Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
Vom Netzwerk:
geschnitten waren. Jo bestand darauf, dass alle etwas aßen, bevor sie gingen. »Letztes Jahr habe ich den ganzen Tag vor Aufregung nichts gegessen und wäre auf dem Ball fast in Ohnmacht gefallen.« Lisa, die so dünn war wie ein Gänseblümchenstängel, knabberte zaghaft ein Gurkensandwich an und legte es gleich wieder auf einer Serviette ab. Jo warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Aufessen, Lisa.«
    »Aber ich hab keinen Hunger«, sagte Lisa und schob das Sandwich von sich.
    Allie, die das Mittagessen hatte ausfallen lassen, um Schlaf nachzuholen, nahm sich ein Käsesandwich und biss herzhaft hinein. »Meine Güte, wie kannst du keinen Hunger haben? Ich sterbe fast!«
    Lisa wurde langsam panisch, weil sie sich immer noch nicht entschieden hatte, wie sie ihr Haar tragen solle. Sie hielt eine Zeitschrift hoch. Auf der Seite, die sie aufgeschlagen hatte, war ein aufwendig gestyltes blondes Model abgebildet.
    »Bleib cool und lass mich doch einfach mal machen«, sagte Jo. »Besser als so kriege ich es allemal hin. Zuerst kümmere ich mich aber um dein Haar, Allie. Bei Lisa dürfte es nämlich ewig dauern.«
    Allie stopfte sich das restliche Sandwich in den Mund. »Mmph«, machte sie zustimmend, während sie sich auf den Stuhl setzte.
    »Genau meine Meinung.« Jo bürstete Allies Haar und begann dann vorsichtig das Band hineinzuflechten.
    »Ich liebe es, frisiert zu werden«, sagte Allie und schloss die Augen. »Das ist wie eine Kopfmassage.«
    »Für den Fall, dass meine teure Erziehung ihren Zweck verfehlen sollte, gebe ich hiermit offiziell bekannt, dass ich in London Mayfair einen Frisiersalon eröffnen werde«, verkündete Jo, während sie geschickt eine Locke hochdrehte und feststeckte. »Und nennen werde ich ihn Mayhair .«
    Allie lachte sie von unten an. »Das ist ja schon richtig konkret. Meinen Segen hast du. Und ich werde deine erste Kundin sein – falls deine teure Erziehung nichts fruchten sollte.«
    Wie Jo vorhergesagt hatte, dauerte es unendlich lange, bis sie fertig waren. Allein Lisas Haar brauchte eine halbe Ewigkeit. Nach einigen Diskussionen trug sie es schließlich einfach hochgesteckt, was ihren schlanken Hals optimal zur Geltung brachte.
    »Perfekt.« Lisa lächelte ihr Spiegelbild an. »Jo, du bist ein Genie.«
    »Ich weiß«, sagte Jo, während sie ihr eigenes Haar auf knabenhaft trimmte, was ihr ausgesprochen gut stand. »Ratet mal, wie spät es ist.«
    Allie sah auf ihre Uhr und stöhnte. »Jetzt aber zackig, Ladys, wir haben nur noch zehn Minuten.«
    Sie schnappten sich ihre Kleider.
    »Ich wusste es!«, sagte Jo, während sie sich das silberne Minikleid über den Kopf zog. Allie machte ihr den Reißverschluss zu.
    »Und wie du es gewusst hast. Hat uns ja auch sehr geholfen.«
    Jo schlüpfte rasch in ihre Riemchensandalen und half anschließend Allie, das lange, weiße Seidenkleid anzuziehen.
    Allie betrachtete sie voller Bewunderung. »Du siehst aus wie ein Filmstar.«
    »Mag sein, Darling, dafür siehst du aus wie eine Märchenprinzessin.«
    Lisa trug ein silbern glänzendes, blaues Seidenkleid mit Spaghettiträgern und passender Seidenstola, die sie locker um die Schulter geworfen hatte. Als sie endlich ihre Schuhe anzog, applaudierten Jo und Allie sarkastisch.
    »Du siehst großartig aus, aber es dauert echt ewig, bis du mal fertig bist«, sagte Jo.
    Lisa nahm ihre Abendtasche und lächelte arglos. »Das sagen alle.«
    »Halt! Keiner verlässt den Raum, ehe ich nicht ein Foto gemacht habe«, rief Jo plötzlich und wedelte mit einer Kamera.
    Sie zog Allie und Lisa vor den großen Spiegel, wo sie sich kichernd aneinanderdrängten. Als sie alle im Spiegelbild zu sehen waren, hielt Jo die Kamera hoch und drückte auf den Auslöser.
    »Perfekt«, sagte sie mit Blick auf das Bild. »Wir sehen phantastisch aus.«
    »So gut werden wir vermutlich nie wieder aussehen«, sagte Lisa traurig. Allie und Jo sahen sie verdutzt an und prusteten los.
    »Du bist ein unverbesserlicher Trauerkloß«, sagte Jo und umarmte sie. »Pass bloß auf, sonst bring ich dir wieder dein Haar durcheinander.«
    Um Punkt acht verließen sie das Zimmer. An der Treppe stellten sie fest, dass sich unten eine lärmende Schar Jungs versammelt hatte, alle im Frack.
    Die Mädchen hielten kurz inne, während die Jungs zu ihnen aufschauten und verstummten. Allie kam dieser Moment unwirklich vor – es war wie in einem Traum. Gestern Abend noch wäre sie fast nackt in einem Teich ertrunken, und jetzt, nur ein paar Stunden

Weitere Kostenlose Bücher