Nie genug von dir
eingeklemmt, lehne ich mich gegen die Außenwand des Krankenhauses und beobachte fasziniert, wie mein Atem in weißen Wölkchen verpufft. Es ist scheißkalt und riecht verdächtig nach Schnee. Und meine Puste reicht bei weitem nicht für eine Kippe.
"Rauchen ist ungesund und du gehörst ins Bett."
Diese freche Stimme kann nur einer Person gehören.
Nadine
Er ist ein Arschloch. Zumindest versuche ich verzweifelt, mir das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Doch wenn er dieses schiefe Grinsen auflegt, könnte ich mein Höschen hier auf der Stelle verlieren. Dabei ist er einer dieser Typen, von denen ich die Finger lasse. Die Kerle, die einen Fanschwarm an Weibern hinter sich her schleifen und ein Herz nach dem anderen brechen. Dass er sich nicht an mich erinnert, bestätigt meine Einschätzung über ihn nur.
Ihn nach der OP in einer gewissen Hilflosigkeit zu erleben, war ganz amüsant.
"Ich war ein braver Junge und habe gestern keine einzige Zigarette angepackt. Obwohl ich ohnehin nicht mehr als drei Stück am Tag rauche. Nachdem du mir aber letzte Nacht Schwester Rabiata auf den Hals gehetzt hast, brauche ich jetzt unbedingt eine Kippe."
"Soll das heißen, ich habe dich dazu angestiftet?"
"Keine Sorge, ich glaube nicht, dass ich überhaupt genug Luft habe, um zurück in mein Zimmer zu kommen, geschweige denn zu rauchen." Interessiert betrachtet er mich von oben bis unten. Vielleicht erkennt er mich ja ohne Schwesternkittel.
Er hat immer noch diese unglaublich warmen, haselnussbraunen Augen. Auch der Rest hat sich nicht gerade zu seinem Nachteil verändert. Er ist im Ganzen kräftiger geworden und definitiv kein Junge mehr.
"Muss ich dich begleiten?", frage ich betont genervt. Schließlich ist die Nachtschicht rum und ich habe Feierabend. Außerdem kann ich ihn nicht wissen lassen, dass ich ihn nur zu gerne bis oben stützen möchte.
"Wird schon gehen." Tapfer hält er sich aufrecht, obwohl er so aussieht, als würde er gleich zusammenklappen. Zittern und plötzliche Blässe sind selten ein gutes Zeichen. "Würdest du stattdessen das große Geheimnis lüften, woher du glaubst, mich zu kennen?"
"Warum sollte ich das tun? Offenbar habe ich keinen Eindruck hinterlassen, also muss ich dir auch nicht auf die Sprünge helfen." Eigentlich bin ich nicht so zickig, doch er bringt diese Seite in mir raus.
"Ich bin kein Arschloch. Gestern war ich einfach nur furchtbar zugedröhnt. Du kommst mir bekannt vor, ja. Ich weiß nur nicht, wo ich dich einsortieren soll."
"Im Augenblick bin ich deine Krankenschwester. Und jetzt bringe ich dich ins Bett." Er protestiert nicht, als ich seinen Arm nehme, aber ich sehe die unterdrückte anzügliche Bemerkung in seinen Augen.
"Du wirst mir das nicht leicht machen, oder?", fragt er, als wir nebeneinander im Aufzug stehen.
Natürlich nicht. Ein wenig Spaß will ich mir ja auch gönnen.
"Ein Schocker für Typen wie dich, wo die Damen doch beim ersten Blick ihr Höschen fallen lassen."
"Was hab ich dir denn getan, dass du mich so hasst?"
Leider noch nichts, aber den Gedanken werde ich nicht weiterspinnen.
"Nichts. Wann wirst du entlassen?"
"In 3-4 Tagen, hoffe ich."
Markus
Sie ist bissig. Das gefällt mir. Und ich plane noch längst nicht, aufzugeben. Dafür muss ich allerdings einen Weg finden, an ihre Telefonnummer zu kommen, denn allzu lange bin ich nicht mehr hier.
Zudem bilde ich mir ein, dass bei der Aussicht, mich in drei Tagen los zu sein, eine Spur Enttäuschung über ihre Miene gehuscht ist.
"Dann bist du Schwester Rabiata los", bemerkt sie mit einem gezwungenen Lächeln. Wir stehen uns vor der Station gegenüber und sie tritt nervös von einem Fuß auf den anderen.
"Dich aber auch. Außer du gibst mir deine Nummer und damit eine Chance herauszufinden, woher wir uns kennen." Inzwischen macht es mich wahnsinnig, dass ich sie nicht einordnen kann.
"Und warum sollte ich das tun?"
"Weil ich mich besser fühlen würde. Und du als Krankenschwester bist du ja schließlich für meine Genesung zuständig."
"Die Psyche ist eine andere Abteilung."
Sie versucht, gemein zu sein, doch ihr Lächeln verrät sie und verschlägt mir für einen Moment die Sprache. Sie hat keine Ahnung, wie schön sie ist, wenn sie lacht.
"Du bist so hart zu mir. Dabei war ich immer nur nett."
"Ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du bis heute Abend herausgefunden hast, wer ich bin, bekommst du meine Nummer. Zur Nachtschicht bin ich wieder hier."
"Deal!" Ich wusste doch, dass ich
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