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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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wiedererkennen, so licht und freundlich ist es geworden.
    Und dann denke an das Land! Es liegt so einförmig da, und ein Fleck gleicht dem andern. Es besteht aus flachen Feldern, hier
     und da mit einem Birkenhain dazwischen, oder auch aus langen waldbedeckten Höhenzügen. Es sieht aus, als dächte es an nichts
     weiter als an Hafer und Rüben und Kartoffeln und Tannen und Fichten. Dann kommt ein Fjord, der sich tief hineinschneidet.
     Es macht kein Aufhebens davon, sondern säumt ihn mit Birken und Erlen, ganz als sei er ein gewöhnlicher Süßwassersee. Dann
     kommt noch ein Fjord dahergefahren. Auch von dem macht das Land kein Aufhebens, aber er erhält dieselbe Bekleidung wie der
     erste. Nun aber beginnen die Fjorde sich zu erweitern und zu teilen. Sie zersplittern die Felder und Wälder, und dann kann
     das Land nicht umhin, sie zu beachten. »Ich glaube wahrhaftig, da kommt das Meer selber,« sagt das Land, und dann fängt es
     an, sich zu schmücken. Es bekränzt sich mitBlumen, schlängelt sich in Hügeln und Tälern und wirft Inseln ins Meer hinaus. Es will nichts mehr wissen von Fichten und
     Tannen, es wirft sie weg wie ein vertragenes Alltagsgewand und prangt statt dessen mit großen Eichen und Linden und Kastanien
     und mit blühenden Hainen und wird so zierlich wie ein Schloßpark. Und als es sich mit dem Meer begegnet, ist es so verändert,
     daß es sich selbst nicht mehr wieder zu erkennen vermag.
    Das alles kann man ja nicht wirklich sehen, ehe es Sommer wird, aber der Junge konnte doch merken, wie mild und freundlich
     die Natur war und ihm war ruhiger zumute wie sonst wahrend der Nacht. Da vernahm er plötzlich ein lautes, unheimliches Heulen
     unten vom Kurpark her, und als er sich erhob, sah er in dem weißen Mondlicht auf dem Platz vor dem Balkon einen Fuchs stehen.
     Denn Reineke verfolgte die Gänse noch einmal. Als er aber den Platz sah, auf dem sie sich aufgestellt hatten, begriff er,
     daß es diesmal unmöglich war, ihnen etwas anzuhaben, und da konnte er sich nicht bezwingen, er mußte vor Wut heulen.
    Als der Fuchs so heulte, erwachte die alte Akka, die Führergans, und obwohl sie fast nichts sehen konnte, war es ihr doch,
     als müsse sie die Stimme kennen. »Bist du es, Reineke, der in dieser Nacht auf Raub ausgeht?« sagte sie. – »Ja,« antwortete
     Reineke, »ich bin es, und ich möchte euch jetzt fragen, wie ihr Gänse über die Nacht denkt, die ich euch bereitet habe?« –
     »Willst du damit sagen, daß du uns sowohl denMarder als auch den Otter auf den Hals geschickt hast?« fragte Akka. – »Eine gute Tat soll man nicht abstreiten,« sagte Reineke.
     »Ihr habt einmal Gänsespiel mit mir gespielt. Jetzt habe ich angefangen, Fuchsspiel mit euch zu spielen, und ich bin nicht
     gesonnen, aufzuhören, solange noch eine einzige von euch am Leben ist, und sollte ich auch gezwungen sein, euch durch das
     ganze Land zu folgen.« – »Ja, Reineke, du solltest doch bedenken, ob es recht von dir ist, der du mit Zähnen und Krallen bewaffnet
     bist, uns, die wir wehrlos sind, so zu verfolgen,« sagte Akka. Mikkel fand, daß es so klang, als sei Akka bange, und er sagte
     schnell: »Wenn du diesen Däumling nehmen und mir herunterwerfen willst, ihn, der mir nun schon so manches Mal in die Quere
     gekommen ist, dann verspreche ich dir, Frieden mit dir zu machen, Akka. Dann will ich weder dich noch eine von den Deinen
     je wieder verfolgen.« – »Däumling kann ich dir nicht geben,« sagte Akka. »Von der Jüngsten bis zur Ältesten würden wir alle
     gern unser Leben für ihn wagen.« – »Haltet ihr so große Stücke auf ihn,« sagte Reineke, »dann verspreche ich dir, daß er der
     erste von euch sein soll, an dem ich Rache üben werde.«
    Akka sagte nichts mehr, und als Reineke noch ein paar heulende Töne ausgestoßen hatte, wurde alles still. Der Junge aber lag
     noch immer wach. Jetzt hinderten ihn die Worte, die Akka zu dem Fuchs gesagt hatte, am Schlafen. Nie hatte er sich träumen
     lassen, etwas so Großes zu hören, daß nämlich jemand sein Leben für ihn wagen wollte. Von dem Augenblick ankonnte man von Niels Holgersen nicht mehr sagen, daß er niemand lieb hatte.

IX. Karlskrona
    Sonnabend, den 2. April.
    Es war an einem Abend in Karlskrona, und es war Mondschein. Es war still und schön, aber früherhin am Tage hatte es gestürmt
     und geregnet, und die Leute glaubten wohl, daß noch schlechtes Wetter sei, denn kaum ein Mensch hatte sich auf die Straße
    

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