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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Starr wie eine Tote saß sie auf ihrem Stuhl, in blauer Leinenhose und weißer Bluse, die blonden Haare zu einem Zopf gebunden und blickte teilnahmslos ihr Gegenüber an. Dumpf spürte sie in ihrem Körper die Wirkung des Sedativums, das sie ihr seit dem Eklat nun vor den Sitzungen spritzten. Wie aus der Ferne vernahm sie die kehlige Stimme des Psychologen. Er versuchte seit einer halben Stunde vergeblich, an sie heranzukommen. Seine aussichtslose Situation entlockte ihr ein inneres Grinsen. Sollten sie sich doch die Zähne an ihr ausbeißen. Sie blieb hinter der Schutzmauer ihrer Amnesie, hinter der sie Ruhe und Abgeschiedenheit suchte, die diese Psychoheuchler ihr einfach nicht lassen wollten. Sie horchte in sich hinein. Ihr Herz blieb stumm, zeigte keine Regung bei dem Gedanken an Ronald. Aber tief in ihr schlummerte ein sonderbares Gefühl. Jedoch zwischen ihr und diesem Gefühl lag eine beträchtliche Kluft.
    „Frau Seitz?«, hörte sie wie durch eine Nebelwand die kehlige Stimme. Eva starrte auf das vergitterte Fenster, durch das die Sonnenstrahlen, unterbrochen durch die Gitterstäbe, in die Mitte des Raumes zwischen ihr und dem Psychologen fielen. Der Mann ihr gegenüber mit dem blassen Gesicht und dem fahlen Haarschopf beobachtete sie, als lauere er auf die geringste Geste, aus der er etwas ableiten könne. Mit keiner Miene signalisierte sie ihm, dass in diesem Moment ihr Geist ungehindert durch die schmalen Lücken der Gitterstäbe hindurch schwebte. Hinaus in die laue Sommerluft bis hin zu ihrem Haus am Rhein. Wie im Zwielicht sah sie den Tag vor sich ...
    Ein Sonntag war es gewesen. Ronald hatte hinter seinem Schreibtisch gesessen und Arztberichte diktiert ...
    Ihr Kopf schmerzte und die aufkommenden Bilder wollten ihr ständig entgleiten. Sie zwang sich, alles deutlich vor sich zu sehen. Ronald hinter seinem Schreibtisch …
    Sie war in seinem Rücken an ihn herangeschlichen, hatte ihre nackten Arme um seinen Hals geschlungen und gurrend seinen Nacken geküsst. Wie jedes Mal, wenn sie das tat, war dabei ihr Blick auf die beiden Bilder gefallen, die nebeneinander einen Eckplatz auf seinem Schreibtisch innehatten. Aus dem imposanten Silberrahmen strahlte sie selbst ihn an. Aus dem kleineren daneben seine vor einem Jahr verstorbene erste Frau. Eva hatte auf die Bilder gestarrt. Augen und Lippen zusammengekniffen und gegen das aufkommende Kribbeln in ihrem Bauch gekämpft.
     
    Das Kribbeln überfiel sie auch in diesem Moment. Eva rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Sie erwartete, dass sich der Psychologe wieder meldete, was in der kommenden Sekunde geschah.
    „ Ja, Frau Seitz, ich sehe es doch. Sagen Sie mir, was in Ihnen vorgeht«, durchdrang seine Stimme ihre Geistesarbeit. Ach, dachte Eva, halt deine Klappe, du Therapeutenbazille. Dir binde ich nichts auf die Nase. Nach der kurzen Unterbrechung zwang sie sich zurück in ihre Gedanken. Ronald hatte ihr Geheimnis nie erfahren. Und jetzt konnte er es nicht mehr. Es würde vermutlich für alle Zeit ihres bleiben. Wem sollte sie es auch anvertrauen? Verflixt, nicht ablenken lassen. Zurück zum Haus. Zum Schreibtisch ihres Mannes ...
    Sie hatte ihm übers Haar gestrichen und gemurmelt. „Komm, Ronald, es ist so wunderschön draußen, lass uns ein wenig in den Pool gehen.«
    Er hatte genickt aber weiter diktiert. Sie sich aus seiner Umarmung gelöst und war durch das herrschaftliche Wohnzimmer geschlendert. Nach Elkes Tod hatte Eva es völlig umgestellt und neu ausstaffiert. Befriedigt nahm sie zur Kenntnis, dass es ihr gelungen war. Obwohl Ronald sich nie lobend geäußert hatte. Durch die halb aufgezogene Glastür schimmerte im Garten unter der Beleuchtung das Schwimmbecken türkisblau.
    Den Abend hatten sie auf der Terrasse verbracht. Ronald klagte über Kopfschmerzen und Unwohlsein, hatte nicht versuchte, sich ihr zu nähern. Früher als üblich erhob er sich und hatte ihr einen Gutenachtkuss gegeben. Sie selbst hatte noch keine Lust, ihm zu folgen, denn die Luft war so herrlich warm wie in Spanien. Aus dem Zimmer hatte sie den angefangenen Roman geholt dabei die noch nahezu volle Weinflasche geleert.
    Noch bevor sie die Tür zum Schlafzimmer geöffnet hatte, hörte sie ihn schnarchen. Ronald war ein stiller Schläfer, schnarchte nur, wenn er erkältet war. Sie hatte überlegte, ob sie lieber die Nacht ungestört im Gästezimmer verbringen sollte, entschloss sich aber dagegen.
    Diese Nacht hatte Ronald geschnarcht wie eine ganze Bärenfamilie. Immer

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