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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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wirklich nicht versucht …« Ihre Augen huschten von einem zum anderen und verharrten kurz bei Carter, der jedoch ihren Blick mied. »Ich weiß, dass ich egoistisch und gruselig war, und ich kann nur hoffen …«, hilflos sah sie Rachel an, »… dass ihr mir verzeihen könnt. Und mir dabei helft … mich zu bessern.«
    Es folgte eine kurze Pause, und dann redeten plötzlich alle durcheinander.
    »Natürlich können wir …«
    »Du glaubst doch nicht …«
    »Das hätte doch jedem passieren …«
    Alle waren unheimlich nett zu ihr, doch Allie war erleichtert, als die Unterhaltung sich von der unangenehmen Wahrheit (Allies Zusammenbruch) in sicherere Gefilde bewegte (Allies Flucht).
    »Wie hast du das geschafft?«, fragte Lucas mit aufrichtigem Interesse in seinem Blick. »Es heißt, du wärst über den Zaun geklettert.«
    »Wie denn?«, fragte Allie spöttisch. »Unmöglich. Zumindest für mich. So riesig, wie das Teil ist.«
    »Hat dir eigentlich jemand geholfen?«, fragte Jules vorsichtig.
    Allie zögerte. »Kann man so nicht sagen …«
    »Was machen die jetzt mit dir?« Carters Stimme ließ alle anderen verstummen. Man konnte sich darauf verlassen, dass er die richtige Frage stellte. »Welche Art von Strafe?«
    »Hausaufgaben, und zwar jede Menge. Lebenslänglich Gartenarrest.« Sie mimte ein unbekümmertes Achselzucken. »Das Übliche.«
    Ein Blick in Carters Gesicht sagte ihr, er ahnte, dass da noch was war. Doch sie konnte ihnen nicht alles sagen. Sie konnte nicht verraten, was Lucinda ihr versprochen hatte. Zumindest nicht jetzt.
    In diesem Augenblick gingen die Türen zur Küche auf. Allie betrachtete die schwarz livrierten Bedienungen, die in Zweierreihen mit dampfenden Platten hereinkamen, als sie plötzlich Sylvain bemerkte, der an einem der Nachbartische saß und sie vielsagend ansah. Seine Augen waren so hell und kalt wie Splitter von Gletschereis.

[zurück]

Sieben
    Am nächsten Tag ging Allie zum ersten Mal seit Wochen wieder ganz normal zum Unterricht.
    Offenbar waren ihre Lehrer vorgewarnt, denn keiner machte eine Bemerkung über ihr plötzliches Wiederauftauchen, nur Zelazny warf ihr einen giftigen Blick zu, als sie sich in Altertumsgeschichte auf ihren Platz setzte.
    Die Schüler waren weniger zurückhaltend. Dass man sie anstarrte, damit konnte Allie umgehen, obwohl es ihr kalt den Rücken hinunterlief. Schwerer zu ertragen waren die Beleidigungen, die gerade so laut geflüstert wurden, dass sie es hören konnte. Die meiste Zeit gelang es ihr, sie zu ignorieren. Doch dann flüsterte jemand unüberhörbar: »Glaubst du,
die
hat Jo umgebracht …?«
    Erst mal blieb Allie die Spucke weg. Dann ließ ein weißglühender Schmerz sie alle guten Vorsätze vergessen.
    Sie fuhr herum und richtete ihren Stift wie einen Dolch auf die beiden Mädchen, die hinter ihr saßen: Amber und Ismay, Katie Gilmores Busenfreundinnen.
    Die »Zwillinge des Bösen« hatte Allie sie immer genannt, damals, als sie noch einen Sinn für Humor gehabt hatte. Jetzt verstand sie überhaupt keinen Spaß mehr.
    »An eurer Stelle«, sagte sie leise und mit erstaunlich fester Stimme, »würde ich das lieber lassen.«
    Die beiden kicherten unsicher. Man sah ihnen an, dass sie nicht genau wussten, ob sie Allie verspotten oder doch lieber Angst vor ihr haben sollten.
    Dann warf Amber mit geübter Nonchalance ihre langen, blonden Haare über die Schulter. »Die macht mir echt Angst«, sagte sie. »Die hat so Verbrecheraugen. Dass die hier frei rumlaufen darf!«
    Das verlieh auch Ismay, der ewigen Nachmacherin, den nötigen Mut, und hasserfüllt sagte sie: »Das reinste Monster.« Sie verzog den Mund zu einem verächtlichen Lächeln. »Tu du uns doch allen den Gefallen und hau einfach noch mal ab!«
    Irgendwie entschärfte die Belanglosigkeit ihrer Worte die Situation. Allies Ärger ebbte ab. Solange es nicht gegen Jo ging und die Beleidigungen sich nur gegen sie selbst richteten – das hielt sie aus. Dennoch hätte sie ihnen am liebsten eins auf ihre vorlauten kleinen Nasen gegeben; mal sehen, was sie dann gesagt hätten.
    Aber sie hatte Lucinda versprochen, dass es keinen Ärger geben würde. Und keinerlei Regelverstöße. Dafür durfte sie dann den
richtigen
Leuten wehtun.
    Bis dahin musste sie jedem Ärger aus dem Weg gehen.
    Sie löste ihre Faust und nahm den Stift wieder in Schreibhaltung.
    »Ihr seid mir zwei Spacken«, sagte sie so laut, dass alle es hören konnten. Dann drehte sie ihnen den Rücken zu und versuchte, sich mit

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