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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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manches abgewöhnt. Ich stelle das nicht ohne Genugtuung fest.
    Gewiß, er pinkelt noch immer auf den roten Teppich – aber nachher springt er ganz von selbst aus dem Fenster, ohne die geringste Hilfe von meiner Seite, und wartet draußen auf mein Lob und meine Leckerbissen.
    Immerhin ein Teilerfolg.
     
     

Ein Fläschchen fürs Kätzchen
     
     
    Nicht nur heimliche Elefanten und pinkelfreudige Hunde, auch anspruchsvolle Katzen genießen die Zuneigung des israelischen Bürgers. Und auch diese Zuneigung wird ihm schlecht gelohnt.
     
    Wir alle haben unsere Schwächen. Manche von uns trinken, manche sind dem Spielteufel verfallen, manche sind Mädchenjäger oder Finanzminister. Meine Frau, die beste Ehefrau von allen, ist Katzenliebhaberin. Die Katzen, die sie liebhat, sind aber keine reinrassigen Edelprodukte aus Siam oder Angora, sondern ganz gewöhnliche, ja geradezu ordinäre kleine Biester, die in den Straßen umherstreunen und durch klägliches Miauen kundtun, daß sie sich verlassen fühlen. Sobald die beste Ehefrau von allen eine dieser armseligen Kreaturen erspäht, bricht ihr das Herz, Tränen stürzen ihr aus den Augen, sie preßt das arme kleine Ding an sich, bringt es mit nach Hause und umgibt es mit Liebe, Sorgfalt und Milch. Bis zum nächsten Morgen.
    Am nächsten Morgen ist ihr das alles schon viel zu langweilig.
    Am nächsten Morgen spricht sie zu ihrem Gatten wie folgt:
    »Möchtest du mir nicht wenigstens ein paar Kleinigkeiten abnehmen? Ich kann nicht alles allein machen. Rühr dich gefälligst.«
    Und so geschah es auch mit Pussy. Sie hatte Pussy tags zuvor an einer Straßenecke entdeckt und ohne Zögern adoptiert. Zu Hause stellte sie sofort einen großen Teller mit süßer Milch vor Pussy hin und schickte sich an, mit mütterlicher Befriedigung zuzuschauen, wie Pussy den Teller leerlecken würde.
    Pussy tat nichts dergleichen. Sie schnupperte nur ganz kurz an der Milch und drehte sich wieder um.
    Fassungslos sah es die Adoptivmama. Wenn Pussy keine Milch nähme, würde sie ja verhungern. Es mußte sofort etwas geschehen. Aber was?
    Im Verlauf der nun einsetzenden Beratung entdeckten wir, daß Pussy zur großen, glücklichen Familie der Säugetiere gehörte und folglich die Milch aus einer Flasche eingeflößt bekommen könnte.
    »Das trifft sich gut«, sagte ich. »Wir haben ja für unseren Zweitgeborenen, das Knäblein Amir, nicht weniger als acht sterilisierte Milchfläschchen im Hause, und –«
    »Was fällt dir ein?! Die Milchflaschen unseres Amirlein für eine Katze?! Geh sofort hinunter in die Apotheke und kauf ein Schnullerfläschchen für Pussy!«
    »Das kannst du nicht von mir verlangen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mich schäme. Ein erwachsener Mensch, noch dazu ein anerkannter Schriftsteller, den man in der ganzen Gegend auch persönlich kennt, kann doch unmöglich in eine Apotheke gehen und ein Schnullerfläschchen für eine Katze verlangen.«
    »Papperlapapp«, replizierte meine Gattin. »Nun geh schon endlich.«
    Ich ging, mit dem festen Entschluß, die wahre Bestimmung des Fläschchens geheimzuhalten.
    »Ein Milchfläschchen, bitte«, sagte ich dem Apotheker.
    »Wie geht es dem kleinen Amir?« fragte er.
    »Danke gut. Er wiegt bereits zwölf Pfund.«
    »Großartig. Was für eine Flasche soll es denn sein?«
    »Die billigste«, sagte ich.
    Ringsum entstand ein ominöses Schweigen. Die Menschen, die sich im Laden befanden – es waren ihrer fünf oder sechs –, rückten deutlich von mir ab und betrachteten mich aus feindselig geschlitzten Augen. »Seht ihn euch nur an, den Kerl«, bedeuteten ihre Blicke. »Gut gekleidet, Brillenträger, fährt ein großes Auto – aber für seinen kleinen Sohn kauft er die billigste Flasche. Es ist eine Schande.«
    Auch vom Gesicht des Apothekers war das freundliche Lächeln verschwunden:
    »Wie Sie wünschen«, sagte er steif. »Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, daß diese billigen Flaschen sehr leicht zerbrechen.«
    »Macht nichts«, antwortete ich leichthin. »Dann leime ich sie wieder zusammen.«
    Der Apotheker wandte sich achselzuckend ab und kam mit einer größeren Auswahl von Milchflaschen zurück. Es waren lauter Prachterzeugnisse der internationalen Milchflaschen-Industrie. Nur ganz am Ende des Assortements, schamhaft versteckt, lag ein kleines, häßliches, schäbiges Fläschchen in Braun.
    Ich nahm alle Kraft zusammen:
    »Geben Sie mir das braune.«
    Das abermals entstandene Schweigen, noch ominöser als das erste,

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