Nichts für Anfänger - Roman
Leben ist und meine Seele seine Seele.
Und ich stoße einen heiligen Dank aus für das, was er mir bedeutet hat, und sage ihm, dass ich seine Arme vermisse und seine Stärke und wie sich die Welt angefühlt hat, als er noch darin war. Ich vermisse es, dass wir zusammen auf dem Sofa sitzen und Benny Hill gucken, sage ich. Dass ich zu deinem riesigen Körper aufsehe, wie du mit übergeschlagenen Beinen dasitzt und dir den Bauch hältst und deine gesamte Gestalt vor und zurück wippt, weil du so sehr darüber lachst, wie Benny das A-Team nachmacht. Ich vermisse die Blicke, die du mir am Tisch zugeworfen hast, wenn die Mädchen so richtig aufdrehten. Die Blicke, die sagten, dass wir zwei im gleichen Boot sitzen, nur du und ich, für immer, und aus demselben Holz geschnitzt sind. Und am meisten vermisse ich unsere Spaziergänge, Dad. Ich vermisse es, dir Fragen über Haie und den Weltraum und über das Leben zu stellen. Und wie geduldig, ruhig und sanft du auf alles eine Antwort hattest. Ich vermisse meine Hand in deiner Hand. Und ich vermisse es, tief in mir drin zu wissen, dass ich auf dieser Welt sicher bin, weil es dich gibt.
Das Klopfen wird noch lauter. Jetzt ist Sarah mit von der Partie. Sie sagt, dass Mam unten voll die Panik schiebt. Will wissen, was hier verdammt noch mal vor sich geht.
Ich sage Dad, dass es jetzt drauf ankommt. Immer noch mit meiner normalen Stimme sage ich, dass es jetzt heißt, hopp oder top, scheißen oder runter vom Pott. Mein Körper schaltet wieder auf Turbozappelmodus, und ich spüre, dass mein Herzchakra herumwirbelt wie verrückt. Ich nehme einen letzten Atemzug, breche mein eigenes aurisches Feld von innen auf und Bäääm! – aus nächster Nähe schlägt eine ultrazielgenaue Energiebombe direkt in Dads Körper ein. Keine Gnade.
Die Anstrengung des Ganzen haut mich völlig um, und Sarah kreischt vor der Tür. Ich ziehe mich am Bettgestell hoch und schaue noch einmal hin. Erst sehe ich wieder nichts. Nur dasselbe Skelett, nicht von dieser Welt. Doch als ich mich wieder aufgerappelt und meine Haralinie neu eingestöpselt habe, bemerke ich ein winzig kleines grünes Flackern im Herzchakra. Ich scheiße mir fast in die Hose. Plötzlicher Dünnpfiff. Ich springe sofort an und halte die rechte Hand direkt über sein Herzchakra und die linke Hand über meines und fange an, über die Haralinie Energie in Dads aurisches Feld zu leiten.
Binnen Sekunden sehe ich definitiv grüne Drehbewegungen um seine Brust herum. Und Sekunden später sehe ich das Gelb vom Milzchakra, das Rot vom Wurzelchakra und Lila vom Kronenchakra. Die Zeit steht plötzlich still, und das Klopfen scheint aufzuhören. Und für einen Moment, der zehn Stunden oder nur zwei Minuten lang sein könnte, arbeite ich wie verrückt daran, dass alle sieben Chakras schnell genug rotieren, damit Dads aurischer Körper seine physische Essenz neu zünden kann. Natürlich funktioniert es. Und das Ganze ist gar nicht so dramatisch, wie es sich anhört. Dad öffnet einfach die Augen und holt einmal tief und männlich Luft. Und dann stützt er sich auf die Ellenbogen, als wäre es das Natürlichste der Welt, und sagt, dass er verdammt noch mal am Verhungern ist.
Ich brauche länger dafür, einfach nur die Schlafzimmertür aufzubekommen, weil Sarah, Tante Una und Tim Connell auf alles, was ihnen heilig ist, schwören müssen, dass sie nicht ausrasten, wenn sie sehen, was ich getan habe. Sarah heult auf und ist sich sicher, dass ich völlig durchgedreht bin und was total Krankes mit Dad gemacht habe, und rechnet vermutlich damit, Dad kopfüber von der Lampenhalterung baumeln zu sehen. Aber irgendwann erklären sich alle einverstanden, nicht auszurasten, und ich öffne langsam die Tür, um den Blick auf Dad freizugeben, der mit dem süßesten, sanftesten Lächeln, das ein Mensch je auf den Lippen hatte, aufrecht im Bett sitzt.
Wir machen ein spätes Abendessen, alle zusammen. Wir sitzen um den Tisch rum und jubeln und lachen für Irland. Die meiste Zeit sitzt Mam bei Dad auf dem Schoß, obwohl er Witze macht, dass sie ein dickes Mondkalb ist und ihn zerquetscht. Die beiden sind in Bestform und hauen einen Witz übers Stillen nach dem andern raus, als würde es kein Morgen geben. Claire und Susan sind von Brenda Joyce zurück, was das Signal für die Verwandten ist, endlich nach Hause zu gehen und uns allein zu lassen, als Familie, ganz unter uns.
Sarah spaziert leise ins Wohnzimmer, huscht unter den Weihnachtskarten durch, die über der
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