Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
wird Betty anstellen, diese Nullnummer? Und die anderen blöden Kühe …«
Musik erklang, und Betty kam an die Reihe. Aber sie ließ sich nirgendwo blicken.
»Wo ist Betty?«, stieß ich verzweifelt hervor.
Yolanda rannte um die Ecke. »Wo bleibt das nächste Mädchen?«
»Da bin ich!«, rief unsere vermisste Debütantin.
»Betty?« Mein Atem stockte. Jetzt trug sie ein anderes Kleid.
»Betty!«, japsten alle Mädchen außer India.
Mit der neuen Frisur und dem Make-up - und in ihrem neuen Kleid war Betty so schön wie Drew Barrymore, die Cinderella spielte.
»Beeilen Sie sich …« In meinem Kopf drehte sich alles. »Schnell, Ihr Name wurde schon angekündigt!«
Sie ergriff den Arm ihres Vaters, und die beiden rannten zu den Stufen, die auf die Plattform führten.
Wie es zu dieser wunderbaren Verwandlung gekommen war, wusste ich nicht - bis ich mich umdrehte und meine Nichte hinter der Bühne stehen sah, nur mit einem Slip bekleidet.
Janice lief aus dem Saal zu uns. »O Gott, Betty trägt Morgans Kleid …« Beim Anblick ihrer Tochter blieb sie wie angewurzelt stehen. »O Morgan, was hast du getan?«
32
Mit leuchtenden Augen starrte Janice das Mädchen an. Die Stimme gehorchte ihr kaum. »Was hast du getan?«
Morgan hob ihr Kinn. »Nun, ich wollte verhindern, dass Betty da rausgeht und sich blamiert. Und weil sie die gleiche Figur hat wie ich, habe ich ihr gesagt, sie soll mein Kleid anziehen. Weiter habe ich nicht nachgedacht. Tut mir leid, ich wollte keine Dummheit machen.«
Sichtlich gerührt, trat Janice vor und ergriff ihre Hände. »Noch nie im Leben war ich so stolz auf dich.«
Es dauerte eine kleine Weile. Aber dann entspannten sich Morgans verkrampfte Schultern, und sie wischte verstohlen über ihre Augen. »Jetzt wird dein Wunsch doch noch erfüllt, Mom.«
»Welcher Wunsch?«
»Dass ich nicht debütiere. Sooo kann ich unmöglich da hinausgehen.«
Janice schaute ihr in die Augen. »Würdest du gern debütieren?«
Fast schüchtern zuckte der Teenager die Achseln. »O ja.«
»Dann wirst du’s machen. Kleid hin, Kleid her - du wirst verdammt noch mal die schönste Debütantin sein, die diese verrückte Stadt je gesehen hat.«
Erschrocken schüttelte Morgan den Kopf. »Mom, ich kann doch nicht im Slip rausgehen!«
»Nein, wohl kaum«, murmelte Janice.
Mutter und Tochter wandten sich zu mir.
»Was sollen wir tun?«, fragte Janice.
Auch das würde ich schaffen.
»Ich habe eine Idee. Aber wir müssen uns beeilen.« Hastig kritzelte ich etwas auf einen Notizzettel. »Janice, gib das Yolanda, damit Morgan mit India den Platz tauschen und als Letzte rausgehen kann. Wir brauchen Zeit.«
»Was?«, rief India. »Morgan soll als Letzte rausgehen? Nein, unmöglich, ich bin die Letzte!«
»Hören Sie, India, wir haben keine Wahl«, erwiderte ich.
Wütend starrte sie meine halb nackte Nichte an. »Ist das etwa mein Problem? Jedenfalls bin ich die Letzte, und dabei bleibt’s.«
»Tut mir leid, India, das ist ein Notfall.«
Wie gelähmt stand sie da, und ihre Lippen begannen zu zittern. »Das ist so unfair! Wo Morgan doch ohnehin schon alles hat …«
Ein heftiger Schauer rann durch ihren ganzen Körper.
Atemlos beobachtete ich, wie der Panzer, der ihre Seele umgab, endlich zerbrach.
»Sie hat eine Mutter«, würgte sie hervor. »Einen Vater. Schwestern und Brüder - Tanten und Onkel! Und alle wohnen in einem Haus.« Unter heißen Tränen zerfloss ihr Make-up. »Das hier soll sie nicht auch noch kriegen.«
»India …«
»Bitte, India«, fiel Morgan mir ins Wort und ging zu ihr hinüber. Dann wandte sie sich an die anderen Mädchen. »Geht lieber in Stellung, sonst verpasst ihr das Stichwort für euren Auftritt.«
Aufgeregt liefen die restlichen Debütantinnen zur Bühne. Morgan runzelte die Stirn und schien zu überlegen, wie sie jetzt vorgehen sollte. »Glaub mir, India, dein Leben ist wirklich total cool. Du wohnst in einem luxuriösen Haus, du hast Kleider im Überfluss und ein Auto.«
Schluchzend schlug India die Hände vors Gesicht, Lippenstift und Rouge verschmierten die weißen Handschuhe. »Aber mein Dad hasst mich.«
Beinahe brach mir das Herz.
»Unsinn«, protestierte Morgan, »er hasst dich nicht.«
»Nie ist er da. Nichts, was ich mache, ist jemals gut genug. Er wünscht sich eine perfekte Tochter. So jemanden wie dich.«
»Wie mich?« Unsicher schaute Morgan zu ihrer Mutter hinüber. Dann neigte sie sich näher zu India. »Nein, ich bin nicht perfekt. Mein Leben
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