Night School 02 - Der den Zweifel saet

fallen.
    Jo holte zwei Schachteln aus dem Kleiderschrank und hielt sie in die Höhe. »Da keiner von uns ein Date hat, was bei mir, nebenbei bemerkt, übrigens noch nie vorgekommen ist, bin ich der Meinung, dass wir zwei heute Abend ganz besonders toll aussehen müssen«, sagte sie. »Damit alle wissen, was sie verpassen.«
    Sie warf eine der Schachteln Allie zu, die sie verdutzt hin und her drehte, bis sich auf einmal ein breites Grinsen in ihrem Gesicht abzeichnete. »Du bist ein Genie!«
    »Weiß ich.« Jo griff sich zwei Handtücher. »Ich fand dein Haar super, damals, als du hier aufgetaucht bist. Los. Du und ich. Ins Bad. Sofort.«
    Sie ignorierten die neugierigen Blicke von zwei Mädchen, die an den Waschbecken standen, und verzogen sich kichernd in eine Duschkabine.
    Ohne viel Aufhebens zog Jo ihr Oberteil aus und legte sich ein Handtuch um die Schultern. Allie tat es ihr gleich.
    Mit einem schmatzenden Geräusch zog Jo sich Gummihandschuhe über und schüttelte eine der Plastikflaschen. »Am besten mach ich deins und du meins. Bei einem selbst geht das nicht gut.«
    Allie musste sich vornüberbeugen, dann spritzte Jo eine lila Masse auf ihr Haar und begann, sie mit den Gummihandschuhhänden einzumassieren. »Ich find’s toll, wenn mir jemand anders die Haare wäscht.«
    »Wie ’n Kopforgasmus, ich weiß.«
    »Wo hast du das Zeug her?«, fragte Allie.
    Während sie Allies Hinterkopf massierte, sagte Jo: »Die Freundin meines Bruders hat’s mir geschickt. Ich hab sie letzte Woche angerufen.«
    In der Kabine stank es nun so stark nach Chemikalien, dass Allies Augen zu tränen begannen. »Ach, du hast das also von langer Hand geplant?«
    »Die Idee ist mir nach unserer Versöhnung gekommen.« Voller Befriedigung patschte Jo die Masse auf Allies Haarenden. »Wie eine Vision.«
    Eine Stunde und zwei ruinierte Handtücher später standen sie wieder in Jos Zimmer und bewunderten ihr Werk.
    Allies Haar, das in nassen Strähnen auf ihre Schultern herabhing, war von einem lebendigen, beinahe metallischen Rot. Und Jos kurze blonde Locken glänzten jetzt pinkfarben.
    Jo lächelte liebenswürdig und schüttelte ihr feuchtes Haar. »Ich seh aus wie ein Kobold.«
    Allie betrachtete sich mit einem Anflug von Melancholie.
Und ich seh so aus wie ich als alte Frau.
    Als könnte sie ihre Gedanken lesen, sah Jo sie über den Spiegel an. »Alt siehst du genauso schön aus wie neu.«
    Es klopfte. »Wir geben nichts!«, rief Jo und riss die Tür auf.
    Dort standen Zoe und Rachel, mitsamt Klamotten.
    Allie hatte darauf bestanden, dass sie sich zusammen hübsch machten. Nach all dem Trennenden, das dieses Trimester vorgefallen war, wollte sie, dass sie wenigstens in dieser einen Nacht alle zusammen feierten. Damit sie auf sie aufpassen konnte.
    Als Zoe Jos pinkes Haar erblickte, klappte ihr die Kinnlade runter.
    »Mann, du siehst echt
toll
aus!« Aufgeregt begann sie, auf der Stelle zu hüpfen, bis der Stoff in ihrem Arm raschelte.
    »Kommt rein.« Jo trat einen Schritt zurück. »Und macht euch darauf gefasst, phantastisch auszusehen.«
    »Aber Hände weg von meinen Haaren!«, sagte Rachel mit Blick auf Allies Kopf. »Ziemlich lebhaft«, war alles, was ihr dazu einfiel.
    Hilflos zuckte Allie die Schultern. »Es ist einfach über uns gekommen.«
    »Ich will auch lila Haare …« Zoe warf ihr Kleid aufs Bett.
    »Tut mir leid, aber dein jugendliches Haar muss leider seine natürliche Farbe behalten, dieweil wir nämlich das ganze Färbemittel aufgebraucht haben«, erwiderte Jo. »Aber bleib doch einfach bei uns, dann kannst du dich im Schein unseres vielfarbigen Ruhms sonnen. Und ich kann dich schminken«, fügte sie rasch hinzu, als sie Zoes enttäuschtes Gesicht sah.
    Hoffnungsvoll sah Zoe zu ihnen auf. »Viel Schminke?«
    Jo lächelte und hielt einen goldenen Lippenstift hoch, der im Licht glitzerte. »So viel dein Herz begehrt.«
    Zuerst stylte sie Allies Locken, bis sie rot glänzten. Als Nächstes bürstete sie Zoes braune Haare, bis sie aussahen wie eine Rauchglasplatte, dann zog sie sie nach hinten und flocht Bänder hinein. Anschließend schminkte sie Zoes Augen mit einem dunkelblauen Eyeliner und trug eine üppige Schicht Mascara auf. Als sie auch noch erdbeerrotes Gloss auftrug, warf Rachel ihr einen skeptischen Blick zu.
    »Sie sieht aus wie eine Zwergen-Nutte.«
    »Mir gefällt’s.« Zoe warf ihrem Spiegelbild einen Schmollmund zu. »Ich seh älter aus, finde ich. Reifer.«
    »Ist doch nur der Cimmeria-Ball. Wird schon