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Nie wieder Ferienhaus

Titel: Nie wieder Ferienhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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ganze Dose Heineken für sie zu viel war. Aber ich wollte nichts ahnen. Ich wollte sie in den Armen halten. Ich wollte spüren, dass sie da war, dass die Kinder selig schliefen und dass das erst der erste Abend war. Für die anderen Abende hatten wir sogar noch eine Tandem-Achse!

Es darf alles, nur nicht regnen
    Ich hatte erwartet, dass wir am nächsten Morgen von wütend herumhupenden Campern geweckt würden, weil wir die Warteschleife blockierten. Nein, wir wurden von fröhlich herumtobenden Kindern geweckt, weil wir die Nahrungskette blockierten. »Sollen wir jetzt frühstücken?« Ich musste Tristan erklären, dass der Supermarkt des Campingplatzes seine frischen Brötchen sicher nicht um 6:07 Uhr feilbieten würde. Aber schlafen konnten wir nicht mehr.
    Man kann ja auch schon sehr früh am Morgen im Urlaub sinnvolle Dinge tun. Zum Beispiel kann man mit zwei Kindern an der Hand mal nachschauen gehen, wann es denn frische Brötchen gibt.
    Also: Der Holländer an sich scheint ein fleißiger Bursche zu sein, er öffnet schon um 7:30 Uhr den Supermarkt, aber vor allem öffnet er schon um 7:00 Uhr die Schranke.
    Um 7:01 hatten wir unsere Strichcode-Karte in der Hand. (Nur die profane, einfache! Die gute, eingeschweißte haben nur die Ganzjahrescamper!) Um 7:02 Uhr fuhr unser Gespann unter der sich öffnenden Schranke hindurch, und wenige Sekunden später nahm der Dethleffs 560 TK erstmals den Boden von Camping De Grevelinge unter die Räder!
    Der Himmel war ein wenig wolkenverhangen. Mankonnte irgendwo über dem Ort einen blauen Fleck ausmachen. Heute weiß ich, dass exakt das die Situation ist, in der jeder Holland-Camper sagt, das sind genau die Wolken, die sich gegen zehn Uhr verziehen, um einen schönen, sonnigen Tag folgen zu lassen. So ein Tag war es, nur, dass sich die Wolken nicht verzogen, sondern fetter und grauer wurden.
    Der Verkäufer hatte uns schon gewarnt, dass der Tandem-Achser beim Aufbauen schlechter zu manövrieren war, aber dafür hat er ja andere Vorteile. Wir haben den Wagen vorschriftsmäßig abgehängt, wir wollten ihn in die vorgesehene Position schieben, aber der tiefe Boden tat ein Übriges, um …!
    Wieso soll ich das erklären? Wim hatte einen Trecker, einen uralten Fendt Dieselross, und Wim hatte einen Treckerfahrer! Wohnwagen in ihre richtige Position zu bringen musste sein Hobby sein. Wir hätten Stunden gebraucht, ach was, sind wir ehrlich: Wir hätten es nie geschafft. So hängten wir nur den Wohnwagen an den Trecker. Die Tandem-Achsen quietschten, die Räder verdrehten sich, der Trecker zog, schob und bugsierte unser störrisches weißes Urlaubsdomizil in nur zwei Zügen exakt auf den dafür vorgesehenen Platz.
    Der Wagen stand, jetzt musste nur noch das Vorzelt aufgebaut werden. Nun weiß jeder erfahrene Zeltaufbauer (und ich bin ein erfahrener Zeltaufbauer, schließlich habe ich nicht umsonst viermal die ganze Straße gesperrt, um das Vorzelt zu trainieren …), jeder erfahrene Zeltaufbauer weiß, es darf beim Vorzeltaufbauen alles, es darf nur nicht regnen.
    Und als wir so weit waren, regnete es nicht, es schüttete wie aus Eimern.
    Aber da zeigte sich auch schon die berühmte Campersolidarität, auch international.
    Es gab durchaus einige Holländer auf dem Platz, aber die Mehrzahl waren Deutsche. Unser direkter Nachbar hieß Rinus van Pekelinge, war ein hagerer oder besser drahtiger Mann von knapp fünfzig Jahren mit widerspenstigen grauen Haaren und Händen so groß wie Salatschüsseln.
    Das war schon mal der erste nette Nachbar, denn der stand sofort auf der Matte. Dazu kam mit großen Schritten Detlef Schulenkämper aus Borken über den Platz gemetert. »Metern« war bei Detlef das richtige Wort, er hatte so lange Beine, dass sie bei jedem Schritt locker einen Meter schafften. Er war vielleicht ein bisschen jünger als ich, oder er hatte sich einfach nur besser gehalten.
    Die beiden erboten nun spontan ihre Hilfe. Anne und ich standen hilflos vor dem Caravan, und wir nahmen das Angebot beide dankend an.
    Keine zwanzig Minuten und vier Genever später stand das Zelt. Das heißt, es stand noch nicht so richtig. Rinus meinte: »Du musst so kleine Brettchen nehmen, und da schraubst du die Stangen unten fest!« Er sagte das nicht ganz in dem Hochdeutsch, in dem ich es hier schreibe. Holländer sprechen Deutsch tatsächlich so, wie man es von Rudi Carrell aus dem Fernsehen kennt, also so, als könnten sie zwar die Vokabeln, würden aber von einer fortgeschrittenen Halskrankheit

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