Nie wieder Ferienhaus
Gespann.
Durch das Dorf fuhr ich schon mit mehr Elan. Ich konnte jetzt Länge und Breite des Anhängers sehr gutabschätzen, und das ging auch gut bis zur zweitletzten Neunzig-Grad-Kurve.
Dem Jägerzaun von Frau Kaiser ist kaum was passiert, und der Verkäufer in Overath sagte am Telefon: »Gut, dass Sie den Wagen so früh abgeholt haben. Bis zu Ihrem Urlaub kriegen wir die zwei Meter lange Schramme auf der linken Seite wieder raus!«
Geh nach Haus und üb erst mal
Als der Wagen repariert und unfallfrei nach Hause gefahren endlich bei uns zu Hause stand, waren es nur noch drei Wochen bis zum Urlaub. Drei Wochen, prall gefüllt mit Betriebsanleitung-Lesen, Nachbarn-Beprotzen und Vorzelt-Auf- und Ab- und wieder Aufbauen.
So ein Vorzelt ist ein Wesen, das erst einmal in vielen Einzelteilen vor dir liegt. »Man muss die Seele des Vorzelts erkennen, um es richtig aufzubauen.« Gut: Bonifatius Kober ist Lehrer für Geographie, aber er unterrichtet im Nebenfach auch noch katholische Religion. Ich hätte ahnen können, dass er der Aktion etwas Spiritistisches abgewinnt.
Am Vorzeltauf bau waren viele Nachbarn beteiligt, was allein schon daran lag, dass unser Vorzelt samt Wohnwagen ziemlich genauso breit war wie die Straße. Die Nachbarn kamen also nacheinander von der Arbeit, stellten mangels sinnvollerer Alternative ihre Autos in der Nebenstraße ab und beteiligten sich am Aufbau. Bonifatius Kober war der Erste. Er ist Lehrer!
Die Kiste Veltins, die Anne noch schnell herbeigeschafft hatte, hielt nicht sehr lange. Aber das Vorzelt nahm Formen an. Die Stangenhalter am Caravan hatten wir – nach Beschaffung eines Akkubohrers undeiniger Spaxschrauben – schnell angebracht. Gut, der Wagen hatte danach ein paar Löcher mehr, als es zum Einhängen der Stangen unbedingt notwendig war, aber in Dubai gibt es auch Fehlbohrungen, und die Bemerkung von Almut Vogel, wir hätten den Wagen perforiert, war bei weitem übertrieben.
Beim ersten Ansehen sahen die Stangen eigentlich alle gleich aus. Sie waren es aber nicht. Einige hatten zusätzlich kleine rechteckige Fußbleche mit einem Loch an jeder Seite, andere Stangen waren eigentlich zwei Stangen, die durch eine Stahlfeder zusammengehalten wurden, wieder andere hatten einen Haken, mit dem sie in die eingeschraubten Ösen am Caravan passten.
Vorsichtshalber hatte ich in Overath Isolierband in sechs verschiedenen Farben mitgenommen. Mein Vater hatte die Stangen früher mit Klebeband gekennzeichnet. Es war gut, dass ich mich daran erinnert hatte, und es war noch besser, dass Bonifatius Kober mir diese Methode nicht als seinen spontanen Einfall verkaufen konnte. Wir kennzeichneten also das Gestänge: Dach grau, vorne rot, Anbaustücke blau und so weiter.
Das Stangengerüst stand wie eine Eins. Alle Markierungen an den Stangen waren angebracht. Wir haben auf Heringe und Sturmleine verzichtet. Erstens, weil wir das Vorzelt sowieso noch am selben Abend wieder abbauen mussten, bevor am nächsten Morgen der Müllwagen nicht in die Straße kam, und zweitens, weil wir es mit sieben zu fünf Stimmen für unwahrscheinlich hielten, dass wir die Heringe in den Asphaltbekämen. Jetzt musste nur noch das Zelt über die Konstruktion geworfen werden.
Wir haben es auch probiert, aber nicht lange! Es ist kein gutes Gefühl, wenn die eigene Ehefrau vor acht Nachbarn mit der Anleitung erscheint und dann vorliest, dass man zuerst die Zeltplane durch die Keder schiebt und erst dann die Stangen einhängt.
Es war eine Gemeinheit von diesem Hersteller, dass er das nicht andersrum geplant hatte, ich sah das so, und bei der zweiten Kiste Veltins gaben mir alle anderen – durchaus campingerfahrenen – Männer Recht.
Wir haben einen Grill aufgebaut, kurz vor Geschäftsschluss des örtlichen Supermarkts noch Bauchspeck und Würstchen besorgt und das kraftlos herumhängende Zelt wieder eingepackt, bevor die Kinder es beim Gespenster-Spielen restlos verwüsten konnten.
Es war der erste von drei Versuchen, das Vorzelt aufzubauen. Beim dritten Versuch stand es übrigens wirklich wie die berühmte Eins, aber der erste Versuch, die spontane Grillparty, das war eines der Erlebnisse, von denen eine Reihenhaussiedlung jahrelang zehren kann.
Wir saßen mit den neuen Stühlen vor dem neuen Wohnwagen, es war warm, wir waren satt, und als ich den Männern erzählte, warum der Wohnwagen eine Tandem-Achse hatte, da konnte ich durchaus Bewunderung in ihren Augen sehen.
Urlaub, wir kommen
Ich habe neulich noch in der
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