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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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mutig
     für sich selbst geantwortet hatte, so ausweichende Antworten gab, als es sich um ihn handelte. »Ich will nicht verheimlichen,
     wer ich bin,« sagte er. »Ich heiße Niels Holgersen und bin der Sohn eines Häuslers, und bis auf den heutigenTag bin ich ein Mensch gewesen, aber heute vormittag...«
    Weiter kam er nicht. Kaum hatte er gesagt, daß er ein Mensch sei, als die Führergans drei Schritt zurückwich, und die andern
     noch weiter. Und sie machten alle lange Hälse und fauchten ihn an.
    »Diesen Verdacht habe ich von dem ersten Augenblick an gehabt, als ich dich hier an dem Ufer des Sees sah,« sagte Akka. »Und
     nun mußt du dich sofort entfernen. Wir dulden keine Menschen unter uns.«
    »Es ist doch nicht möglich,« sagte der Gänserich vermittelnd, »daß ihr wilden Gänse vor einem bange sein könnt, der so klein
     ist. Morgen soll er auch nach Hause reisen, aber über Nacht müßt ihr ihn wirklich hier bei uns bleiben lassen. Niemand von
     uns kann es verantworten, so einen armen Kleinen jetzt zu nächtlicher Stunde sich auf eigene Hand gegen Wiesel und Füchse
     verteidigen zu lassen.«
    Die wilde Gans kam jetzt näher heran, aber es war leicht zu sehen, daß es ihr schwer wurde, ihre Furcht zu beherrschen. »Ich
     habe gelernt, vor allem bange zu sein, was einen Menschennamen trägt, mag es groß oder klein sein,« sagte sie. »Aber wenn
     du, Gänserich, für den da einstehen willst, daß er uns keinen Schaden zufügt, so kann er wohl Erlaubnis bekommen, über Nacht
     hier bei uns zu bleiben. Ich fürchte freilich, daß unser Nachtquartier weder dir noch ihm behagen wird, denn wir haben die
     Absicht, uns zum Schlafen da draußen auf der Eisscholle niederzulassen.«Sie dachte wohl, daß der Gänserich seine Bedenken dabei haben würde. Der aber ließ sich nicht anfechten. »Ihr seid wirklich
     klug, daß ihr es versteht, einen so sichern Schlafplatz zu erwählen,« sagte er.
    »Aber du stehst uns dafür ein, daß er sich morgen nach Hause begibt.« – »Ja, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als euch
     ebenfalls zu verlassen,« sagte der Gänserich. »Ich habe versprochen, daß ich ihn nicht im Stich lassen will.«
    »Es steht dir frei, zu fliegen, wohin du willst,« entgegnete die Führergans.
    Damit hob sie die Flügel und flog über das Eis dahin, und eine wilde Gans nach der andern folgte ihr.
    Der Junge war betrübt, daß nun aus seiner Reise nach Lappland nichts wurde, und außerdem ängstigte er sich vor dem kalten
     Nachtquartier. »Das wird ja immer schlimmer, Gänserich,« sagte er. »Erstens erfrieren wir draußen auf dem Eise.«
    Aber der Gänserich war guten Mutes. »Das hat keine Not,« sagte er. »Jetzt will ich dich nur bitten, so schnell wie möglich
     soviel Gras und Stroh zusammenzusammeln, wie du nur tragen kannst.«
    Als der Junge den ganzen Arm voll von welkem Gras hatte, packte ihn der Gänserich in seinen Hemdbund, hob ihn empor und flog
     auf das Eis, wo die wilden Gänse schon standen und schliefen, den Schnabel unter dem Flügel.
    »Breite nun das Gras auf das Eis auf, damit ich etwas habe, worauf ich stehen kann, ohne festzufrieren.Hilfst du mir, dann werde ich dir auch helfen,« sagte der Gänserich.
    Das tat der Junge, und sobald er fertig war, packte der Gänserich ihn noch einmal in den Hemdbund und steckte ihn unter seinen
     Flügel. »Da, denke ich, wirst du gut und warm liegen,« sagte er und klemmte den Flügel fest heran.
    Der Junge lag so in Daunen eingepackt, daß er nicht antworten konnte, aber herrlich warm lag er, und müde war er, und schlafen
     tat er im selben Augenblick.
Die Nacht.
    Es ist eine alte Wahrheit, daß Eis immer verräterisch ist, und daß man sich nicht darauf verlassen kann. Mitten in der Nacht
     geriet die Eisscholle auf dem Vombsee in Bewegung, so daß sie an einer einzelnen Stelle gegen das Ufer stieß. Und nun geschah
     es, daß Reineke Fuchs, der zu jener Zeit an der östlichen Seite des Sees im Park bei Övedskloster wohnte, dies entdeckte,
     als er auf einer nächtlichen Jagd draußen war, Reineke hatte die wilden Gänse schon am Abend gesehen, aber er hatte nicht
     erwartet, einer von ihnen habhaft zu werden. Jetzt begab er sich schnell auf das Eis hinaus.
    Als Reineke ganz dicht bei den wilden Gänsen angelangt war, glitt er aus, so daß seine Klauen gegen das Eis kratzten. Die
     Gänse erwachten und schlugen mit den Flügeln, um sich in die Luft emporzuschwingen.Aber Reineke war ihnen zu flink. Wie aus einer Kanone

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