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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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wusste ich noch nicht, was darauf stehen sollte.
    Das Bestattungsunternehmen hatte es geschafft, sie ganz friedlich wirken zu lassen: Sah man Kelly mit ihren auf der Brust gefalteten Händen daliegen, konnte man kaum glauben, dass sie nicht nur schlief. Als ich am Sarg sitzend wieder einmal ihren Brief las, erwartete ich fast, sie würde die Augen aufschlagen, ihn mir aus der Hand nehmen und dabei sagen: »Hey, bleib cool. War alles nur ein Scherz«
    Die Radladerschaufel riss ein großes Stück Dach
    heraus und legte es seitlich ab; danach wurde der Ausleger wieder ausgefahren und knabberte eine
    Hauswand an. Mrs. Billman begann zu weinen, und ich sah zu Boden und beförderte einen Stein mit einem Tritt quer über die Einfahrt.
    Die U-Bahn verkehrte wie gewohnt, und in London
    herrschten wieder normale Zustände, was immer
    heutzutage darunter zu verstehen war. Die
    Telefonnummer in Manhattan hatte George geradewegs zu dem dortigen ASU geführt. Seine Mitglieder wurden mit zwölf intakten DW-Flaschen überrumpelt und trieben vermutlich schon wenige Stunden später den Hudson River hinunter.

    Meine Verletzungen würden noch einige Zeit
    brauchen, um zu verheilen, aber ich war mit dem Leben davongekommen. Wahrscheinlich war das eine gute
    Sache.
    Ich hörte wieder ein Splittern und Krachen, hob den Kopf und betrachtete die Überreste des Hauses. Dach und Obergeschoss waren bereits demoliert, und die Schaufel machte sich jetzt übers Erdgeschoss her. Der gesamte Abbruch werde nur ein bis zwei Stunden dauern, hatte es geheißen; das Abtransportieren der Trümmer sei viel zeitraubender. Wer das behauptete, hatte keine Ahnung von der Geschichte dieses Hauses.
    Josh hatte mitgespielt und nicht gefragt, wie sie alle wirklich zu Tode gekommen waren. Er wusste, dass er danach nicht fragen durfte. Ich hatte den gesamten Erlös des Hausverkaufs Josh überlassen und ihm erklärt, das sei eine Anzahlung auf meinen Platz im Himmel.
    In dem von mir in England zurückgelassenen Chaos
    hatten der Jasager und Yvette gewohnt tüchtig Ordnung geschaffen. Suzy wurde nach einem tödlichen Unfall auf der M20, an dem keine weiteren Fahrzeuge beteiligt gewesen waren, in Kent feuerbestattet. Anscheinend war sie in eine Baustelle gerast und von einem Stahlträger fast geköpft worden. Der Trauergottesdienst war gut besucht, und ich konnte unbeachtet im Hintergrund der Friedhofskapelle bleiben. Dort sah ich auch den
    Golfschläger, und wir führten ein kurzes Gespräch.
    Yvette sagte mir, die Firma habe von Suzys
    Schwangerschaft gewusst, aber für den Fall, dass sie sich zu einer Abtreibung entschloss, auf ihre Mitteilung gewartet. Auch als Schwangere wäre sie in den
    permanenten Kader aufgenommen worden.
    Geoff wurde vom Golf nach England zurückgeflogen.
    Er muss gewusst haben, dass ihr angeblicher Unfall ein Schwindel war. Aber er wusste natürlich auch, dass es immer besser war, keine Fragen zu stellen. Als er aufstand, um einige Worte über seine Frau und seine ungeborene Tochter zu sagen, verließ ich die Kapelle.
    Anscheinend hatte auch Yvette genug, denn wir traten gemeinsam ins Freie.
    Sundance und Laufschuhe mussten seit jener letzten Nacht in London fleißig gewesen sein. Simon war in Namibia auf der Autofahrt vom Flughafen zu seiner Familie überfallen und ermordet worden. Die Täter hatten nur seine Kamera geraubt. Einige Zeitungen berichteten, ein ungenannter Arzt habe mitgeteilt, er habe ihn seit mehreren Monaten wegen Depressionen
    behandelt. Seine Kinder taten mir Leid, aber solche Informationen musste man für sich behalten. Schließlich hatten wir ihn ausdrücklich gewarnt.
    Das Luxushaus im Kolonialstil verwandelte sich rasch in einen Trümmerhaufen. Ich wandte mich Josh zu und sah unter der Sonnenbrille eine Träne über seine Wange rollen. Meine Traser zeigte, dass es 11.50 Uhr war. »Mir reicht’s eigentlich, Kumpel. Gehen wir?«
    Wir verabschiedeten uns von Mrs. Billman und gingen die Einfahrt hinunter. Sie versprach, uns rechtzeitig über das Programm zur Einweihung des Spielplatzes zu
    informieren, und wir nickten beide, aber ich wusste, dass keiner von uns hingehen würde.

    Josh wollte unbedingt noch mit mir reden. »Hey,
    Mann, warum bleibst du nicht über Nacht bei uns –
    vielleicht ein paar Tage länger, so lange du willst? Du siehst reichlich mitgenommen aus. Du könntest in ihrem Zimmer schlafen …«
    »Danke«, sagte ich, »mir fehlt nichts. Ich fahre lieber nach Crystal City zurück, glaube ich. Ich habe

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