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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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während sie sich zum Fluge anschickten. Gleich darauf kamen alle
     vierzehn Gänse über denWald geflogen. Der Junge versuchte, sie zu rufen, aber sie flogen so hoch oben, daß seine Stimme sie nicht erreichen konnte.
     Sie glaubten wohl, daß der Fuchs ihn schon lange aufgefressen habe. Sie fanden es nicht einmal der Mühe wert, nach ihm zu
     suchen.
    Der Junge war nahe daran, vor Angst zu weinen, aber nun stand die Sonne goldgelb und munter am Himmel und flößte der ganzen
     Welt Mut ein. »Du brauchst nie bange zu sein, oder dich über etwas zu beunruhigen, Niels Holgersen, so lange ich hier bin,«
     sagte die Sonne.
Das Gänsespiel.
    Montag, den 21. März.
    Im Walde blieb alles so, wie es war, ungefähr so lange, wie eine Gans braucht, um Frühstück zu essen, aber gerade, als der
     Morgen im Begriff war, in den Vormittag überzugehen, kam eine einsame wilde Gans unter das dichte Laubdach geflogen. Sie tastete
     sich zwischen den Stämmen und Zweigen hindurch und flog ganz langsam. Sobald Reineke Fuchs sie sah, verließ er seinen Platz
     unter der kleinen Buche und schlich auf sie zu. Die wilde Gans flüchtete nicht vor dem Fuchs, sondern flog ganz dicht an ihm
     vorüber. Reineke sprang hoch in die Höhe nach ihr, konnte sie jedoch nicht packen, und die Gans flog weiter, dem See zu.
    Es währte nicht lange, da kam eine neue wilde Gans geflogen. Sie kam denselben Weg wie die ersteund flog noch niedriger und langsamer. Auch sie flog dicht an Reineke Fuchs vorüber, und er sprang so hoch nach ihr, daß
     seine Ohren ihre Füße berührten, aber sie entkam doch unbeschädigt und setzte ihren Weg stumm wie ein Schatten nach dem See
     zu fort.
    Es verging eine kleine Weile, dann kam wieder eine wilde Gans. Sie flog noch niedriger und langsamer, es schien, als werde
     es ihr noch schwerer, den Weg zwischen den Buchenstämmen zu finden. Reineke machte einen mächtigen Sprung, und es fehlte nur
     eines Haares Breite, daß er sie gefaßt hätte. Aber auch diese Gans entkam.
    Gleich nachdem sie verschwunden war, kam eine vierte wilde Gans. Obgleich sie so langsam und so schlecht flog, daß Reineke
     meinte, er könne sie ohne Mühe fangen, war er jetzt bange, daß ihm ein Unfall zustoßen könne, und er wollte sie unangerührt
     wegfliegen lassen. Aber sie flog denselben Weg wie die andere, und als sie gerade über Reineke angelangt war, schwebte sie
     so tief herab, daß er sich verleiten ließ, nach ihr in die Höhe zu springen. Er gelangte so hoch, daß er sie mit der Pfote
     berührte, aber sie warf sich schnell auf die Seite und rettete ihr Leben.
    Ehe Reineke noch Atem geschöpft hatte, kamen drei Gänse in einer Reihe. Sie kamen genau so geflogen wie die andern, und Reineke
     sprang nach ihnen allen hoch in die Höhe, aber es gelang ihm nicht, eine von ihnen zu fangen.
    Dann kamen fünf Gänse, aber sie flogen besser als die vorhergehenden, und obwohl auch sie so aussahen,als wollten sie Reineke verlocken zu springen, widerstand er der Versuchung.
    Ziemlich lange darauf kam eine einsame Gans. Das war die dreizehnte. Die war so alt, daß sie ganz grau war und nicht einen
     einzigen braunen Strich an ihrem ganzen Körper hatte. Es sah so aus, als könne sie den einen Flügel nicht recht gebrauchen,
     sie flog so jämmerlich und so schief, daß sie fast die Erde berührte. Reineke begnügte sich nicht damit, hoch nach ihr in
     die Höhe zu springen, er verfolgte sie in schnellem Lauf bis an den See hinab, aber auch diesmal wurden seine Anstrengungen
     nicht belohnt.
    Die vierzehnte Gans kam, und das sah sehr hübsch aus; sie war weiß, und es schimmerte wie eine Lichtung in dem dunklen Walde,
     wenn sie ihre großen Flügel schwang. Als Reineke die sah, bot er alle Kräfte auf und hüpfte halbwegs bis an das Laubdach hinauf,
     aber die weiße Gans flog ganz unbeschädigt davon, genau so wie alle die andern.
    Nun wurde es eine Weile still unter den Buchen. Es schien, als sei der ganze Schwarm wilder Gänse vorübergezogen.
    Plötzlich fiel Reineke sein Gefangener ein, und er sah zu der Buche hinauf. Wie zu erwarten stand, war der Knirps verschwunden.
    Aber Reineke blieb nicht viel Zeit, an ihn zu denken, denn nun kam die erste Gans vom See zurück und flog so langsam wie vorher
     unter dem Laubdach dahin. Trotz all seines Mißgeschickes freute sich Reineke, daß sie zurückkam, und er stürzte mit einem
     hohenSprung auf sie zu. Aber er war zu hastig gewesen und hatte sich keine Zeit gelassen, den Sprung zu berechnen,

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