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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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jemanden, den Allie nicht sehen konnte, zu sich her. Im nächsten Augenblick stand Raj neben ihnen. Die Männer deuteten zum Dach hinauf. Raj verschränkte die Arme und heftete seinen Blick auf sie.
    Allie schluckte.
    Höchste Zeit für ein neues Versteck
.
    Sie sprang auf, lief zu der Dachschräge und rutschte auf dem Hosenboden hinunter. Ihr kurzer Faltenrock war für solche Unternehmungen nicht gemacht und knüllte sich unter ihr, die dunklen Strumpfhosen sogen sich auf den nassen Ziegeln voll. Mit den Fingerspitzen hielt sie sich an der Dachrinne fest, balancierte über das Gesims und schwang sich durchs offene Fenster auf den Schreibtisch in ihrem Zimmer.
    Als sie wohlbehalten gelandet war, wollte sie sich triumphierend strecken – und erstarrte: Vor ihr stand Isabelle, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Die Rektorin wartete nicht auf ihre Entschuldigung.
    »Jetzt ist es aber genug!« Sie klang wütend, doch aus ihrer Stimme klang auch Traurigkeit.
    Ein Teil in Allie fühlte sich schuldig, weil sie Isabelle verletzte. Doch diese Stimme schob sie mühelos beiseite. Stattdessen zuckte sie verächtlich die Achseln.
    »Schön. Wie du meinst. Mir geht’s wieder
richtig
gut. Ich gelobe Besserung und tu’s auch nie wieder, bla, bla, bla …«
    Isabelle atmete hörbar ein. Mitleid mit der gekränkten Isabelle zu haben, war das Letzte, was Allie wollte. Da nahm sie ließer Reißaus. Sie ging auf die Tür zu.
    Isabelle hatte sich offenbar wieder gefangen. »Ich bin nicht deine Feindin, Allie.«
    »Ach nein?« Allie stand an der Tür und musterte sie, als wäre Isabelle eine Probe unterm Mikroskop.
    »Allie …« Isabelle griff nach ihrem Arm, besann sich dann aber und ließ die Hand sinken. »Ich mache mir einfach Sorgen um dich. Und ich möchte dir helfen. Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du mich nicht lässt.«
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte Allie sich um Hilfe und Rat an Isabelle gewandt – damals, als sie sich noch nahestanden. Als sie ihr noch vertraute.
    Das war endgültig vorbei.
    Sie bedachte die Rektorin mit einem gleichgültigen Blick. »Es ist nur so, Isabelle: Deine Hilfe führt jedes Mal dazu, dass Menschen sterben. Und deshalb … Nein, danke.«
    Das saß.
    Isabelles Gesicht fiel in sich zusammen, und Allie lief hinaus.
    Mit den Tränen kämpfend, humpelte sie durch die große Halle. Das Knie tat ihr weh, und das Geräusch ihrer ungleichen Schritte (tapp- TAPP , tapp- TAPP ) hallte in der Stille wider wie hämisches Gelächter.
    Mit gesenktem Kopf ging sie an den polierten Eichenpaneelen vorbei, mit denen die alten Mauern der Cimmeria Academy getäfelt waren. Auch für die großen Ölgemälde hatte sie keinen Blick. Manche der Porträts waren doppelt so groß wie sie selbst und zeigten längst verstorbene Männer und Frauen in schweren Seidengewändern und Geschmeide. Genauso wenig beachtete sie die vielhundertteiligen Kristalllüster an der Decke, die anderthalb Meter hohen Kerzenhalter und die Wandteppiche, die blässliche Edelfrauen darstellten, wie sie auf Pferden sorglosen Füchsen hinterherjagten.
    Für all das hatte sie keine Augen, als sie zum Rittersaal schlich und die Tür hinter sich zumachte. Der riesige Festsaal war leer und wurde nur von dem schwachen Nachmittagslicht erhellt, das durch die riesigen Fenster am anderen Ende des lang gestreckten Raums einfiel. Allies Schritte hallten von den Wänden zurück, während sie über den Boden lief, den Kopf voll düsterer Gedanken, die sie bedrängten wie Dämonen.
    Dreiunddreißig Schritte in die eine Richtung, und kehrt. Dreiunddreißig Schritte zurück. Und wieder von vorn.
    Sie schäumte innerlich.
Warum sollte es mir leidtun? An allem, was passiert ist, ist Isabelle schuld. Jo hat ihr vertraut. Und jetzt ist Jo tot.
    Allie wirbelte herum und stapfte in die andere Richtung.
    Wie so oft in diesen Tagen, eilten ihre Gedanken zurück in den verschneiten Wald, zu den flatternden Elsternflügeln, einer kleinen Gestalt, die durch den Schnee flitzte.
    Es war wie mit dem Schorf auf einer Wunde, die sie nicht in Ruhe lassen konnte, obwohl es wehtat. Sie zupfte die ganze Zeit an den Rändern ihrer Erinnerung herum, und so ließ der Schmerz nie nach.
    Vielleicht wollte sie ja gar nicht, dass der Schmerz nachließ.
    Jo ist tot. Alle haben sie im Stich gelassen. Und jetzt soll ich so tun, als ob alles »normal« wäre, Isabelle? Leck mich!
    Allie machte kehrt und marschierte weiter.
    Sie würde Isabelle nie mehr vertrauen können. All das war

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