Nimm s bitte nicht personlich
der Wunsch nach Rache und die Selbstzerstörung als Reaktion auf Kränkungen sind Hauptmerkmale der sogenannten posttraumatischen Verbitterungsstörung ( PTED Linden 2003).
Es beschreibt ein Symptom, das nach auÃergewöhnlichen, aber lebensüblichen Belastungen auftritt. Wenn Menschen durch den Verlust des Arbeitsplatzes, durch Untreue des Ehepartners oder durch Trennung den Zusammenbruch wichtiger Grundannahmen erleben, kann das eine Verbitterungsstörung zur Folge haben. Diese Menschen fühlen sich hilflos ausgeliefert, erleben ihre Situation als ungerecht und herabwürdigend und können sich nicht wirksam verteidigen. Die Folge sind Hilflosigkeit, Resignation, das Verharren in der Opferrolle und Selbstzerstörung. Dies alles hat appellativen Charakter an die Angehörigen und die Umwelt, wie schlimm mit ihnen verfahren wurde. Es kann im Suizid oder im erweiterten Suizid (Selbstmord in Kombination mit der Ermordung anderer Menschen) enden.
Im Unterschied zur Kränkung sind die Auslöser bei der Verbitterungsstörung heftiger und die Fähigkeit, die Gekränktheit zu beenden in hohem MaÃe getrübt. Man könnte sagen, die Verbitterungsstörung ist eine chronifizierte, sich im Lauf der Zeit verfestigende Kränkung. Verbitterte Menschen haben keinen Zugang zu ihren Selbstheilungskräften oder dem Bewusstsein, dass sie etwas an ihrer Situation ändern können. Die einzige Erleichterung erfahren sie über Rache, ansonsten gibt es keinen Ausweg. Die Schuld liegt bei den anderen, denen sie sich hoffnungslos ausgeliefert fühlen. Wie nach jedem Trauma drängen sich die belastenden Situationen wiederkehrend auf, die Betroffenen träumen von dem Ereignis und meiden Orte und Gegenstände, die an dieses Ereignis erinnern.
Diese Reaktionen treten beispielsweise häufig nach einer auÃerehelichen Affäre auf. Die Grundüberzeugung, sich immer treu zu sein, die Sicherheit, uns bringt nichts auseinander, so etwas passiert bei uns nicht, wird von einer Minute zur anderen enttäuscht. Es bricht eine Welt zusammen, die bisher Halt gab. Das Vertrauen ist völlig dahin und die betrogenen oder verlassenen Partner finden oft über Jahre hin keine Ruhe. Immer wieder durchdenken sie die Situation, quälen sich mit allen Einzelheiten der damaligen Vorfälle, was sie sagten, was der andere entgegnete, wie er sich verhielt etc. Auch Ãberlegungen, wie sie diesen Betrug hätten verhindern können, woran sie Zeichen der Untreue hätten erkennen können, wie sie es hätten besser machen können, drängen sich zwanghaft auf und sind nicht oder nur sehr schwer abzustellen. Sie geben sich die Schuld an diesem Ereignis, spüren aber auch groÃen Hass auf den Partner. Orte, Autos, Garderobe, Jahreszeiten, Lieder, alles was mit der Affäre irgendwie in Verbindung steht, löst sofort das Trauma, die Gedankenkette und innere Selbstzerfleischung aus.
Eine Wende kann es geben, wenn diese Menschen sich Hilfe holen und erfahren, dass sie gar nicht so ausgeliefert sind, sondern ihre Situation verändern können. Fragen Sie sich: »Will ich mir zu meinem Schaden auch noch den Rest meines Lebens zerstören?«
Wenn die Antwort »Nein« lautet, dann haben Sie echte Chancen. Eine Veränderung beruht jedoch darauf, Ihre Grundannahmen an der Realität zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Und Ihre Verbissenheit und den Wunsch, unbedingt recht bekommen zu müssen, einzutauschen gegen Gelassenheit: hinzunehmen, was nicht zu ändern ist und zu ändern, was in Ihrer Macht steht.
Sich aus der Verbitterung lösen
Es ist schlimm, was Ihnen passiert ist,
auch wenn Sie Ihren Opferstatus aufgeben.
Sie können sich Hilfe holen.
Rache, Selbstzerfleischung und Recht-haben-Wollen verstärken die Verbitterung.
Lernen Sie Einfluss zu nehmen auf Ihr Leben,
denn Sie schmieden Ihr Glück oder Unglück.
Der gelassene Umgang mit Kränkungen
Ein gelassener Umgang mit Kränkungen ist das erklärte Ziel, weil er der beste Schutz vor unangenehmen Gefühlen und der Trübung unseres Selbstbildes darstellt.
Die folgenden konkreten Schritte dienen dazu, Kränkungssituationen unbeschadeter zu überwinden.
1. Gestehen Sie sich die Kränkung ein
In dem Moment, in dem Sie sich gekränkt fühlen, ist es hilfreich, sich diesen seelischen Schmerz einzugestehen, statt ihn wegzureden oder zu überspielen. Warum ist das
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