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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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flüstert: Blöde Schlampe, geschieht ihr ganz recht!
    Nach ein paar Sekunden Befühlen und Betasten lässt Helen den Kopf einfach auf die Brust sinken und schreit das gesamte Hockeyfeld in Grund und Boden. Schreit wie am Spieß. Wie jemand, der in einem Halloween-Horrorstreifen von einem Typ mit riesigem Fleischermesser eine dunkle Straße runter gejagt wird. So laut! Und um noch einen draufzusetzen, schlägt sie plötzlich nach den Nonnen und rennt um ihr Leben. Ernsthaft. Sie rennt vom Hockeyplatz runter, durch das hohe Gras und das Hauptportal der Schule, raus auf die Ballydown Road. Dabei schreit sie die ganze Zeit fleischmesserhorrorfilmmäßig. Und rennt, immer weiter.
    Maura Connell hat sie an jenem Nachmittag um zwei mit vollem Karacho am Quinnsworth vorbeirennen sehen. Helen Macdowell, das schönste Mädchen im Hockeyteam, mit ihren braunen wallenden Haaren, die von ihr wegströmen, ihre Kristallaugen in Flammen und ihr kaputtes Hackfleischgesicht glänzend vor Blut. Aus ihrem aufgerissenen Mundloch läuft ihr das Blut den Nacken runter auf ihr gesamtes Airtex-Top.
    In unserer Siedlung, sie heißt The Rise, ging das Gerücht rum, dass Helen schließlich in einem Shoppingcenter von zwei Securitymännern in Murray’s Drogeriemarkt zu Boden gerungen wurde. Sie befand sich in tiefstem Schockzustand und versuchte auf Teufel komm raus eine Jumbo-Vorratspackung Lipgloss zu kaufen.
    So was hatte es bei uns noch nie gegeben. Nicht direkt vor unseren Augen. Man hörte nur ständig Geschichten. Über Freunde von Freunden. Oder wenn sich Die Mütter morgens zum Kaffee trafen. Dann hockten sie wie ein verrückter Hexen zirkel zu viert in der dunstigen Küche, tunkten Ginger Snaps in Maxwell-House-Auslese, bis sie weich und warm wurden, und sagten der Reihe nach: Habt ihr schon das und das von dem und dem gehört, möge er in Frieden ruhen, gerade dreißig Jahre alt, der Ärmste!?
    Das hatten sie drauf wie niemand sonst. Sie jagten sich gegenseitig eine Schweineangst ein, lachten sich innerlich ins Fäustchen, aber nach außen waren sie zu Tode betrübt, sie gönnten sich einfach eine Pause zwischen dem üblichen Bügeln und Waschen und der Zubereitung des aus Würstchen mit Kartoffeln und Pastinaken bestehenden Dinners für die Dads, die nach getaner Arbeit auf dem Weg nach Hause waren, mit ihren Zeitungen und ihren müden Gesichtern.
    Natürlich verstummten sie, sobald sie einen von uns aus dem Fernsehzimmer kommen sahen. Dann steckten sie die Köpfe zusammen und sprachen, ohne die Lippen zu bewegen oder in einem Code. Doch die meiste Zeit saßen wir mucksmäuschenstill auf dem Boden, und bei runtergedrehter Lautstärke und halb offener Tür bekamen wir das Wichtigste mit.
    Da gab es zum Beispiel Kent Foster, mit zwanzig an Hautkrebs gestorben, Gott hab ihn selig. Kent stand total auf Sonnenbaden. Jeden Sommer, unten auf dem schwarzen Asphalt hinter dem Bolzplatz, in seiner braunen Badehose, vollgekleistert mit Sonnenblumenöl, sodass er aussah wie ein vollgesabberter Marsriegel.
    Englisches Blut!, sagten Die Mütter dann.
    Bei dem Namen!
    Recht hast du, Maisie!
    Und dann war Kent eines Sommers plötzlich verschwunden. Niemand wusste, wohin. Niemand, bis auf Die Mütter.
    Habt ihr schon von Kent Foster gehört? Nicht? Tja, der Ärmste ist unten in der Turnhalle, findet ein winziges schwarzes Muttermal auf seinem Oberschenkel, und zwei Monate später ist er mausetot. Krebs! Hat ihn von innen aufgefressen! Gerade zwanzig Jahre alt, möge er in Frieden ruhen!
    Krebs, Tod, mit zwanzig! Das ist Musik in ihren Ohren, wie ein Startschuss.
    Und dann, mit ihren servierfertigen Geschichten im Ärmel und scharrenden Hufen, legen sie los!
    Garys Mam denkt, die schlag ich locker!
    Mozzos Mam durchforstet ihr Gedächtnis, knetet ihre Kippenschachtel und versucht, sich an diese Tragödie neulich zu erinnern, die sie von ihrem Schwager in Finglas gehört hat.
    Und Maisie O’Mally, die runzelige Siebzigjährige aus Nummer 43, saugt sich einfach was aus den Fingern und sagt, habt ihr schon von Na-wie-heißt-er-noch-gleich gehört, der in den Fluss gefallen ist?
    Glücklicherweise ist auf Garys Mam Verlass, sie ist ein Routinier und schneidet ihr das Wort ab. Alles nichts gegen das, was mit Neil Cody passiert ist!, sagt sie.
    Neil ist so ein Junge aus Mount Merrion, gerade mal fünfzehn. Er ist ein ziemlicher Streber und liest jeden Tag die Zeitung von seinem Daddy. Und eines Sonntagmorgens, noch im Schlafanzug, schnappt er sich die

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