Nimm mich, wie ich bin
“Es ist schon gut”, sagte sie leise. “Du bist in Sicherheit.”
Er lachte rau auf. “Glaubst du, ich denke an mich? Ich denke nur an dich, Ally.”
“Mir geht es gut.”
“Das freut mich. Aber ich bin ein absolutes Wrack, also halt mich ganz fest, und lass mich nicht los.”
Für eine kleine Weile, dachte sie wehmütig. Er würde nicht mehr lange so denken, aber wenigstens konnte sie diese kurze Zeitspanne genießen.
Jo setzte Ally vor ihrer Hütte ab, und Chance folgte ihr wortlos, als ob es selbstverständlich war, dass er bei ihr blieb. Jo nickte ihnen beiden zu und fuhr davon. Ally sagte nichts und ließ ihn hereinkommen, da er entschlossen zu sein schien, mit ihr zu reden.
Ally benutzte als Erste das Bad und ging dann nervös in der Küche auf und ab, ohne von der heißen Schokolade zu probieren, die Chance für sie gekocht hatte. Im Bad hörte sie Wasser rauschen.
Chance duschte. Sie malte sich aus, wie das heiße Wasser über seinen wundervollen Körper strömte. Chance brauchte dringend Schlaf nach all diesen Anstrengungen und würde bei ihr bleiben wollen.
Wenn er wüsste, dass sie dumm genug gewesen war, sich in ihn zu verlieben, würde er wahrscheinlich so schnell davonlaufen, wie ihn seine Beine trugen. Er war ein Einzelgänger, und dass er Brian Zuneigung gezeigt hatte, bedeutete nicht, dass er in der Lage war, einer Frau sein Herz zu schenken. Er konnte nichts dafür, er war nun einmal so.
Und das hieß, dass sie so schnell davonlaufen musste, wie ihre Beine sie trugen. Am besten zurück nach San Francisco.
Sie ging ins Wohnzimmer, und bald darauf schon erschien Chance an der Tür. Seine ernste Miene verriet ihr, dass er in nachdenklicher Stimmung war. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, sein Haar zu trocknen, und er duftete nach ihrem Shampoo. Als er sie sah, lächelte er, aber sie bemerkte die Verspannung in seinen Schultern und den sorgenvollen Ausdruck in seinen Augen. Sie war überrascht. Sie hatte ihn in guter und schlechter Laune erlebt, voller Leidenschaft, traurig und auch beunruhigt. Aber nie war er so gewesen wie jetzt.
“Ich brauchte dich heute und du warst bei mir”, sagte er. “Du musstest dein Leben dafür riskieren, und du hast keinen Moment gezögert.” Er schüttelte den Kopf. “Ich muss immer wieder daran denken, wie ich mich gefühlt habe, als ich glaubte, der Wagen würde dich überrollen.”
“Aber mir ist nichts geschehen. Dafür hast du gesorgt.”
“Vom ersten Augenblick, als du hier ankamst, hatte ich dieses lächerliche Bedürfnis, dich in Sicherheit zu wissen.” Er lachte freudlos. “Ich konnte es nicht begreifen. Es machte mich wahnsinnig, dich riskante Dinge tun zu sehen. Dabei tue ich nichts anderes, und das jeden Tag, aber als ich dich Rad oder Kajak fahren sah, musste ich sehr an mich halten, um nichts zu sagen.”
“Ich erinnere mich nicht, dass du besonders zurückhaltend gewesen wärst”, meinte sie trocken.
“Was ich sagen will, ist, dass es die Hölle für mich war, zu sehen, welche Freude du an allem hattest. Aber ich konnte nichts tun.” Er holte tief Luft. “Und heute hätte es dich fast das Leben gekostet.”
“Mein Leben gehört mir”, erwiderte sie leise. “Nicht dir.”
“Ich weiß. Ich versuche ja, mich zurückzuhalten. Und ich weiß, dass du heute allein sein wolltest, und vielleicht hätte ich dich auch in Ruhe lassen sollen.” Chance wandte ihr den Rücken zu, ging zum Kamin und sah ins Feuer. “Aber ich war einfach nicht in der Lage dazu.”
Ally konnte seine Niedergeschlagenheit keinen Moment länger ertragen. Sie trat hinter ihn und umarmte ihn, die Wange an seinen Rücken gelehnt. Dann schlüpfte sie mit den Händen unter sein T-Shirt und streichelte die warme Haut seines flachen Bauchs.
Zunächst rührte Chance sich nicht, doch als sie seinen Namen flüsterte, seufzte er tief auf, drehte sich zu ihr um und küsste ihr Haar. “Ach, Ally, ich will dich so sehr. Bitte sag mir, dass du mich auch willst.”
“Das weißt du doch.”
“Sag es.”
“Ich will dich, Chance.”
Er presste den Mund auf ihren Hals, strich mit der Zungenspitze über die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. “Ich möchte dich fühlen”, wisperte er.
Ally war überglücklich, denn er brauchte sie wirklich. Hier und jetzt war dieser große, starke Mann völlig hilflos und sehnte sich nach ihrer Liebe. “Bitte berühr mich, Chance.”
Sie knieten sich beide auf den Teppich vor dem Kamin, wobei sie sich langsam
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