Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
Vom Netzwerk:
so zwischen den Schwänen eingeklemmt, daß er keinen Platz
     bekommen konnte, um die Flügel zu heben. Und von allen Seiten streckten die Schwäne ihre starken Schnäbel vor, um ihm die
     Federn auszurupfen.
    Der Gänserich Martin verteidigte sich nach besten Kräften, er biß und schlug, und die anderen Wildgänsegingen auf die Schwäne los. Aber es war klar, wie das Ende hätte ausfallen müssen, wenn sie nicht ganz unerwartet Hilfe bekommen
     hätten.
    Da war ein Rotschwänzchen, das hatte gesehen, daß die Wildgänse zwischen den Schwänen in die Klemme geraten waren, und es
     stieß sofort den scharfen Warnungsschrei aus, dessen sich die kleinen Vögel bedienen, wenn es gilt, einen Habicht oder einen
     Falken in die Flucht zu schlagen. Und kaum war der Ruf dreimal ertönt, als alle die kleinen Vögel der ganzen Umgegend auf
     blitzschnellen Schwingen in einem großen, lärmenden Schwarm nach Hjälstaviken hinabschossen.
    Und diese armen, schwachen Kleinen warfen sich über die Schwäne. Sie kreischten ihnen in die Ohren, sie versperrten ihnen
     die Aussicht mit ihren Flügeln, sie machten sie ganz verwirrt mit ihrem Flattern, sie brachten sie ganz außer sich, indem
     sie riefen: »Schämt euch, ihr Schwäne! Schämt euch, schämt euch, ihr Schwäne!«
    Der Überfall der kleinen Vögel währte nur wenige Augenblicke, aber als sie fort waren und die Schwäne wieder zur Besinnung
     kamen, da sahen sie, daß die Wildgänse sich davon gemacht hatten und auf die andere Seite der Bucht hinübergeflogen waren.
    Der neue Kettenhund
    Bei den Schwänen war wenigstens das Gute, daß sie sich zu stolz fühlten, hinter den Wildgänsen drein zu jagen, sobald sie
     sahen, daß sie entkommen waren. So konnte sich denn Akka mit ihrer Schar in aller Ruheund Gemütlichkeit auf einer Röhrichtinsel hinstellen und schlafen.
    Niels Holgersen war jedoch zu hungrig, um zu schlafen. »Ich muß sehen, in ein Haus zu gelangen, um etwas Essen zu bekommen,«
     dachte er.
    In den Tagen, wo so viel Verschiedenes auf dem See herumtrieb, war es nicht schwer für so einen wie Niels Holgersen ein Beförderungsmittel
     zu finden. Er besann sich nicht lange, sprang auf ein Stück Brett, das zwischen das Röhricht hineingetrieben war, fischte
     einen kleinen Stock auf und machte sich daran, sein Fahrzeug durch das seichte Wasser an das Ufer hinüber zu stängeln.
    Kaum war er an Land gekommen, als er neben sich im Wasser ein Plätschern hörte. Er blieb stehen, ohne sich zu rühren und sah
     ein Schwanenweibchen, das wenige Ellen von ihm in ihrem großen Nest lag und schlief, gleich darauf aber sah er einen Fuchs,
     der ein paar Schritt ins Wasser hinausgegangen war, um sich nach dem Schwanennest zu schleichen. »Hallo! Hallo! Steh auf!
     Steh auf!« rief der Junge und schlug mit seinem Stock ins Wasser. Das Schwanenweibchen richtete sich auf, doch nicht schneller,
     als daß sich der Fuchs hätte auf das Weibchen stürzen können, falls er es gewollt hatte. Aber das gab er auf und stürmte auf
     den Jungen zu.
    Der Junge sah den Fuchs kommen und eilte ins Land hinein. Vor ihm lagen ausgedehnte, flache Wiesen. Da war auch nicht ein
     Baum, in den er hätte hinaufklettern, nicht ein Loch, in dem er sich hatte verbergen können. Niels war ein guter Läufer, aber
     es war klar, daß er es in bezug auf Schnelligkeit nicht mit einem Fuchs aufnehmenkonnte, wenn dieser frei und ledig war und nichts zu schleppen hatte.
    Eine Strecke von dem See entfernt lagen einige kleine Häuslereien, wo Licht in den Fenstern war. Der Junge lief natürlich
     nach dieser Seite, aber er mußte sich selbst sagen, ehe er die Häuser erreichte, konnte ihn der Fuchs mehr als einmal eingeholt
     haben.
    Einmal war der Fuchs so nahe, daß er glaubte, seines Fanges sicher zu sein, da aber lief der Junge hurtig nach der Seite und
     kehrte wieder an die Bucht zurück. Diese Wendung kostete dem Fuchs Zeit, und ehe er den Jungen abermals eingeholt hatte, war
     dieser auf ein Paar Männer zugeeilt, die den ganzen Tag draußen auf dem See gewesen waren, um herumtreibendes Gut zu bergen,
     und die sich nun auf dem Heimwege befanden.
    Die Männer waren erschöpft und müde. Sie hatten weder den Jungen noch Reineke gesehen, obwohl beide an ihnen vorübergelaufen
     waren. Der Junge hatte auch keine Lust, sie anzureden und sie um Hilfe zu bitten, er begnügte sich, dicht an sie heranzuschleichen.
     »Der Fuchs kann sich doch nicht ganz bis an die Menschen heranwagen,« dachte er.
    Bald aber

Weitere Kostenlose Bücher