Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
mit und siehst dir die Sache an? Gefällt sie dir nicht, kannst du gleich wieder heimreisen. Ich versuche nicht, dein Leben zu ruinieren, Kumpel. Ich versuche nur, uns beiden einen Gefallen zu tun.«
Er verlagerte sein Gewicht von einer Arschbacke auf die andere. »Ach, ich weiß nicht ... Das wäre Janice nicht recht.«
Ich rutschte bis an den Sofarand nach vorn und sprach im Verschwörertonfall weiter. »Janice braucht nichts davon zu erfahren. Du sagst einfach, dass du nach Schottland musst. Kein Problem.« Das Zischen des
Gaskamins war deutlich lauter als mein Flüstern. Ich beschloss, ihm einen zusätzlichen Anreiz zu geben. »Wo ist hier die Toilette, Tom?«
»Durch die Küche rechts.«
Ich stand auf und nahm meine Reisetasche mit. »Nichts gegen dich«, sagte ich. »Arbeitsunterlagen, weißt du.«
Er nickte, aber ich wusste nicht, ob er das verstand oder nicht, denn ich verstand es nicht.
Ich ging auf die Toilette. Wie ich vermutet hatte, gehörte sie eigentlich zur Küche und war mit Gipskartonplatten abgetrennt, damit der Vermieter einen weiteren Raum angeben und der Sozialhilfe ein Vermögen für die hier wohnenden Leute abknöpfen konnte. Ich setzte mich auf die Schüssel und zählte sechs Riesen in Hundertern ab. Als ich sie eben einstecken wollte, ermahnte ich mich zur Besonnenheit und legte zwei Riesen in meine Reisetasche zurück. Dann zog ich ab und begann zu reden, sobald ich ins Wohnzimmer kam.
»Ich weiß nur, dass der Job einfach ist. Aber ich brauche dich dafür, Tom, und wenn du ehrlich bist, brauchst du das Geld so dringend wie ich. Pass auf, ich zeige dir, was ich für dich tun kann.«
Ich griff in meine Tasche, zog die vier Riesen heraus und achtete darauf, sie mit der anderen Hand aufzufächern, damit sie besonders attraktiv wirkten.
Er bemühte sich angestrengt, das Geld nicht mit den Augen zu verschlingen. Schon dieser Betrag reichte vermutlich aus, um sein Leben zu verändern.
»So werden wir bezahlt - in US-Dollar. Hier sind vier Riesen. Nimm sie; ich schenke sie dir. Zahl damit deine Schulden, tu damit, was immer du willst. Was soll ich noch sagen? Ich übernehme den Job auf jeden Fall. Willst du mitmachen, muss ich’s allerdings noch heute wissen. Ich kann nicht lange rumeiern.«
Sagte er nicht bis heute Abend ja, würde ich massiv werden müssen. Er würde sein Geld trotzdem bekommen; die Arbeit würde ihm nur weniger Spaß machen.
Er befingerte das Geld und musste das Bündel teilen, um es in seinen Jeanstaschen verstauen zu können. Dabei bemühte er sich, einen geschäftsmäßigen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Aber das gelang ihm nicht. »Echt Klasse. Danke, Nick, vielen Dank.«
Unabhängig davon, wie er sich letztlich entschied, konnte er das Geld behalten. Ich fühlte mich gut, weil ich es ihm geschenkt hatte, und da in meinem Leben alles den Bach runterging, brauchte ich dieses Gefühl. Aber ich musste sicherstellen, dass er keinen Blödsinn machte, durch den das Geld sich zu mir zurückverfolgen ließ. »Geh nicht zur Bank, um es einzuwechseln oder auf dein Konto einzuzahlen, sonst halten sie dich für einen Drogenhändler. Vor allem mit einer Adresse in dieser Gegend.«
Sein Grinsen wurde breiter.
»Geh damit zu verschiedenen Wechselstuben. Der Umtauschkurs ist beschissen, aber das lässt sich nicht ändern. Mach dir einen schönen Tag. Fahr mit einem Taxi spazieren; das kannst du dir leisten. Wichtig ist bloß, dass du nie mehr als dreihundert Dollar einwechselst. Und kauf dir eine warme Jacke, verdammt noch mal!«
Tom sah auf, und sein Grinsen wurde zu einem Lachen, während er wieder einen Gockel imitierte. Es verstummte ebenso rasch, als draußen ein Schlüssel in die Wohnungstür gesteckt wurde.
»Scheiße, das ist Janice! Kein Wort, verstanden? Ich verlass mich auf dich, Nick.«
Er stand auf und überzeugte sich davon, dass sein Sweatshirt die Ausbuchtungen in seinen Hosentaschen verdeckte. Ich gesellte mich zu ihm, und wir warteten vor dem Gaskamin, als habe die Queen sich zu einem Besuch angesagt.
Sie öffnete die Tür, spürte die Wärme und sprach sofort Tom an, ohne mich eines Blickes zu würdigen. »Hast du die Wäsche abgeholt?« Dann war sie in die Küche unterwegs und ließ dabei ihren braunen Mantel von den Schultern gleiten.
Tom entschuldigte sich mit einer Grimasse zu mir hinüber, als er antwortete. »Oh ... äh ... nö, sie war nicht fertig, die Trockner sind kaputt. Ich hole sie gleich nachher ab. Dies hier ist Nick. Er ist der Mann,
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