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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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den anderen schönen Frauen ihrer Rasse unterschied, deren Schönheit häufig eher lateinamerikanischen, statt äthiopischen Charakters war. Es war ihr gutes Herz und ihr wacher Humor, die Marys Zuneigung gewonnen hatten. Mary mochte sie also sehr und gesellte sich auf ein Schwätzchen besonders gern zu ihr, wenn sie sich auf einer der großen Partys in Harlem trafen. Deshalb war es ihr ganz vernünftig vorgekommen, nachdem Adora sie eine Woche zuvor in einem Musikgeschäft auf der Lenox Avenue getroffen und bemerkt hatte, dass sie kränklich aussähe und dass das Eingesperrtsein in der Bücherei, in der sie arbeitete, nicht gut für ihre Gesundheit sei, Marys Einladung Folge zu leisten und ein Wochenende in ihrem Landhaus auf Long Island zu verbringen. Sie hatte diese Einladung nicht nur dankbar, sondern auch bereitwillig angenommen.
    Jetzt erinnerte sie sich allerdings, dass einige ihrer Freunde, ohne weiter viel zu sagen, vielleicht mehr mit Blicken als mit Worten bereits angedeutet hatten, dass dieser Ausflug vielleicht doch nicht so ganz nach ihrem Geschmack sein könnte. Wie dem auch sei – nachdem sie zugesagt hatte, hielt Mary ihr Versprechen.
    Sie war nun schon seit Freitag hier. Es war jetzt Sonntagnachmittag, und einige Autos mit späten Gästen waren mit einer Tanzveranstaltung empfangen worden, für die eine berühmte Jazzband aus New York engagiert worden war. Die Neuankömmlinge hatten nicht dazu beigetragen, die Atmosphäre der vergangenen Tage zu vertreiben; sie hatten sie eher noch angeheizt. Eine Gruppe, die in einem großen Packard eingetroffen war, läutete ihre Ankunft damit ein, dass mehrere Ginflaschen in die Auffahrt geworfen wurden. Ihnen zu Ehren wurde jedoch sofort eine weitere Kiste dieses beliebten Getränks geöffnet. Gin floss in der Tat so reichlich, als ob es irgendwo eine natürliche Quelle gäbe, und auch Whiskey, Scotch, Korn und Bourbon waren im Überfluss vorhanden. Und die Fummeleien nahmen kein Ende, Fummeleien, die in einigen Fällen mit der Beweislast unter Marys Augen etwas waren, das eine schlimmere Bezeichnung verdient hätte.
    Natürlich gab es auch da und dort an kleinen Tischen in mehreren Zimmern des weitläufigen Hauses sporadische Bridge- oder Kartenspielrunden, aber mit Sicherheit endeten sie nach einer Weile im Streit um Geld oder dem Wunsch eines der Spieler, sich wieder den Freuden amouröser Vergnügungen hinzugeben.
    Mary versuchte sich nicht wie ein dünkelhafter Pedant vorzukommen. Sie versuchte sich einzureden, dass sie unter günstigeren Umständen selbst Geschmack an derartigen Aufmerksamkeiten finden könnte. Sie sagte sich, dass sie eben wählerisch und keine Exhibitionistin war. Aber letztendlich musste sie sich eingestehen, dass sie an diesem Ort völlig fehl am Platz war.
    Jedenfalls ist es mein eigener Fehler, dachte sie bei sich. Ich hätte genügend Verstand haben sollen, um nicht zu kommen. Aber ich werde nicht unhöflich sein. Ich denke, ich kann dem alten Satyr für die nächsten sechzehn Stunden aus dem Weg gehen, ohne albern zu erscheinen oder um Hilfe zu schreien – die anderen würden eh nur lachen, wenn ich das täte, und morgen bin ich wieder in meinem Zimmer in Harlem, so arm wie immer, aber zumindest etwas klüger. So etwas passiert mir so schnell nicht mehr.
    Sie schüttelte mit einer festen Bewegung der Schultern ihre trübe Stimmung von sich und entschied sich, an etwas anderes zu denken. Gewollt optimistisch, sagte sie sich, dass die Aussicht jedenfalls superb war. Unter ihr lag der Pool, beschattet von Trauerweiden, deren ausgreifende Äste den Rasen streiften, und darauf trieben gelbe Wasserlilien, und rosafarbene Lotusblüten nickten auf langen, anmutigen Stängeln. Zwischen den Bäumen jenseits der Grünflächen lag das Meer, in dem ein paar Männer badeten und den herrlichen Tag genossen. Zwei oder drei lagen auf dem Sand, und ihre braunen Körper glänzten wie Bronze in der Sonne. Andere planschten im Wasser. Jetzt stieg ein junger Mann den Sprungturm hinauf. Seine Hautfarbe war, wie Mary bemerkte, eine Spur heller als die der anderen, fast wie Kaffee mit viel Sahne, ihre Lieblingsfarbe. Oben auf dem Sprungbrett angekommen, hielt er einen Augenblick inne, die Arme hoch über dem Kopf, lang genug für sie, um die ebenmäßigen Proportionen seines Körpers wahrnehmen zu können, die exquisite Form seines Kopfes, die noch durch das kurzgeschnittene Haar mit den kleinen Löckchen betont wurde. In einem weit ausholenden Bogen

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