leben ist schön!
     
    Am Montagabend werfen wir uns in Schale. Rolf hat sich das Haar mit Gel aus dem Gesicht gekämmt und steckt in einem frisch gebügelten Poloshirt. Chris trägt Zopf und ein T-Shirt mit der Aufschrift ›Flowerpower‹. Ich habe zur Jeans eine weiße Bluse angezogen. Und Earl bekommt das rot glänzende Halsband um (dieser Mops hat mehr Halsbänder, als ich Schuhe besitze!). Wir wollen ja schließlich einen guten Eindruck machen für den Antrittsbesuch bei den neuen Nachbarn. Ich finde das zwar sehr übertrieben, man begegnet sich schließlich sowieso irgendwann im Treppenhaus, bei den Briefkästen oder den Mülltonnen. Aber die Jungs bestehen darauf. Chris hat fünf Sträußchen aus Gerbera und Phlox gebunden, in denen Schildchen mit der Aufschrift ›Auf gute

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