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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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hatte eine Schnittwunde an der Stirn und war voller Schmutz. Als er Ally am steilen Hang klettern sah, verlor sein Gesicht alle Farbe. “Ally, nein!”
    Nur noch ein paar Meter. Sie würde jetzt nicht aufgeben. Jo und Brian sahen herunter. “Mein Gott!”, schrie Jo. “Ally, nicht! Warte!”
    Das ging jetzt nicht mehr, sie hatte ihn schon fast erreicht. Chance schüttelte wieder den Kopf. Er sah ein wenig mitgenommen aus, hatte seinen Schock aber überwunden und fing jetzt an, Ally langsam entgegenzuklettern.
    Sie bewegte sich konzentriert weiter und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was sie hier machte. Denn wenn sie das täte, würde sie die Nerven verlieren. So vertieft war sie in ihre anstrengende ungewohnte Aufgabe, dass sie zusammenzuckte, als plötzlich Chance an ihrer Seite erschien. Sie wäre fast in Tränen ausgebrochen und wollte ihn packen, ihn schütteln und ihn schwören lassen, dass er nie wieder etwas so Dummes machen würde, aber er sah sie mit genau demselben Blick an, und sie brachte kein einziges Wort heraus.
    “Du bist nicht angeseilt”, stieß Chance hervor und rutschte auf sie zu, um einen Arm um sie legen zu können. “Ally, mein Gott, wenn du loslässt …”
    Sie lachte und weinte gleichzeitig. “Glaub mir, ich werde nicht loslassen. Aber versprich mir dasselbe.”
    Sein Blick war unglaublich intensiv. “Ich werde nicht fallen.”
    “Versprich es.” Es war verrückt, aber sie musste es hören. “Versprich es”, wiederholte sie drängend.
    “Ich verspreche es.” Er berührte sie kurz und blieb dicht hinter ihr. Ally blickte sich immer wieder nervös über die Schulter. Seine Hände waren aufgeschürft, er war erschöpft und ihm war schwindlig, aber er lächelte ihr zu und machte ihr Mut. “Ich bin okay”, versicherte er, doch sie konnte es nicht glauben.
    Endlich erreichten sie den Rand des Abgrunds, und mit letzter Kraft kletterten sie hinüber. Chance ging in die Knie und schwankte leicht, und dann breitete er die Arme aus, und Ally warf sich ihm aufschluchzend an seine breite Brust. Jo umarmte beide, und alle gemeinsam umarmten Brian.
    “Okay, vielleicht hast du doch Talent zum Kraxeln”, scherzte Chance, aber sein Lächeln erreichte nicht seine Augen.
    “Das war selbst für meinen Geschmack ein wenig zu abenteuerlich”, gestand Ally.
    “Für meinen auch.” Er umarmte sie so fest, dass sie kaum atmen konnte, aber das war ihr im Augenblick völlig gleichgültig.
    Er war der wundervollste Mann auf Erden, und sie war hoffnungslos in ihn verliebt. Aber er liebte sie nicht, und er würde es auch nie tun. Das durfte sie nicht vergessen, auch wenn er sie jetzt so liebevoll ansah, als wäre sie das Wichtigste auf der Welt für ihn.
    “Ally …”
    “Ich höre Sirenen”, sagte sie und löste sich aus seiner Umarmung, damit er nicht weitersprach. Sie wusste, was sie von ihm hören wollte, aber nicht auf diese Weise. Nicht in diesem Augenblick, der vom Eindruck der bestandenen Gefahr geprägt war.
    Der Krankenwagen und eine Polizeistreife erschienen und verwarnten den anderen Fahrer. Die Sanitäter versorgten Chances wenige Kratzer. Nachdem sie den Unfallhergang zu Protokoll gegeben hatten und die Straße geräumt worden war, konnten sie endlich nach Hause fahren.
    “Ally.” Chance hielt sie auf, als sie in Jos Wagen steigen wollte, und legte eine Hand an ihre Wange. “Geht es dir wirklich gut?”
    Sie nickte und blinzelte die aufsteigenden Tränen fort. Gemeinsam stiegen sie ein, und Chance spürte, dass etwas nicht stimmte, aber Ally wich seinem Blick aus. Sie hatte sich so sehr danach gesehnt, diesen liebevollen, sehnsüchtigen Blick in seinen Augen zu sehen. Und jetzt in dieser Situation, in der bei allen die Nerven blank lagen, wurde ihr Traum endlich Wahrheit.
    Doch schon bald würde er sie wieder ansehen, als ob sie ein Problem wäre, das er lösen musste – ein Problem, von dem er sich wünschte, dass es verschwinden möge.
    “Du hast mich gerettet, Ally”, flüsterte Chance.
    “Nein.” Jetzt war er ihr auch noch dankbar. Das würde sie nicht ertragen können. “Du hättest es auch ohne mich geschafft.”
    Er streichelte ihre Wange. “Du hast Hilfe gerufen, du hast wieder und wieder meinen Namen gerufen und mich aus meinem Schockzustand gerissen. Du hast mir das Leben gerettet, Ally.” Er nahm ihre Hände und küsste zärtlich die Kratzer an ihren Knöcheln. Dann drückte er Ally an sich.
    Er zitterte, und sie strich ihm beruhigend über den Rücken.

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