065 - Dem Dämon als Geschenk
Zachary Jaggom befand sich nicht allein in der Teufelskapelle. Vanessa Drake, seine Geliebte - eine grausame Hexe -, war gleichfalls anwesend. Sie führten diese Rituale immer gemeinsam aus. Ein gefährliches Paar waren sie. Gefährlich für die Menschen, die im Dorf wohnten. Doch bisher hatte noch keiner den Mut aufgebracht, etwas gegen sie zu unternehmen.
Die Leute sagten zwar immer wieder, es müsse endlich etwas geschehen, doch wenn die Sache konkret zu werden drohte, machten sie alle sehr schnell einen Rückzieher, denn sie hingen zu sehr an ihrem Leben, und das würde wahrscheinlich nichts mehr wert sein, wenn sie sich offen gegen Zachary Jaggom und Vanessa Drake stellten. Schließlich hielt der Satan seine Hände schützend über die beiden.
Sue Hickox hieß das Opfer.
Sie war die Tochter des Bäckers, neunzehn Jahre jung und noch unberührt. So wollte es Asmodis. Eine Jungfrau würde auf dem Altar des Bösen sterben.
Tagelang hatte Sue entsetzliche Angst gehabt. In den Nächten, die dieser vorangegangen waren, hatte sie gespürt, daß ihr etwas Grauenvolles bevorstand.
Und als der Vollmond am Himmel stand - in der Nacht des Todes -, kamen die Hexe und der Hexer, um Sue aus dem Haus zu locken.
Sie wollte dem Lockruf des Bösen nicht folgen, doch sie mußte gehorchen. Wie eine Diebin hatte sie sich aus dem Haus geschlichen, um nicht entdeckt zu werden. Und nun stand sie hier in diesem kalten, finsteren Gemäuer und wartete auf den Tod.
Man schrieb das Jahr 1785. Es war eine Zeit, in der der Aberglaube und die Furcht vor dem Satan noch tief in den Seelen der Menschen verwurzelt waren. Viele schützten ihre Häuser mit weißmagischen Zeichen und Dämonenbannern, doch nicht alle Maßnahmen gegen das Böse waren wirksam, und so schafften es die Mächte der Finsternis immer wieder, die errichteten Sperren ohne Mühe zu durchbrechen oder sie raffiniert zu umgehen.
Wenn dunkle Kräfte nicht in ein Haus gelangen konnten, dann legten sie sich auf die Lauer und warteten, bis die Menschen herauskamen, um über sie herzufallen. Auf diese Weise erreichte das Böse fast immer, was es wollte.
Sue Hickox näherte sich dem Mann in der schwarzen Kutte.
Zachary Jaggom hatte sich gewissenhaft auf die Blutmesse vorbereitet. In seinem weiten, wallenden Gewand verbarg er einen Dolch. Doch es war noch nicht soweit, die Waffe in die Hand zu nehmen.
In Schalen dampfte eine Flüssigkeit, die der Hexer und die Hexe gebraut hatten. Dämpfe stiegen daraus hoch und vereinigten sich zu einem gelben Nebel, der träge über die Wände der Teufelskapelle kroch.
Auf einem kunstvoll geschnitzten Pfahl steckte der gehörnte, skelettierte Schädel eines Tiers. Leere schwarze Augenhöhlen wohnten dem Beginn der teuflischen Zeremonie bei.
Sue Hickox trug ein einfaches Baumwollkleid. Zachary Jaggom befahl ihr, es auszuziehen, und sie fing träge an, die Knöpfe zu öffnen. Es hatte den Anschein, daß sie mit offenen Augen schlief.
Der Hexer hatte das Mädchen in Trance versetzt, damit sie gefügig war. Er haßte jede Art von Lärm in der Teufelskapelle. Es hätte ihm nicht gefallen, wenn sich Sue Hickox gewehrt und versucht hätte, zu fliehen.
Dadurch, daß sie sich in Trance befand, ging alles glatt, still und reibungslos ab.
Sue zog ihr Kleid über die Schultern.
»Weiter!« verlangte der Hexer, und sein Blick saugte sich an der nackten Haut des Mädchens fest.
Sie gehorchte, und bald fiel das Kleid auf den Boden. Sue stieg aus diesem Stoffring, als ihr der Hexer beide Hände entgegenstreckte. Auch sie hob die Hände, und auf ihrem schönen Gesicht erschien ein seliger, verklärter Ausdruck. Es sah aus, als würde sie sich auf den Tod freuen, als könnte sie es nicht erwarten, auf dem Altar des Bösen zu sterben.
Geschmeidig und lautlos bewegte sich das nackte Mädchen. Zachary Jaggom betrachtete wohlgefällig ihren jungen, biegsamen Körper, der dem Fürsten der Finsternis bestimmt zusagen würde.
Auch die anderen Mädchen waren schön gewesen, doch keines hatte die feierliche Schönheit von Sue Hickox gehabt. Sue war etwas Besonderes.
Sie erreichte den Altar, vor dem Jaggom stand. Ihre Fingerspitzen berührten seine, und dann schlossen sich seine Hände um ihre.
»Asmodis wird heute nacht besonders zufrieden sein«, sagte der Hexer. Die Kapuze seiner Kutte warf einen schwarzen Schatten über sein Gesicht. In dieser Dunkelheit glänzten seine bösen Augen wie Kohlestücke.
Er wies auf den Altar. Ein steinerner Sockel war es,
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